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Astronomie

Erdzwilling in unserer Nachbarschaft

Potenziell lebensfreundliche Super-Erde Gliese 832c liegt nur 16 Lichtjahre entfernt

So könnte die Super-Erde Gliese 832c aussehen, links neben ihm der Rote Zwerg Gliese 832. © PHL/ University of Puerto Rica, Arecibo

Nur 16 Lichtjahre von uns entfernt existiert eine potenziell bewohnbare Super-Erde. Der Planet Gliese 832c umkreist einen Roten Zwerg auf einer Bahn, die ihm vermutlich ähnliche Temperaturen wie auf der Erde verleihen. Zurzeit gehört Gliese 832c damit zu den drei erdähnlichsten Exoplaneten, die man bisher kennt – und er ist uns sehr nahe, wie das internationale Astronomenteam berichtet.

Der nur 16 Lichtjahre von der Erde entfernte Rote Zwerg Gliese 832 ist für Astronomen kein unbekannter. Bereits 2009 hatten Forscher einen weiter außen kreisenden Gasriesen in seiner Umlaufbahn entdeckt. Der Planet Gliese 832b, benötigt neun Jahre für einen Umlauf und gilt als „kalter“ Jupiter. Weil ein Roter Zwerg sehr viel weniger Energie abstrahlt als die Sonne, liegt die habitable Zone – die Zone, in der Temperaturen flüssiges Wasser ermöglichen – weiter innen als in unserem Sonnensystem.

Mini-Version des Sonnensystems

Astronomen um Robert Wittenmyer von der University of New South Wales haben nun um diesen Zwergstern einen zweiten Planeten entdeckt. Dies gelang mit Hilfe des Anglo-Australian Telescope und dem 3,6 Meter Telekops der Europäischen Südsternwarte, die das leichte Taumeln des Sterns durch die Schwerkraft-Einwirkung des Planeten einfingen. Dieser umkreist Gliese 832 weiter inne und benötigt für einen Umlauf nur 16 Tage.

Mit der fünffachen Erdmasse gehört er zu den Super-Erde – Gliese 832c ist damit ein Gesteinsplanet. „Mit einem äußeren Gasriesen und einem inneren Gesteinsplaneten könnte man sich dieses Planetensystem als eine Miniaturversion unseres Sonnensystems vorstellen“, sagt Koautor Chris Tinney von der University of New South Wales.

Gliese 832c im Vergleich zur Erde © PHL/ University of Puerto Rica, Arecibo

Lebensfreundliche Bedingungen?

Weil der Rote Zwerg leuchtschwächer ist als die Sonne, empfängt die neue Super-Erde trotz ihrer engen Umlaufbahn etwa genauso viel Strahlungsenergie wie die Erde von der Sonne, wie die Astronomen erklären. Deshalb könnte die Temperatur auf seiner Oberfläche etwa der der Erde entsprechen – flüssiges Wasser wäre möglich. Allerdings sorgt die schräge Rotationsachse des Planeten dafür, dass auf ihm extreme Jahreszeiten-Unterschiede existieren.

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Hätte Gliese 832c eine ähnliche Atmosphäre wie die Erde, wäre Leben auf ihm durchaus möglich, meinen die Astronomen. Allerdings: „Angesichts der großen Masse des Planeten könnte es aber sein, dass er auch eine dichtere Atmosphäre hat, die Wärme einfängt und ihn zu einer Art Super-Venus macht – zu heiß für Leben“, sagt Tinney. Wie die Gashülle der Super-Erde tatsächlich beschaffen ist, ist aber noch nicht klar.

Rang 3 auf dem Erdähnlichkeits-Index

Wie die Forscher berichten, liegt Gliese 832c dennoch bisher an dritter Stelle des Earth Similarity Index (ESI), einer Skala, die die Erdähnlichkeit von Exoplaneten beschreibt. Je näher ein Planet dem Wert 1 für die Erde kommt, desto erdähnlicher ist er. Der auf dieser Skala führende Exoplanet ist mit einem Wert von 0,84 Gliese 667C c, eine Super-Erde, die rund 23 Lichtjahre entfernt liegt. Gefolgt wird sie von Kepler-62e mit einem Wert von 0.83, der allerdings mit 1.200 Lichtjahren Entfernung nicht gerade in der Nachbarschaft liegt. Dann folgt der neue Planet Gliese 832c mit einem Wert von 0,81. (Astrophysical Journal, in press; arXiv:1406.5587)

(University of New South Wales, 01.07.2014 – NPO)

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