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Zoologie

Darwin-Finken vom Aussterben bedroht

Parasitische Fliege macht Finken auf den Galapagos-Inseln zu schaffen

Der Laubsängerfink (Certhidea olivacea), einer der bedrohten Darwin-Finken. © Dvorak

Bedrohte Artenvielfalt: Die Bestände der Darwin-Finken auf den Galapagos-Inseln schrumpfen in beängstigendem Ausmaß. Biologen aus Österreich machen eine eingeschleppte Fliegenart für den Rückgang der Finkenpopulation verantwortlich. Die Forscher warnen: Wenn nichts gegen die Parasiten unternommen wird, könnten einige Arten der Darwin-Finken aussterben.

Die Vielfalt der Darwin-Finken inspirierte Charles Darwin einst zu seiner Theorie über die Mechanismen der Evolution. Mit unterschiedlichen Schnabelformen haben sich die ansonsten ähnlichen Finken auf dem Galapagos-Archipel an verschiedene Nahrungsquellen angepasst. Diese Artenvielfalt ist jedoch jetzt in Gefahr: Einzelne Arten der geschichtsträchtigen Finken sind vom Aussterben bedroht.

Zufallsentdeckung: Parasitenbefall

Die Verhaltensbiologin Sabine Tebbich von der Universität Wien untersucht zusammen mit Kollegen von der Gesellschaft „BirdLife Österreich“ bereits seit 1998 den Finken-Bestand auf den Galapagosinseln. Schon im Jahr 2008 stellten die Forscher einen dramatischen Rückgang fest: „Wir sprechen in manchen Populationen von einem Schwund von bis zu 75 Prozent“, so Tebbich.

Eher zufällig stießen die Biologen auf die Ursache des Finkensterbens: Während sie eigentlich den Werkzeuggebrauch der Finken beobachten wollten, fanden sie Fliegenmaden, die offenbar die Vogelnester befallen. „Wir fanden Küken, deren Körper von Parasiten zerlöchert waren und entdeckten beim Durchsuchen der Nester die Fliegenmaden“, berichtet Tebbich. Die Fliegen besiedeln die Nester der Vögel, legen ihre Eier in den Nasenlöchern der Tiere ab und saugen das Blut der Küken.

Fliegenmaden der parasitischen Art Philornis downsi in einem Darwinfinken-Nest. © Fessl

Parasit mit Obst eingeschleppt

Die verantwortliche Fliege gehört zur Art Philornis downsi und wurde in den 1960er Jahren vermutlich mit Obstlieferungen aus Trinidad auf den Galapagosinseln eingeschleppt. Tebbich erklärt: „Die Tier- und Pflanzenwelt auf den Galapagos-Inseln hat sich in Isolation entwickelt und kann eingeschleppten Parasiten nichts entgegensetzen“. Durch den Parasitenbefall sind die Vögel geschwächt und damit auch anfälliger für anderen Stress, etwa durch Pflanzenschutzmittel oder auch starken Regen. Letztendlich bedroht also eine ganze Reihe ungünstiger Faktoren das Überleben der Darwin-Finken.

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Mit einem Experiment wollen die Forscher herausfinden, wie eng diese einzelnen Faktoren miteinander verknüpft sind. Dazu befreiten sie einige Finkennester von den parasitischen Fliegen und setzten sie in einen anderen Teil des Galapagos-Nationalparks um. Dort werden keine Pflanzenschutzmittel verwendet. Diese Kontrollgruppen sollen zeigen, wie hoch die Wechselwirkungen zwischen den Gefahrenquellen für die Finken sind.

Viele Lösungsideen, traurige Prognose

Wissenschaftler aus aller Welt diskutieren seit Jahren über Möglichkeiten zum Schutz der Darwin-Finken. Ideen gibt es viele: Fliegenfallen mit Pheromonen oder hyperparasitären Wespen, die auf Kosten der Fliegen leben, oder auch die Züchtung männlicher Fliegen, die anschließend sterilisiert und per Hubschrauber „auf die Weibchen losgelassen werden“, so dass sich die Fliegen nicht weiter vermehren. Solche Eingriffe in das Ökosystem bergen allerdings auch immer die große Gefahr, lediglich ein Problem durch das nächste zu ersetzen, anstatt das System zu stabilisieren. Außerdem sind sie meistens sehr teuer, und bis sie tatsächlich Wirkung zeigen, vergeht ein langer Zeitraum. Die Finken selbst beherrschen einen vielversprechenden Trick: Sie polstern ihre Nester gern mit Watte. Insektizide in diesen Wattebäuschen scheinen sehr wirkungsvoll gegen Parasiten zu sein.

Tebbich und ihr Team wollen in ihrem momentanen Projekt noch mehr über die parasitischen Fliegen und den Brutrückgang der Finken herausfinden. Mit weiteren Informationen hoffen sie, einer passenden Rettung für die Darwin-Finken auf die Spur zu kommen. Denn in einem ist sich die Biologin sicher: „Wenn wir kein Mittel gegen die Fliege finden, könnten sogar manche Arten aussterben“, lautet ihre traurige Prognose. „Die Lage ist ernst.“

(Universität Wien, 11.06.2014 – AKR)

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