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Informatik

Software macht Verfolger im Netz sichtbar

Programm zeigt, wer unser Internetverhalten protokolliert und weiterverbreitet

Beim Surfen geben wir unfreiwillig auch persönliche Informationen preis. © freeimages

Jeder Internet-Surfer kennt das Phänomen: Ruft man etwa ein Nachrichten-Portal auf, öffnen sich zugleich Link-Angebote, Videos, Bilder und Anzeigen von Versandhändlern, Stromanbietern oder Airlines – offenbar passgenau auf die eigene Person abgestimmt. Wer erkundet eigentlich unsere Interessen und Vorlieben im Netz? Eine neue Software macht diese „Datenverfolger“ und Drittanbieter im Netz erkennbar und zeigt, in welche Länder die Daten fließen.

Wer eine Webseite aufruft, lädt neben den Hauptinhalten dieser Seite auch Cookies auf seinen Rechner. Codeschnipsel, mit denen Dritte den Nutzer, seine personenbezogenen Daten und sein Verhalten im Internet analysieren können. Beim Surfen lesen die Drittanbieter der Websites diese Informationen aus und platzieren so passgenaue, vermeintlich auf uns zugeschnittene Informationen. Haben wir beispielsweise vorher in einem Webshop ein bestimmtes Produkt angesehen, erscheint prompt auch auf dem nachher besuchten Nachrichtenportal Werbung für genau diese Produktklasse.

„Tracking the Trackers“

Ein sechsköpfiges Team von Informatik-Studenten am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat nun nachverfolgt, wie die Privatsphäre von Nutzern im Internet ausgespäht wird. „Tracking the Trackers – Wer verfolgt mich im Web?“ hieß die Frage, zu der die Informatiker eigenständig eine Softwarelösung entwarfen. Ihre Entwicklung ermöglicht es, eine Menge von Webseiten zu durchsuchen, etwa die Liste der zuletzt auf dem eigenen Rechner aufgerufenen Webseiten oder die 100 meistbesuchten Webseiten in Deutschland.

Die Software „Backtracker“ identifiziert, sammelt und analysiert die Drittanbieter und Tracker, also jene Dienste, die den Datenverkehr des Nutzers auskundschaften und beispielsweise für gezielte Werbeplatzierungen auswerten. „Es ging darum, ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie man beobachtet wird, wenn man im Netz surft“, sagt Sebastian Labitzke, einer der wissenschaftlichen Betreuer des Projekts am KIT.

Weltkarte zeigt Weitergabe unserer Daten

An welche Händler und Anbieter wo in der Welt die Daten weitergereicht werden, führt die Entwicklung der jungen Informatiker mit Markierungen auf einer grafischen Weltkarte anschaulich vor Augen: Die Daten fließen ausgehend von der beispielhaft aufgerufenen Seite rund um den Globus, in die Niederlande ebenso wie in die USA und nach Taiwan. Für die Nutzer kann dieses Wissen aufgrund der unterschiedlichen Datenschutzgesetzgebung in den jeweiligen Staaten von Bedeutung sein.

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„Die Arbeit lässt die sehr abstrakten Netzstrukturen sichtbar werden“, sagt Hannes Hartenstein vom Institut für Telematik (ITM). Der von den Studenten erarbeitete Prototyp sei in seinen Möglichkeiten erweiterbar und als nützliches und legales Werkzeug im Sinne des Datenschutzes denkbar. Ob und wann das Programm auch für alle Nutzer frei verfügbar sein wird, ist noch nicht klar.

(Karlsruher Institut für Technologie, 14.05.2014 – NPO)

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