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Medizin

Gesunde Rotwein-Substanz nur ein Hype?

Resveratrol ist nicht für die positive Wirkung verantwortlich

Rotwein in Maßen gilt als gesund. © freeimages

Als Hype entlarvt: Der Rotwein-Inhaltsstoff Resveratrol ist offenbar nicht der große Gesundmacher, als der er verkauft wurde. Eine Langzeitstudie von US-Forschern findet jedenfalls keinerlei Zusammenhang zwischen Resveratrol und Gesundheit der Probanden. Stattdessen muss ein anderer Inhaltsstoff für die gefäßschützende Wirkung von Rotwein, Beeren und Kakao verantwortlich sein, so die Forscher im Fachmagazin „JAMA Internal Medicine“.

Rotwein in Maßen ist gesund: Jeden Tag ein Gläschen soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen wirken und die Gefäße schützen. Als dafür verantwortlicher Inhaltsstoff gilt das Resveratrol. Diese Substanz wirkt als Antioxidans, es bindet aggressive Sauerstoffverbindungen in den Zellen und mindert so den Zellstress. Das Resveratrol ist auch in anderen Nahrungsmitteln enthalten, die als gesund gelten: beispielsweise in Kakao und Beerenobst.

Test über neun Jahre

Weil mehrere Studien für den positiven Effekt des Resveratrols sprachen, nutzten auch Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln ihre Chance: Heute gibt es zahlreiche Pillen und Pülverchen, die den angeblichen Wunderstoff enthalten. Doch Richard Semba von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore und seine Kollegen wecken nun Zweifel an der heilsamen Wirkung des Resveratrols.

Für ihre Studie hatten die Forscher bei 783 älteren Probanden untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Gesundheit und der Menge eines Resveratrol-Abbauprodukts im Urin gab. Letzteres eignet sich gut als Indikator, weil es anzeigt, wie viel Resveratrol die Teilnehmer regelmäßig über ihre Ernährung zu sich nahmen. Alle Teilnehmer waren zu Studienbeginn mindestens 65 Jahre alt, ihre Urinwerte und Gesundheit wurden über neun Jahre hinweg verfolgt.

Kein Effekt von Resveratrol nachweisbar

Das Ergebnis war ernüchternd: Diejenigen, die viel Resveratrol zu sich genommen hatten, waren nicht gesünder als die mit wenig. Sie unterschieden sich weder in der Häufigkeit von Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Entzündungen noch in ihren Sterberaten, wie die Forscher berichten. Es gebe daher keine Anzeichen dafür, dass das Resveratrol die positiven Wirkungen habe, die man ihm zuschreibe. „Die Resveratrol-Geschichte scheint ein weiteres Beispiel für einen Gesundheits-Hype zu sein, der einer Überprüfung nicht standhält“, so Semba.

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Doch das bedeutet nicht, dass Rotwein und Co wirkungslos sind, wie die Forscher betonen. Studien haben die positiven Effekte eines moderaten Rotweinkonsums bereits gut dokumentiert und auch die günstigen Wirkungen von dunkler Schokolade und Beerenobst sind belegt. „Die positiven Effekte kommen aber offenbar von anderen Polyphenolen oder Substanzen in diesen Lebensmitteln“, sagt Semba.

„Es handelt sich um komplexe Nahrungsmittel – unsere Studienergebnisse belegen nur, dass Resveratrol nicht das Geheimnis hinter ihrer positiven Wirkung zu sein scheint“, so der Forscher. (JAMA Internal Medicine, 2014; doi:10.1001/jamainternmed.2014.1582)

(JAMA, 13.05.2014 – NPO/MVI)

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