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Psychologie

Liebe macht uns stabiler

Studie zeigt: Beziehungen prägen die Wesenszüge junger Erwachsener nachhaltig

Eine Liebesbeziehung macht emotional stabiler. © Jan-Peter Kasper/FSU

Liebe verändert uns – und das ganz konkret: Psychologen haben festgestellt, dass eine romantische Beziehung die Persönlichkeit junger Erwachsener nachhaltig positiv beeinflusst. Und das, selbst wenn sie nur kurz anhält. Besonders Wesenszüge wie Ängstlichkeit, Depressionen oder ein geringes Selbstwertgefühl verbessern sich messbar, wie die Studie belegt. Junge Erwachsene, die eine Beziehung eingehen, können nur gewinnen, betonen die Forscher daher.

Gerade jetzt im Frühling sind sie überall zu sehen: Frisch verliebte Pärchen, die Hand in Hand durch die Stadt laufen und auf Wolke sieben schweben. Schon nach wenigen Wochen verschwindet zwar der erste Gefühlsrausch und die Welt erscheint nicht mehr ganz so rosarot. Doch Liebe und Romantik haben durchaus auch eine nachhaltige Wirkung, wie Psychologen der Universitäten Jena und Kassel herausgefunden haben.

Für ihre Studie begleiteten die Forscher 245 Paare im Alter zwischen 18 und 30 Jahren neun Monate lang und befragten die jeweiligen Partner alle drei Monate getrennt voneinander. Mittels eines Online-Fragebogens ermittelten sie dabei sie die Zufriedenheit mit der Beziehung, aber auch den Grad des sogenannten Neurotizismus. Diese Eigenschaft gehört zu den fünf Grunddimensionen der menschlichen Persönlichkeit, mit denen sich jeder Mensch charakterisieren lässt.

Liebe macht weniger neurotisch

„Neurotische Menschen sind eher ängstlich, unsicher und schnell reizbar, sie neigen zu Depressionen, haben häufig ein geringes Selbstwertgefühl und sind oft unzufrieden mit dem Leben“, erklärt Christine Finn von der Universität Jena. Um herauszufinden, wie stark die Studienteilnehmer diese Wesenszüge besaßen, sollten sie fiktive Alltagssituationen und ihre mögliche Bedeutung für die eigene Partnerschaft bewerten. „Dieser dritte Teil war entscheidend, denn neurotische Menschen verarbeiten Umwelteinflüsse anders“, erklärt Finn. So reagieren sie stärker auf negative Reize und neigen dazu, mehrdeutige Situationen negativ anstatt positiv oder neutral zu interpretieren.

Die Auswertungen ergaben: Die Forscher stellten nun fest, dass diese Tendenz während einer Liebesbeziehung schrittweise abnimmt. Einerseits stärken sich die Partner gegenseitig, so Finn. Doch die entscheidende Rolle spielt die kognitive Ebene, das heißt die innere Gedankenwelt eines Menschen: „Die positiven Erfahrungen und Emotionen mit dem Partner verändern die Persönlichkeit nicht direkt, sondern indirekt – durch die Veränderung der Denkstrukturen und der Wahrnehmung von vermeintlich negativen Situationen“, betont die Forscherin.

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Partnerschaft hilft gegen negatives Denken

Vereinfacht gesagt: Die Liebe hilft, zuversichtlicher durch das Leben zu gehen und nicht mehr so schnell den Teufel an die Wand zu malen. Diesen Effekt konnten die Wissenschaftler sowohl bei Männern als auch bei Frauen beobachten. „Natürlich reagiert jeder Mensch unterschiedlich stark und eine lange, sehr glückliche Beziehung wirkt sich mehr aus als eine kurze“, sagt Koautor Franz Neyer von der Universität Jena. „Doch ganz allgemein lässt sich sagen: Junge Erwachsene, die eine Beziehung eingehen, können nur gewinnen!“

Für Finn enthalten die Ergebnisse noch eine andere positive Botschaft – nicht nur für Menschen mit neurotischen Zügen, sondern auch für Menschen, die unter Depressionen oder Angststörungen leiden: „Eine ganze Persönlichkeit lässt sich zwar nur schwer umformen, doch unsere Untersuchung bestätigt: Negatives Denken lässt sich abtrainieren!“, sagt die Jenaer Psychologin. (Journal of Personality, 2014; doi: 10.1111/jopy.12102)

(Friedrich-Schiller-Universität Jena, 09.05.2014 – NPO)

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