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Medizin

Stillen schützt Mütter vor Diabetes

Frauen haben noch Jahrzehnte später ein vermindertes Risiko für Typ-2-Diabetes

Stillen bringt dem Kind viele Vorteile © SXC

Stillen gilt als gesund – vor allem fürs Kind. Aber es hat auch einen handfesten Nutzen für die Mutter, wie eine Langzeitstudie deutscher Forscher jetzt belegt: Frauen, die ihre Kinder stillten, haben demnach langfristig ein um 40 Prozent geringeres Risiko für Diabetes Typ 2. Das Stillen verändert den Stoffwechsel der Mutter und hilft so, Diabetes vorzubeugen, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Diabetologia“ berichten.

Stillen bringt dem neugeborenen Säugling viele Vorteile: Mit der Muttermilch nimmt er wichtige Antikörper und Botenstoffe zur Stärkung der Immunabwehr auf. Dies hilft nicht nur bei der Erregerabwehr, auch die Darmflora wird durch den nahrhaften Cocktail entscheidend geprägt und optimiert, wie Studien zeigen. Gleichzeitig wirkt sich der intensive Kontakt zwischen Mutter und Kind auch positiv auf die Psyche des Kindes aus und bringt ihm später Vorteile.

Weniger Diabetes und geringeres Körpergewicht

Aber auch die Mutter profitiert, wie nun Susanne Jäger vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und ihre Kollegen herausfanden. Für ihre Untersuchung werteten sie Daten von 1.262 Müttern aus, die zwischen 1994 und 2005 an der Potsdamer EPIC-Studie teilgenommen hatten – einer Langzeitstudie, die die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. Alle Teilnehmerinnen wurden zur Stilldauer und zu ihrem Lebensstil befragt, außerdem entnahmen die Forscher Blutproben und analysierten sie auf Biomarker hin, die Rückschlüsse auf den Fett-, den Leber- und den Zuckerstoffwechsel sowie Entzündungsprozesse im Körper geben.

Das Ergebnis: Bei Frauen, die ihre Kinder gestillt hatten, lag das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken um rund 40 Prozent niedriger als bei nicht stillenden Müttern, wie die Forscher berichten. Dieses geringere Diabetesrisiko ist zudem unabhängig vom sozialen Status und dem Lebensstil. Auch ein geringerer Body-Mass-Index konnten die Ergebnisse nur zum Teil erklären, so Jäger und ihre Kollegen. Vor etwa zwei Jahren hatte eine Studie bereits gezeigt, dass Stillen das Körpergewicht von Frauen noch Jahrzehnte später beeinflusst.

Bessere Blutfettwerte und mehr Schutzhormon

Die Analysen der Biomarker im Blut der Mütter deuten nun darauf hin, dass längere Stillzeiten das Stoffwechselprofil der Mütter anhaltend verändert. Das beeinflusst nicht nur das Körpergewicht, sondern auch die Anfälligkeit für Stoffwechselkrankheiten. So hatten Frauen, die lange gestillt haben, im Schnitt niedrigere Blutfettwerte und höhere Adiponectin-Spiegel. Adiponectin ist ein vom Fettgewebe freigesetztes Hormon, das sich günstig auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel auswirkt, indem es beispielsweise die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen verbessert.

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„Dieses spräche dafür, dass Stillen sowohl das Körpergewicht als auch die Stoffwechsellage des Körpers verbessert, die wiederum das Risiko der stillenden Mütter für Typ-2-Diabetes verringert. Befunde anderer Untersuchungen stützen unsere Studienergebnisse“, sagt Studienleiter Matthias Schulze vom DIfE. „Stillen ist also nicht nur gut für die Kinder, auch die Mütter profitieren davon“, ergänzt Erstautorin Jäger. (Diabetologia, 2014; doi: 10.1007/s00125-014-3247-3)

(Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, 05.05.2014 – NPO)

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