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Klima

Klimaneutrales Berlin im Jahr 2050

Machbarkeitsstudie belegt: Die Metropole könnte langfristig vom Umbau sogar profitieren

2050 könnte Berlin eine klimaneutrale Stadt sein © Tobi 87 / GFDL

Berlin könnte schon im Jahr 2050 eine klimaneutrale Stadt sein. Und dieser Umbau würde die Wirtschaft der Metropole sogar stärken. Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Berliner Senats. Wichtigste Säulen der darin vorgeschlagenen Umbauszenarien: Stromerzeugung per Photovoltaik, Wärme aus Gas und Biomasse und der Umstieg auf Elektroautos. Dies umzusetzen bedeute zwar eine große Anstrengung, am Ende aber profitieren alle, betonen die Forscher.

Die Temperaturen steigen und mit ihnen die Meeresspiegel: Der Klimawandel hat längst begonnen. Den Treibhausgas-Ausstoß senken ist daher eine der wichtigsten Zielsetzungen, um diese Entwicklung zu stoppen. „Wenn wir gefährlichen Klimawandel vermeiden wollen, müssen wir rasch und entschieden handeln. Städte haben hier eine besondere globale Verantwortung, da im urbanen Leben und Wirtschaften die meisten Treibhausgas-Emissionen entstehen“, erklärt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

2011 fasste die Berliner Regierungskoalition daher den Beschluss: Bis 2050 soll Berlin klimaneutral werden. Bislang war jedoch nicht klar, wie und ob überhaupt dieses Vorhaben umgesetzt werden kann. Ein vom PIK geführtes Team aus acht Forschungs- und Beratungseinrichtungen hat deshalb untersucht, ob ein klimaneutrales Berlin bis 2050 machbar ist. In dem Fachgutachten berechnen die Experten verschiedene Szenarien und geben anhand dessen konkrete Vorschläge dazu, auf welchem Weg das Ziel erreicht werden kann.

Erdgas, Biomasse und Solarstrom

Die Experten suchten zunächst nach Wegen, wie Berlin seinen Energieverbrauch klimafreundlicher machen kann. Eine ganz entscheidende Schlüsselrolle nehmen hierbei die Gebäude in der Hauptstadt ein, wie sie feststellten. Diese müssten zum einen zügig saniert werden, um sie besser zu isolieren und energieeffizienter zu machen. Zum anderen sollte Wärme künftig stärker aus Erdgas und Biomasse statt aus Kohle und Öl erzeugt werden. Dabei komme der Erhöhung des regenerativen Anteils im Erdgas – beispielsweise aus Überschussstrom – eine wichtige Rolle zu, so die Forscher.

Im Stromsektor sehen die Wissenschaftler die Photovoltaik als Schlüsseltechnologie für die Metropole. Zusammen mit mehr Energie-Effizienz könne Berlin damit sogar unter dem Strich mehr Strom erzeugen als selbst verbrauchen. Auf diese Weise könnte Berlin bis 2050 zum Nettoexporteur von weitgehend erneuerbar erzeugtem Strom werden, wie die Forscher errechneten. Braunkohlestrom aus Brandenburg braucht Berlin dann nicht mehr – wohl aber märkischen Windkraftstrom im Winter.

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Für ein klimaneutrales Berlin müssen mehr Elektroautos zum Einsatz kommen © Avda / CC-by-sa 3.0

Klimaneutrale Berliner fahren Elektroautos

Viel Verkehr herrscht täglich in der Millionenstadt Berlin. Über die Abgase gelangt weiteres Kohlendioxid in die Luft. Und das in nicht gerade unerheblichem Ausmaß: 23 Prozent der jährlichen Treibhausgas-Emissionen Berlins stammen aus dem Verkehrssektor. Daher haben die Forscher auch diesen Sektor genauer unter die Lupe genommen.

Sie stellten fest: Er ist das zweitwichtigste Standbein für einen Umbau. In Zukunft muss Berlin die verschiedenen Verkehrsmittel und -systeme besser vernetzen und die Menschen aus den Autos in die öffentlichen Verkehrsmittel bringen. Um die Klima-Ziele erreichen zu können, reiche das allein aber nicht aus. Zusätzlich müssten die Berliner auch noch verstärkt von ihrem Benziner oder Dieselfahrzeug auf ein Elektroauto umsteigen.

Die Theorie in die Praxis umsetzen

Innerhalb von 15 Monaten haben die Forscher im Rahmen der Studie zwei verschiedene Szenarien entwickelt und auch die mögliche Finanzierung berechnet. „Der Umbau des Energiesystems würde Investitionen bedeuten, die unter dem Strich die Berliner Wirtschaft erheblich stärken könnten“, sagt Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin. So könnte der Ausbau von überwiegend lokalen erneuerbaren Energien ökonomische Effekte von bis zu 138 Millionen Euro pro Jahr für die Region bringen.

Beide Szenarien haben eines gemeinsam: Sie führen dazu, dass Berlin bis 2050 klimaneutral ist. Nun hoffen die Forscher, dass die von ihnen erarbeiteten Konzepte auch Gehör finden werden. „Wenn Berlin sich zum Umstieg entschließt, das zeigen unsere Zahlen überraschend klar, dann profitieren am Ende alle – die Umwelt und die Menschen in der Stadt“, sagt Fritz Reusswig vom PIK. „Klar ist aber auch, dass das eine große Anstrengung wird“, fügt er hinzu.

„Mit der Machbarkeitsstudie kann Berlin zeigen, dass eine moderne Metropole den eigenen Kohlendioxid-Fußabdruck auf ein klimaverträgliches Maß reduzieren kann. Die Wissenschaft hat der Stadt gangbare Pfade gezeigt. Jetzt ist es an Berlin, sie auch tatsächlich zu beschreiten“, mahnt Schellnhuber. ( Machbarkeitsstudie Klimaneutrales Berlin 2050 )

(Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin, 19.03.2014 – KEL)

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