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Paläontologie

Größtes Landraubtier Europas entdeckt

In Portugal entdecktes Fossil eines Torvosaurus ist der größte jemals lebende Prädator

Schädel des Torvosaurus gurneyi. © Christophe Hendrickx

Furchterregender Fleischfresser: Ein in Portugal gefundener Dinosaurier hat sich als das größte jemals in Europa lebende Landraubtier entpuppt. Mit zehn Metern Länge und bis zu fünf Tonnen Gewicht war der Torvosaurus gurneyi einer der größten fleischfressender Dinosaurier des Jura. Mit seinen rund zehn Zentimeter langen, scharfen Reißzähnen tötete er selbst andere große Dinosaurier, wie Paläontologen im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten.

Die Alcobaça und Lourinhã- Formationen nördlich von Lissabon gelten als wahre Fundgrube der Paläontologie: Nirgendwo sonst in Europa wurden bisher so viele Dinosaurierfossilien aus der Zeit des Jura vor rund 150 Millionen Jahren geborgen. Neben Knochen und Zähnen stießen die Paläontologen hier auch auf zahlreiche fossile Fußspuren der Riesenechsen. Selbst Dinosaurier-Embryos inmitten von versteinerten Eiern wurden hier bereits entdeckt.

Die Relikte der größten in diesem Gebiet entdeckten Art ordneten die Paläontologen bisher Torvosaurus tanneri zu, einer auch in Nordamerika häufigen Dinosaurierart. Dieser räuberische Fleischfresser gilt als einer der Top-Prädatoren des Jura, er nahm damals die Position in der Nahrungskette ein, die später Tyrannosaurus rex übernahm. Allerdings machten subtile Unterschiede an Zähnen und Knochen die Forscher stutzig: Handelte es sich wirklich um die gleiche Art wie in Nordamerika?

Getrennte Arten

Christophe Hendrickx und Octavio Mateus von der Universität Lissabon und dem Museum von Lourinhã haben dies nun genauer untersucht und dafür alte und neue Funde von Torvosaurus-Fossilien aus den Jura-Formationen analysiert und mit denen aus Nordamerika verglichen. Dabei stießen sie vor allem im Kiefer auf deutliche Unterschiede: Der in Nordamerika heimische Torvosaurus trug elf und mehr Zähne in seinem Kiefer, der portugiesische aber besaß grundsätzlich weniger als elf, wie die Forscher berichten. Auch Maulform, Oberkieferknochen, Unterschenkel und Schwanzwirbel passten nicht zusammen.

Rekonstruktion des Torvosaurus gurneyi im Vergeich zu einem Menschen. © Hendrickx et al., / PloS ONE

Ihre Schlussfolgerung: Europa hatte vor rund 150 Millionen Jahren bereits seine eigene Torvosaurus-Art entwickelt. „Zwar gehörten beide zur gleichen Gattung, aber sie waren damals durch tausende Kilometer Ozean voneinander getrennt“, so die Forscher. Im späten Jura waren daher beiderseits dieser Barriere bereits zwei getrennte Arten entstanden.

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Europas größter Prädator

Und die europäische Variante des Torvosaurus hatte es in sich: Allein sein Unterkiefer war mehr als 60 Zentimeter lang, wie die Forscher berichten. „Mit einer Schädellänge von 115 Zentimetern war Torvosaurus gurneyi einer der größten Fleischfresser seiner Epoche“, sagt Hendrickx. Der größte bisher gefundene Vertreter dieser Art erreichte seiner Schätzung nach eine Länge von zehn Metern und ein Gewicht von vier bis fünf Tonnen.

Weltweit gab es zwar später, in der Kreidezeit, noch größere Dinosaurier. „Aber in Europa aber ist Torvosaurus gurneyi bis heute das größte jemals entdeckte Landraubtier“, betonen die Forscher. Wer dem Torvosaurus gurneyi gegenüber stand, hatte einigen Grund zum Fürchten: Die klingenartigen Reißzähne des Fleischfressers waren immerhin zehn Zentimeter lang – das reichte, um selbst große Beute zu packen und zu töten. „Er war ein aktiver Prädator, der selbst andere große Dinosaurier jagte“, erklärt Hendrickx. Gepanzert war die Riesenechse aber wohl nicht, denn Fossilfunde deuten darauf hin, dass der Torvosaurus schon eine Vorform von Federn trug. (PLoS ONE, 2014; doi:10.1371/journal.pone.0088905)

(PLoS ONE, 06.03.2014 – NPO)

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