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Medizintechnik

Ausgeruht trotz Schlafapnoe

Ein implantierter Schrittmacher kann künftig die Atempausen im Schlaf verringern

Der implantierte Schrittmacher stimuliert nachts den Unterzungennerv der Patienten. © Universitätsmedizin Mannheim

Neue Behandlung für Apnoe-Betroffene: Ein implantierter Stimulator für den Unterzungennerv könnte Apnoikern in Zukunft zu einem erholsameren Schlaf verhelfen. Das System verringert die Atemaussetzer, den Sauerstoffabfall und die Müdigkeit am Tag, unter der die Patienten normalerweise leiden, wie eine Studie nun belegt. Das neue System ist bereits in Europa zugelassen und wird seit Ende letzten Jahren auch in Deutschland eingesetzt.

Wenn das nächtliche Schnarchen mit regelmäßigen Atemaussetzern einhergeht, ist das nicht nur ein Thema zwischen zwei Menschen, die das nächtliche Lager miteinander teilen, sondern dann geht es um die Gesundheit des Betroffenen. Patienten mit der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe ringen über Nacht ständig nach Atem. Ursache ist die Erschlaffung der Muskulatur, die dazu führt, dass die Zunge während des Schlafs in den Rachen fällt und dabei die Atemwege verengt oder sogar verschließt.

Atemmaske hilft, ist aber unbequem

Was unangenehm für den Bettnachbarn ist, belastet den Körper des Schnarchers schwer: Durch die Atemaussetzer fällt die Sauerstoffkonzentration im Blut ab, Stresshormone werden freigesetzt und eine Weckreaktion setzt ein, die den Atemweg wieder öffnet und das Ersticken verhindert. An tiefen, erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Die Folgen sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwächen am Tage. Auch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und hohen Blutdruck ist erhöht.

Die Standardtherapie der obstruktiven Schlafapnoe ist ein Beatmungssystem (Continuous Positive Airway Pressure, CPAP), das über einen Schlauch und eine Gesichtsmaske einen Überdruck erzeugt. Dieses System hält die Atemwege der Betroffenen auch im Schlaf offen. Die CPAP-Beatmung ist zwar wirksam, das Tragen der Maske ist aber alles andere als bequem und wird daher von vielen Betroffenen nicht angenommen. Fast die Hälfte der Patienten bleibt damit nicht ausreichend oder überhaupt nicht behandelt. Gibt es alternative Therapieformen für diese Patienten?

Ein Schrittmacher für den Unterzungennerv

In einer aktuellen Studie hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Patrick J. Strollo von der University of Pittsburgh die Wirksamkeit einer möglichen Alternative untersucht, der sogenannten Upper Airway Stimulation (UAS). Bei der UAS-Therapie wird den Patienten ein Schrittmacher implantiert. Dieser stimuliert den Unterzungennerv der Betroffenen mit leichten Stromstößen und soll damit die Erschlaffung der Muskulatur verhindern, die für die Atempausen verantwortlich ist. 15 Kliniken in den USA und sieben in Europa waren an der Studie beteiligt, die die Wirksamkeit dieses Systems an insgesamt 126 Patienten untersuchte.

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Die UAS-Therapie verbessert die obstruktive Schlafapnoe signifikant, so die Ergebnisse der Studie. Atemaussetzer nahmen um 68 Prozent ab, Sauerstoffabfälle im Blut sogar um 70 Prozent, wie die Forscher berichten. Dadurch schliefen die Patienten nachts besser und waren tagsüber weniger müde. Ihre Lebensqualität verbessert sich damit deutlich.

Schrittmacher oder Gesichtsmaske?

Sollte dieses invasive System jedoch dem nicht-invasiven CPAP vorgezogen werden? Für Patienten, die die Gesichtsmaske des CPAP nicht vertragen, liegen die Vorteile der UAS-Therapie auf der Hand: Vor dem Einschlafen aktivieren sie lediglich die Stimulation, nach dem Aufwachen am Morgen schalten sie den Schrittmacher dann wieder aus. Irreversible Veränderungen der oberen Atemwege, die das Schlucken und Sprechen beeinträchtigen würden, entstehen durch die Operation nicht.

Die Therapie mit dem Schrittmachersystem ist bereits zertifiziert und in Europa zur Verwendung zugelassen. Für betroffene Schlafapnoiker kann sie eine sinnvolle Alternative zu der Gesichtsmaske sein, wie die Studie zeigt. Ende 2013 wurde die Therapie an der Universitätsmedizin Mannheim als erster Klinik in Deutschland erstmals von den Krankenkassen erstattet. (New England Journal of Medicine, 2014; doi: 10.1056/NEJMoa1308659 )

(Universitätsmedizin Mannheim, 25.02.2014 – KEL)

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