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Klima

Passatwinde schuld an Klimawandel – Pause

Schon Ende des Jahrzehntes könnte die Erwämung wieder deutlich Fahrt aufnehmen

Der Pazifik ist als größter Ozean ein wichtiger Akteur im Klimageschehen. © NASA/JSC

Schon im letzten Weltklimabericht sorgte dieser Fakt für Rätselraten: Seit 2001 scheint sich die globale Erwärmung zu verlangsamen, obwohl die Treibhausgas-Emissionen weiterhin steigen. Wie sich jetzt zeigt, ist das leider kein Grund zu Entwarnung. Denn es handelt sich nur um eine kurze Verschnaufpause: Außergewöhnlich starke Passatwinde über dem Pazifik treiben die Hitze in die Tiefen des Meeres. Diese Phase wird aber schon Ende dieses Jahrzehntes zu Ende gehen – und dann kommt der Klimawandel umso heftiger zurück, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“.

Seit mehr als zehn Jahren legt die globale Erwärmung eine Verschnaufpause ein – die Temperaturen verharren auf hohem Niveau. Für Skeptiker ein Grund, den Klimawandel anzuzweifeln. Dabei gibt es eine gute Erklärung für die Auszeit: Seit Jahren fegen ungewöhnlich starke Passatwinde über den Pazifik. Sie beschleunigen den Transport warmer Wassermassen in die Tiefe und sorgen dafür, dass der Ozean enorme Mengen an Wärme aufnimmt. Doch spätestens ab dem Jahr 2020 dürfte auch das den Temperaturanstieg nicht mehr aufhalten.

Rätselhafte Erwärmungspause

Auch wenn Klimaskeptiker anderer Meinung sind: Dass die globale Erwärmung Pausen einlegt, heißt noch lange nicht, dass sie nicht existiert. Bereits in der Vergangenheit ging der Temperaturanstieg nicht gleichmäßig vonstatten. Zwischen den 1940er und 1970er Jahren etwa erwärmte sich die Luft in Bodennähe kaum, von 1975 bis 1985 ging es dafür umso schneller. Die Unregelmäßigkeiten sind vielen Faktoren geschuldet, etwa natürlichen Klimaschwankungen, einer stärkeren oder schwächeren Sonneneinstrahlung oder auch heftigen Vulkanausbrüchen.

Matthew England von der University of New South Wales und seine Kollegen haben nun die jüngste Verschnaufpause genauer untersucht. Sie begann um die Jahrtausendwende und dauert bis heute an – und das, obwohl wir unverdrossen Treibhausgase in die Atmosphäre pusten. Was ist die Ursache? Die verringerte Sonnenaktivität? Eine veränderte Menge an Wasserdampf und Aerosolen in der Atmosphäre? Oder speichert der Ozean all die überschüssige Wärme?

Strömungen im Pazifik 1992 bis 2011: Starke Passatwinde beschleunigten die Umwälzströmungen © ENgland et al./ Nature Climate Change

Pazifische Klimaschwankung schuld?

„Wissenschaftler haben schon seit Langem vermutet, dass die zusätzliche Wärmeaufnahme des Ozeans den Anstieg der globalen Temperaturen verlangsamt hat, aber Mechanismus dahinter blieb unklar“, erklärt England. Auch der jüngste Weltklimabericht des Weltklimarats IPCC hatte dies bereits als wahrscheinlichsten Grund für die abgeschwächte Erwärmung genannt. Auffallend ist dabei, dass die beiden letzten Pausen mit Phasen zusammenfielen, in denen die sogenannte interdekadische Pazifische Oszillation (IPO) in einer negativen Phase war, wie die Forscher erklären.

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Ähnlich wie der El Nino verändert diese periodisch wiederkehrende Klimaschwankung Windmuster und Meerestemperaturen des Pazifiks. Sie schwankt allerdings in einem längeren, sich über Jahrzehnte hinziehenden Zyklus Ihre positive Phase ist durch einen warmen tropischen Pazifik und schwache Passatwinde gekennzeichnet, ihre negative Phase durch einen eher kühlen Pazifik und einen verstärkten Passat. Ob diese Klimaschwankung die Pufferwirkung des Pazifik beeinflusst und damit auch die Pause in der Erwärmung verursacht haben kann, untersuchten England und seine Kollegen nun anhand von Beobachtungsdaten und Simulationen.

Passatwinde treiben Hitze in die Tiefe

Tatsächlich stießen sie auf einen Zusammenhang: In den 1990er Jahren legten die Passatwinde über dem Pazifik selbst für eine negative IPO-Phase ungewöhnlich stark zu. Das aber hatte Folgen: Die Winde verstärkten sowohl die äquatorialen Oberflächenströmungen, als auch die Strömungen, die warmes Wasser in die Tiefe und kaltes Wasser an die Oberfläche bringen. Dadurch sinken die Temperaturen an der Oberfläche des Ostpazifiks, während die Wassermassen in Tiefen unterhalb von 125 Metern mehr und mehr Wärme aufnehmen.

Simulationen ergaben, dass dieser Mechanismus maßgeblich zu der beobachteten Abschwächung der Erwärmung beigetragen haben kann. „Wir zeigen, dass eine Verstärkung der pazifischen Passatwinde in den letzten zwei Jahrzehnten ausreicht, um den tropischen Pazifik zu kühlen und die Erwärmung der Erdoberfläche abzubremsen“, konstatieren die Forscher. Wie sie berechneten, bewirkte dies immerhin eine Abkühlung der globalen Lufttemperaturen um 0,1 bis 0.2 Grad Celsius – und kann daher den Großteil der seit 2001 beobachteten „Klimawandel-Pause“ erklären.

Erwärmung kommt umso schneller zurück

Das allerdings ist kein Grund zum Aufatmen, wie die Wissenschaftler betonen. Denn die negative Phase der pazifischen Oszillation soll bereits in den nächsten Jahren zu Ende gehen. Das aber bedeutet, dass die Passatwinde sich wieder auf das normale Maß abschwächen und sich der Wärmetransport im Ozean wieder normalisiert. Dann aber wird der Klimawandel umso schneller wieder aufholen, wie England und seine Kollegen warnen: „Sobald die anormalen Winde nachlassen, erwarten wir eine rapide Erwärmung.“ (Nature Climate Change, 2014; doi: 10.1038/nclimate2106)

(Nature, 10.02.2014 – NPO/NSC)

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