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Technik

Sotschi: Volle Überwachung

Neues Internetgesetz in Russland schränkt Meinungsfreiheit weiter ein

Winterspiele mit eingeschränkter Meinungsfreiheit: Ein Internetgestz blockiert missliebige Websites. © SXC

Olympia im Überwachungsstaat: Wenige Tage vor Eröffnung der Winterspiele in Sotschi hat Russlands Regierung die Medienkontrolle verschärft. Ein neues Internetgesetz erleichtert nun das Sperren unliebsamer Webseiten. Auch Programme unabhängiger Fernsehsender wurden beschnitten. Während der Spiele werden außerdem Telefongespräche und die Online-Kommunikation ausländischer Journalisten und Besucher ausgespäht und gespeichert., wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) berichtet.

Kurz vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi schränken die russischen Behörden die Meinungs- und Pressefreiheit weiter ein. „Je näher die Spiele rücken, desto stärker unterdrücken die Behörden eine kritische Berichterstattung russischer Medien“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. „Russlands Bürger haben ein Recht auf freien Zugang zu unzensierten und vielfältigen Informationen. Offenbar wollen die Behörden verhindern, dass Kritiker Gehör finden oder offen mit ausländischen Journalisten sprechen.“

Kritische Blogger angemahnt

Seit dem 1. Februar können russische Staatsanwälte Internetprovider per Anordnung zwingen, kinderpornografische und extremistische Webseiten zu sperren. Allerdings: Schon der Aufruf zu ungenehmigten Demonstrationen fällt fortan unter die Bezeichnung „extremistisch“. Blogger werden schon jetzt zunehmend zensiert: Alexander Walow etwa, der Betreiber der populären Webseite blogsochi.ru, hat immer wieder kritisch über die Arbeitsbedingungen und die Planung der Sportstätten in Sotschi geschrieben. In den vergangenen Tagen erhielt er Anrufe aus Behörden mit der eindringlichen Mahnung, weitere kritische Berichte zu unterlassen. Vergangenes Wochenende waren zudem viele Seiten auf der in Russland beliebten Blog-Plattform Livejournal.com zeitweise gesperrt.

Der unabhängige Fernsehsender TV Doschd, der auch Oppositionelle zu Wort kommen lässt und vielfältige Meinungen darstellt, kann seit einigen Tagen seine Sendungen kaum mehr verbreiten. Gleich mehrere Kabelnetz- und Satellitenbetreiber haben ihre Zusammenarbeit mit dem als kritisch geltenden Programm aufgekündigt und wollen es nicht länger ausstrahlen. Der 2010 gestartete Sender gilt als die wichtigste unabhängige Stimme im russischen Fernsehen.

Lückenlose Überwachung – auch der Besucher

Während der Olympischen Spiele werden Journalisten wie auch andere Besucher im Raum Sotschi lückenlos elektronisch überwacht: Nach Angaben der Reporter ohne Grenzen werden Handygespräche ebenso ausgespäht wie E-Mails und sonstiger Internetverkehr. Diese Kontrolle bringt insbesondere Regierungskritiker in Gefahr, denn anhand der Daten können die Behörden nachvollziehen, wer sich etwa mit ausländischen Journalisten verabredet.

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Die gespeicherten Informationen werden offenbar dem russischen Geheimdienst FSB zur Verfügung gestellt, der sie anschließend drei Jahre lang analysieren kann. Zu befürchten ist deshalb, dass viele Bürger den Kontakt zu ausländischen Medienvertretern scheuen werden. Russland galtr schon vorher nicht gherade als Hort der Presse- und Meinungsfreiheit. In der von den Reportern ohne Grenzen erstellten Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 148 von 179.

Der Kreml auf allen Kanälen Bericht: Wie der russische Staat das Fernsehen lenkt“

Mehr zu den olympischen Winterspielen 2014 in unserem Sotschi-Special

(Reporter ohne Grenzen, 07.02.2014 – NPO)

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