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Biologie

Skurrile Mini-Krebse entdeckt

Neue Geistergarnelen-Art taucht vor Kalifornien auf

Zarter Körper, große Fangarme: Liropus minusculus © SINC

Sie sind fast durchsichtig, nur drei Millimeter groß und haben lange Greifscheren sowohl an den Beinen als auch am Hinterende: Forscher haben an der kalifornischen Küste eine neue Art von Geistergarnelen entdeckt. Diese bizarren Minikrebse sehen zwar zart und zerbrechlich aus, sind aber effektive Räuber. Woher die neuentdeckte Art stammt, ist unklar, möglicherweise wurde sie von Schiffen aus dem Atlantik eingeschleppt.

Nur ein Bruchteil der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt der Meere ist bisher bekannt und erforscht. Wissenschaftler schätzen, dass wir erst fünf bis zehn Prozent der gesamten Artenvielfalt unseres Planeten kennen, in den Ozeanen möglicherweise sogar noch weniger. Kein Wunder also, dass Biologen immer wieder auf neue Arten stoßen und auch auf besonders skurrile Vertreter der Meeresfauna.

Durchscheinender Körper und gefährliche Fangarme

Ein Beispiel dafür sind die zu den Flohkrebsen gehörenden Geister- oder Skelettgarnelen. Diese nur wenige Millimeter kleinen Krebstiere besitzen einen durchscheinenden, extrem langgezogenen Körper. Während die meisten hinteren Beinpaare verkümmert sind, fällt das vorderste umso mehr auf. Denn es bildet lange, mit großen Scheren besetzte Fangarme. Wie eine Gottesanbeterin lauert das Krebschen bewegungslos und verborgen im Seetang oder an Moostierchen auf Beute und packt dann blitzschnell zu. Einzeller, kleine Krebslarven aber auch andere Vertreter der Flohkrebse fallen ihr so zum Opfer.

Viele Arten und Gattungen dieser unauffälligen Kleinkrebsen sind erst in den letzten Jahren entdeckt und wissenschaftlich beschrieben worden. Jetzt haben José Manuel Guerra García von der Universität von Sevilla und seine Kollegen einen weiteren Vertreter dieser Geistergarnelen entdeckt. Allerdings zu ihrer Überraschung nicht im Atlantik oder im Mittelmeer, wo schon andere Vertreter dieser Gattung leben, sondern im Pazifik, an der Küste Kaliforniens. Die Liropus minusculus getaufte Art ist selbst für Geistergarnelen sehr klein: die Männchen werden nur rund 3,3 Millimeter groß, die Weibchen sogar nur 2,1 Millimeter.

Mit Moostierchen am Schiffsrumpf eingeschleppt

Interessant ist nun die Frage, ob diese Art tatsächlich im Nordostpazifik heimisch ist, oder ob sie möglicherweise ein unfreiwilliger Import aus dem Atlantik oder Mittelmeer ist. Immerhin wäre dies nicht die erste Art von Geistergarnelen, die quer über die Weltmeere verschleppt wird. Erst vor kurzem entdeckten Biologen vor der Mittelmeerküste Spaniens gleich zwei Geistergarnelen-Arten, die eigentlich nur in brasilianischen Gewässern heimisch sind. Eine davon hat sich bereits stark ausgebreitet und entpuppt sich damit als klassischer biologischer Invasor.

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„Ihre Ankunft im Mittelmeer hängt mit dem von Moortierchen zusammen, die sich am Rumpf von Schiffen festsetzen und so Ozeane überqueren“, erklären die Wissenschaftler. Weil die Geistergarnelen sich oft in den verzweigten, pflanzenartigen Armen dieser Tierkolonien aufhalten, um dort auf Beute zu lauern, wurden sie vermutlich einfach mit exportiert. (Zootaxa 2013; doi: 10.11646/zootaxa.3718.5.3)

(Plataforma SINC, 20.11.2013 – NPO)

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