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Medizin

Wolfram könnte Schlaganfälle fördern

Verdoppeltes Risiko bei erhöhten Gehalten des Schwermetalls im Urin

Mit Wolfram beschichteter Glühdraht einer Glühbirne © gemeinfrei

Wolfram ist nicht nur der Stoff, aus dem die Glühbirnen sind. Das Element ist auch für viele neue Technologien unverzichtbar. Doch die Substanz könnte eine Schattenseite besitzen: Britische Forscher haben entdeckt, dass Menschen mit erhöhten Wolfram-Konzentrationen im Urin etwa doppelt so häufig einen Schlaganfall erleiden wie Personen mit normalen Werten. Die Wirkung des Schwermetalls auf den Körper müsse nun neu beurteilt werden, so die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“.

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„Das ist doch das Zeug im Glühdraht von Lampen“: Diese technische Anwendung hat Wolfram einst bekannt gemacht. Seitdem hielt das Element zunehmend Einzug in die moderne Technik. Das Element wird zur Herstellung vieler Produkte benötigt – vom Computer bis zum Mobiltelefon. Die Nachfrage und der Verbrauch von Wolfram sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. So gelangt es zunehmend in die Umwelt, ins Wasser und auch auf landwirtschaftliche Flächen.

Vermeintlich unbedenklich

Bisher galten die vergleichsweise geringen Konzentrationen von Wolfram in der Umwelt als gesundheitlich unbedenklich. Doch nun weist die statistische Studie von Jessica Tyrrell und ihre Kollegen von der University of Exeter auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Wolfram und dem Schlaganfall-Risiko hin.

Die Forscher haben für ihre Studie die Daten einer US-amerikanischen Gesundheitsstudie ausgewertet. Sie beinhaltet gesundheitliche Informationen über 8.614 Personen im Alter zwischen 18 und 74 Jahren. Die Daten umfassen einen Zeitraum von zwölf Jahren. Es wurden in dieser Zeit sowohl gesundheitliche Daten erfasst, als auch die Testergebnisse von Urinproben der Studienteilnehmer.

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Rohstoff Wolfram - er steckt heute in vielen Technik-Bauteilen © gemeinfrei

Risiko doppelt so hoch

Bei ihrer Auswertung stießen die Forscher auf einen statistischen Zusammenhang: Hohe Wolfram-Werte scheinen mit einem bis zu doppelt so hohen Risiko für einen Schlaganfall verknüpft zu sein. Diese Korrelation ist offenbar sehr spezifisch, denn den Daten zufolge gilt er nicht für Herz-Kreislauferkrankungen im Allgemeinen. Er war auch unabhängig von typischen Risikofaktoren für einen Schlaganfall, wie Übergewicht und hohen Cholesterin-Werten, wie die Forscher berichten.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Wolfram nicht so unbedenklich ist, wie bisher angenommen“, resümiert Tyrrell. Der mögliche Zusammenhang zwischen Wolfram-Belastungen und dem Schlaganfall-Risiko müsse nun genauer untersucht werden. „Wir wissen auch noch nicht, warum manche Menschen mehr Wolfram im Körper haben als andere“, sagt Tyrrell. Dies sei nun ebenfalls eine wichtige Frage, die es zu klären gilt.

Unbekannte Gefahr

Ein möglicher Zusammenhang zwischen Wolfram und dem Schlaganfall-Risiko wäre gravierend, denn es handelt sich um eine der wichtigsten Ursachen für Tod oder Behinderung in der westlichen Welt. Die aktuelle Studie sei generell eine Mahnung zur Vorsicht, die im Zusammenhang mit der Nutzung von vergleichsweise neuen Stoffen geboten sei, heißt es in einer Mitteilung der University of Exeter.

In den letzten Jahren gab es einen exponentiellen Anstieg in der Produktion von Chemikalien für die industrielle und gewerbliche Nutzung. In vielen Fällen sind die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Stoffe weitgehend unbekannt und es gibt deshalb nur wenig Beschränkungen ihrer Freisetzung in die Umwelt. „Wir sammeln in unseren Körpern einen immer komplexeren chemischen Cocktail an“, kommentiert Koautor Nicholas Osborne. Die möglichen Wechselwirkungen dieser Substanzen untereinander seien ebenfalls äußerst bedenklich und noch weitgehend unerforscht, betont der Forscher. (PloS ONE, 2013; doi: 10.1371/journal.pone.0077546)

(University of Exeter, 12.11.2013 – MVI/NPO)

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