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Medizin

Hepatitis C Virus wächst jetzt auch im Labor

Neues Zellsystem ermöglicht erstmals Darstellung des vollständigen Lebenszyklus

Hepatits C Virus © NIH

Mit Hilfe eines neuen Zellsystems ist es erstmals möglich, Hepatitis C Viren (HCV) im Labor zu vermehren. Wissenschaftler in Heidelberg und Tokio haben ein Zellsystem entwickelt, in dem der vollständige Lebenszyklus des HCV – also vom Eindringen in die Zelle über die Vermehrung innerhalb der Zelle bis zum Verlassen der infizierten Zelle – im Labor dargestellt werden kann.

„Dies ist ein Meilenstein in der Erforschung von Hepatitis C und wird sowohl der weiteren Grundlagenforschung als auch der Entwicklung geeigneter Wirk- und Impfstoffe gegen das Virus entscheidende Impulse geben“, erklärte Professor Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg und hauptverantwortlicher Organisator des 11. Internationalen Symposiums „Hepatitis C und verwandte Viren“ vom 3. bis 7. Oktober 2004 in Heidelberg.

Die Infektion mit HCV ist weltweit eine der häufigsten Ursachen der chronischen Hepatitis, der Leberzirrhose und des hepatozellulären Karzinoms (Leberzellkrebs). In Westeuropa sind rund ein bis zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung und weltweit cira 170 Millionen Personen chronisch mit diesem Virus infiziert. Das Leberversagen als Folge einer chronischen Hepatitis C stellt heute in den meisten industrialisierten Ländern die häufigste Indikation für eine Lebertransplantation dar.

Trotz der zurückgehenden Anzahl von Neuinfektionen muss für die nächsten 20 bis 30 Jahre mit einer weiteren Zunahme von Patienten mit Spätfolgen der chronischen Hepatitis C gerechnet werden, wenn nicht verbesserte Therapien entwickelt werden.

Wirkstoffe stören Vermehrungszyklus des Virus

„Wir brauchen Medikamente, die effektiver und verträglicher sind als die aktuellen Therapieformen mit den Wirkstoffen Interferon-alpha und Ribavirin“, sagte Dr. Raffaele DeFrancesco, wissenschaftlicher Direktor der Abteilung Biochemie des Instituto Ricerche Biologia Moleculare in Rom. Auf diese Medikamente sprechen nur rund die Hälfte aller behandelten Patienten an. Außerdem muss die Therapie häufig wegen der starken Nebenwirkungen abgebrochen werden.

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Die Forscher konzentrieren sich jetzt auf zwei Virus-Faktoren (Enzyme), die das Virus braucht, um sich in einer infizierten Zelle zu vermehren: Die so genannte Polymerase vermittelt die Vermehrung des viralen Erbguts. Das zweite Angriffsziel ist die Protease. Sie spaltet Eiweiße und ist für die Produktion von Virus-Vermehrungsfaktoren verantwortlich. Ziel ist es, diese Enzyme gezielt in den infizierten Zellen zu hemmen und so die Virusausbreitung zu stoppen.

„Es befinden sich bereits sieben potentielle HCV-Wirkstoffe in ersten klinischen Studien“, erklärte Dr. DeFrancesco, „und wir können damit rechnen, dass noch weitere folgen werden.“ Allerdings sind solche Studien langwierig und es können fünf bis sieben Jahren vergehen, bis erste wirksame Medikamente zur Routineanwendung am Patienten verfügbar werden.

Potenzielle Impfstoffe sollen schützen

Auch die Impfstoffentwicklung wird vorangetrieben, wie Dr. Michael Houghton von der Chiron Corporation, USA und Entdecker des HCV berichtete. Mögliche Kandidaten befinden sich jedoch noch nicht in klinischen Studien. Große Hoffnungen setzen die Wissenschaftler auf therapeutische Impfstoffe, die einen Schutz vor Chronifizierung verleihen sollen. Zwar verhindert die Impfung mit einem solchen Wirkstoff nicht die Infektion, kann aber vor den schwerwiegenden Langzeitfolgen schützen. Denn ernsthafte Leberschäden entstehen quasi immer erst viele Jahre nach der Infektion, setzen also eine chronische Infektion voraus. Wenn es gelingt, das Virus rechtzeitig aus dem Körper zu eliminieren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Leberschaden entwickelt, äußerst gering. Eine Schutzimpfung gegen das HCV gibt es derzeit nicht. Dies liegt im Wesentlichen an der hohen Variabilität des Erregers, der in der Lage ist, seine für die Immunantwort relevanten Eigenschaften sehr schnell zu verändern.

Auf Grund des hohen Forschungs- und Entwicklungsbedarfs im Therapiebereich ebenso wie in der Grundlagenforschung, findet alljährlich eine Tagung zum Thema „Hepatitis C Virus und verwandte Viren“ statt. An der diesjährigen Tagung nehmen circa 650 Teilnehmer aus mehr als 30 verschiedenen Ländern teil.

(Universitätsklinikum Heidelberg, 07.10.2004 – NPO)

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