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Medizin

Kein Durchfall im Tropenurlaub?

Antibakterielle Pille soll vor Durchfall auf Reisen schützen

Resistenter Durchfall-Erreger Clostridium difficile - einer der häufigsten Krankenhauskeime © CDC

Montezumas Rache oder Fluch des Pharao – Durchfallerkrankungen im Urlaub sind verbreitete und gefürchtete Spaßverderber. Trotz aller Hygienemaßnahmen lassen sich die durch verschiedene Erreger hervorgerufenen Krankheiten oft nicht verhindern. Mediziner aus Tübingen berichten im Fachjournals „The Lancet Infectious Diseases“ nun von einer Möglichkeit, dem Durchfall vorzubeugen. Sie raten dabei allerdings auch noch zur Vorsicht.

Durchfallerkrankungen sind in Tropenregionen Asiens, Afrikas und Mittelamerikas besonders häufig. Sie betreffen bei einem zweiwöchigen Aufenthalt durchschnittlich jeden zweiten Reisenden. Pro Tag erkranken 40.000 Menschen aus Ländern der industrialisierten Welt an einer so genannten Reisediarrhö. Meistens ist der Krankheitsverlauf lästig und unangenehm, aber harmlos. Jeder zehnte Betroffene leidet jedoch erheblich und ist vorübergehend bettlägerig. Durchschnittlich einer von hundert Erkrankten muss sogar im Krankenhaus behandelt werden.

Koche es, schäle es oder vergiss es

Im Normalfall klingt der Durchfall von selbst nach drei bis fünf Tagen wieder ab. Aber auch chronische Darmbeschwerden können als Folge einer Reisediarrhö auftreten. Daneben sind vorbelastete Menschen durch schwere Komplikationen einer Magen-Darm-Infektion wie beispielsweise Austrocknung und Blutvergiftung besonders bedroht. Meist sind Bakterien, deutlich seltener Viren und Einzeller die Ursache dieser Durchfallepisoden. Obwohl weithin bekannt, haben allgemeine Hygienemaßnahmen, die gerne auch kurz mit „Koche es, schäle es oder vergiss es!“ zusammengefasst werden, oft nicht die erwünschte Schutzwirkung.

Philipp Zanger und Peter Kremsner vom Institut für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen stellen in der aktuellen Ausgabe des eine Studie zur Vorbeugung von Diarrhö bei Reisen nach Süd- und Südostasien vor. In dieser Region sind besonders Darmbakterien für die Reisediarrhö verantwortlich. Oft tragen sie auch bereits Resistenzen gegen gängige Antibiotika mit sich, dadurch ist die Krankheit in stärkeren Fällen deutlich schwieriger zu behandeln.

Nahezu halbiertes Durchfallrisiko

Eine Gruppe von 258 Freiwilligen, die vor Antritt der Reise in der Impfsprechstunde des Instituts beraten wurden, nahm an der nun veröffentlichten Studie teil. Die Freiwilligen bekamen für die Dauer ihrer ein- bis vierwöchigen Asienreise zweimal täglich entweder eine Dosis des Breitband-Antibiotikums Rifaximin oder ein wirkungsloses Placebo. Das Antibiotikum wirkt dabei lokal im Darm des Menschen.

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Die Ergebnisse zeigen, dass die vorsorgliche Einnahme des Wirkstoffs das Durchfallrisiko deutlich verringerte. In der Kontrollgruppe berichteten 41 von hundert Teilnehmern von Durchfallbeschwerden während der Reise. Von denen, die das Antibiotikum bekamen, erkrankten auf hundert Teilnehmer gerechnet nur 25. Nennenswerte Nebenwirkungen waren dabei nicht zu beobachten.

Großer Fortschritt, weitere Forschung nötig

„Für die Gesundheit auf Reisen ist das ist ein großer Fortschritt“, so Philipp Zanger. Gerade bei Risikogruppen können hierdurch schwere Komplikationen deutlich vermindert werden. Auch für Kurzzeitreisende mit einem wichtigen Auftrag im fernen Ausland wie beispielsweise Politiker und Manager kann eine Einnahme sinnvoll sein.

Bevor das Medikament aber allen Fernreisenden empfohlen wird, soll noch weiter geforscht werden. „Wir müssen erst sicher sein, dass ein breiter Einsatz dieser Substanzen nicht zu einer relevanten Zunahme bakterieller Resistenzen führt“, meint Peter Kremsner. Zunehmende Antibiotikaresistenzen bei zahlreichen Bakterienstämmen stellen ein wachsendes und viel diskutiertes Problem dar. Sie werden besonders auf den weit verbreiteten und oft sorglosen Einsatz von Antibiotika zurückgeführt.

(The Lancet Infectious Diseases,2013; doi:10.1016/S1473-3099(13)70221-4))

(Universitätsklinikum Tübingen, 30.10.2013 – AKR)

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