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Zoologie

Ein Baby für Nashorn „Lulu“

Erste künstliche Befruchtung eines Nashorns gelungen

Nashorn Lulu (hinten) © IZW

Erstmals weltweit ist es gelungen, ein Nashorn künstlich zu befruchten.
Das Verfahren und die Instrumente dazu haben die drei Wissenschaftler Thomas Hildebrandt, Robert Hermes und Frank Göritz des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) entwickelt. Der Erfolg gelang in Zusammenarbeit mit Hormon- und Narkosespezialisten der Uni Wien und des Salzburger Zoos: Die 24-jährige Nashornkuh Lulu aus dem Budapester Zoo ist im 5. Monat trächtig. In ihrer neuesten Ausgabe zeigt die Fachzeitschrift „Science“ ein 3D-Ultraschallbild des Babys.

Die gelungene Besamung könnte einen Beitrag zur Rettung für eine der seltensten Tierarten der Erde bedeuten. Vom Nördlichen Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) leben nach letzten Zählungen noch 32 Tiere weltweit. 10 davon in Zoos, die anderen im Norden des Kongos an der Grenze zu Sudan. Dort wurden kürzlich 8 von vorher 30 Nördlichen Breitmaulnashörnern wegen ihrer Hörner von Wilderern abgeschlachtet.

Unlust macht krank

Im Gegensatz zu anderen Rhinozerosarten pflanzen sich Breitmaulnashörner

Nördliche ebenso wie Südliche – in Gefangenschaft kaum fort. Auch Lulu war nie gedeckt worden, obwohl sie seit vielen Jahren mit dem Vater des ungeborenen Babys zusammenlebte. „Wir vermuten, dass die beiden wie Bruder und Schwester aufgewachsen sind, obwohl sie nicht verwandt sind“, sagt Dr. Robert Hermes vom IZW. Als er und seine Kollegen Lulu untersuchten, stellten sie fest, dass ihr Jungfernhäutchen noch intakt war.

Die Paarungsunlust hat für die Geschlechtsorgane der weiblichen Tiere gravierende Folgen. Werden die Tiere nicht schwanger, so degeneriert die Gebärmutter, es bilden sich Zysten und Tumoren, und am Ende setzt die Menopause viele Jahre früher ein als normal. Für Lulu blieb nach einer anfänglichen gynäkologischen Untersuchung schätzungsweise nur noch ein Zeitraum von drei bis vier Jahren, bis die so genannte biologische Uhr abgelaufen wäre. Dies ist bereits bei vier der sechs weiblichen Nördlichen Breitmaulnashörnern in Gefangenschaft der Fall. „Da ist nichts mehr zu machen“, sagt Hermes, „diese Kühe sind für die Arterhaltung verloren“.

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Neue Techniken nötig

Bevor es zu der Schwangerschaft von Lulu kam, mussten zahlreiche Schwierigkeiten überwunden werden. Herkömmliches Besamungsbesteck, wie es routinemäßig bei vielen Großtierarten eingesetzt wird, erwies sich als nutzlos. Denn der Genitaltrakt von Nashörnern ist extrem lang, rund eineinhalb Meter. Hinzu kommt, dass der Gebärmutterhals sehr derb und stark gefaltet ist. Außerdem sind Nashörner gefährlich. Alle Untersuchungen zur Fruchtbarkeit (Ultraschallaufnahmen) müssen daher unter Narkose gemacht werden. Erst die Entwicklung eines spezifischen Narkoseprotokolls von Dr. Walzer aus dem Zoo Salzburg ermöglichte die erforderlichen Untersuchungen und schließlich die Besamung. Die verwendeten Narkosemittel sind 5000-fach wirksamer als vergleichbare Narkotika in der Humanmedizin.

Lulu wird jetzt von den Zootierärzten in Budapest und von Prof. Schwarzenberger genau beobachtet. Ihre Schwangerschaft scheint jedoch sehr stabil zu sein. „Wir sind zuversichtlich“, sagt Hermes, „dass sie im August nächsten Jahres ein gesundes Kalb zur Welt bringen wird.“ Es gab zuvor bereits 19 Besamungsversuche mit 11 Südlichen Breitmaulnashörnern und einem Spitzmaulnashorn in Zoos, die jedoch alle fehlschlugen.

(Forschungsverbund Berlin e.V., 05.10.2004 – NPO)

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