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Geowissen

„Polarstern“ zurück aus der Arktis

Expedition erforschte Rutschmassen, Wasserströmungen und

AWI-Forschungsschiff Polarstern © AWI

Am 3. Oktober ist das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung von seiner 20.
Arktisexpedition nach Bremerhaven zurückgekehrt. Während des letzten Fahrtabschnittes haben 44 Wissenschaftler aus Deutschland, Russland und Südkorea, unterstützt von Besatzungsmitgliedern, Hubschrauberpiloten und Technikern, das Gebiet nördlich und westlich von Spitzbergen erforscht. Schwerpunkte waren geophysikalische und geologische Untersuchungen der Framstraße und des Yermak-Plateaus. Dabei standen seismische Vermessungen des Aufbaus der oberen Kilometer des Untergrunds und Beprobungen der Sedimente mittels verschiedener Lote im Vordergrund.

Rutschmassen am Kontinentrand

Im Rahmen des Geologie-Programms wurden unter anderem die großen Rutschmassen am nördlichen Kontinentalrand von Spitzbergen untersucht. Rutschmassen sind Zeugen großer Sedimentumlagerungen, die auf plötzliche Ereignisse wie zum Beispiel Erdbeben oder Instabilitäten am oberen Kontinentalhang als Folge einer enorm erhöhten Sedimentzufuhr zurückzuführen sind. Die Untersuchungen sind Teil des internationalen Forschungsprojekts „Euromargins“. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang die Alterseinstufung dieser Ereignisse, die mengenmäßige Abschätzung der umgelagerten Sedimente und die Interpretation der Datensätze in Bezug auf Klimaänderungen während der letzten 150.000 Jahre.

Wasserströmungen helfen Klimaforschung

Die Framstraße ist die einzige Tiefenwasserverbindung der Arktis mit den Weltmeeren. Im Zentrum der Framstraße befindet sich ein aktiver, langsam spreizender mittelozeanischer Rücken, der auch heute noch dafür verantwortlich ist, dass sich Spitzbergen von Grönland entfernt. Nach heutigem Kenntnisstand war der Zufluss von kaltem arktischem Wasser durch die Framstraße für die häufigen Zyklen der Warm- und Eiszeiten in den letzten Millionen Jahren von entscheidender Bedeutung. Details über den zeitlichen Ablauf dieser plattentektonischen Bewegungen, die für genaue Klimarekonstruktionen wichtig sind, sind aber sehr spekulativ.

„Insbesondere die neuen seismischen Datensätze werden die Wissenschaftler in die Lage versetzen, wissenschaftliche Tiefbohrungen in das Gebiet der Framstraße, des Yermak-Plateaus und vor Ostgrönland im Rahmen des internationalen Bohrprogramms IODP (Integrated Ocean Drilling Program) konkreter zu planen und in die Realität umzusetzen“, erläutert der Fahrtleiter Prof. Dr. Rüdiger Stein vom Alfred-Wegener-Institut. „Derartige Bohrungen in der Arktis sind eine große Herausforderung für die marinen Geowissenschaften. Diese Bohrungen werden dazu beitragen, das große Geheimnis über die plattentektonische und paläoklimatische Entwicklung der Arktis im Verlauf der letzten 120 Millionen Jahre zu lüften“, erklärt Stein.

Untergangsort gesucht und gefunden

Eine Vorerkundung, die der verschollenen Deutschen Arktischen Expedition 1912 gewidmet ist, ist in das Expeditionsprogramm mit aufgenommen worden. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts in Seewiesen haben den Landeplatz dieser Expedition im Duvefjord (Nordostland Spitzbergens bei 80.17 N, 24.10 E) und den Landeplatz der Hilfsexpedition 1913 am Beverlysund nahe Nordkap, wo das Expeditionsschiff „Loevens-Kioeld“ 1912 im Packeis einfror und sank, identifiziert und dokumentiert. Der Untergangsort ist mit Hilfe historischer Stereobilder und Feldvermessungen eingegrenzt worden. Das Schiff ist das nördlichst gelegene Wrack der Welt und soll 2006 mit dem deutschen Tauchboot „Jago“ eingehend untersucht werden.

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(Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 04.10.2004 – NPO)

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