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Archäologie

Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden

Das gut erhaltene Fundstück zeigt individuelle Geschichte im Kampfgeschehen

Ein Fragment des neu entdeckten römischen Kettenhemdes. Deutlich sind die Kettenringe zu erkennen. © Detlef Bach/ Winterbach

Archäologen haben bei Ausgrabungen auf einem römisch-germanischen Schlachtfeld in Niedersachsen einen herausragenden Fund gemacht: Sie stießen auf das gut erhaltene Kettenhemd eines römischen Soldaten – das erste auf einem solchen Schlachtfeld. Diese Entdeckung gibt einen Einblick in das Kriegsgeschehen und in das Schicksal eines römischen Kriegers.

Das Schlachtfeld am Harzhorn in Niedersachsen ist einer der am besten erhaltenen Orte römisch-germanischer Konflikte. Das Areal liegt bei Kalefeld im Landkreis Northeim nördlich von Göttingen. Seine Entdeckung 2008 war eine Sensation, denn bisher war man davon ausgegangen, dass es nach der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. keine römische Militärpräsenz in Germanien mehr gegeben hat. Der Schauplatz eines Kampfes im 3. Jahrhundert n. Chr. wird seit 2008 unter der Leitung von Michael Meyer von der Freien Universität Berlin untersucht.

Die Wissenschaftler haben bei Ausgrabungen auf diesem Schlachtfeld nun einen herausragenden Fund gemacht: Sie entdeckten das Kettenhemd eines römischen Soldaten. Erstmals wurde damit auf einem solchen Schlachtfeld ein so gut erhaltener Körperpanzer freigelegt. Diese Kettenhemden wurden von römischen Soldaten unterschiedlicher Ränge beim Kampf getragen. Germanische Krieger verzichteten in der Regel auf diesen Schutz. In germanischen Bestattungen finden sich jedoch immer wieder Reste dieser aufwendig hergestellten Körperbedeckung.

Tausende kleiner Kettenglieder

Das Kettenhemd wurde in mehreren Einzelteilen gefunden: Es besteht aus Tausenden kleiner Kettenglieder mit einem Durchmesser von etwa sechs Millimetern. Das Eisen in den Ringen ist allerdings weitgehend zersetzt. „Für das Schlachtfeld am Harzhorn stellt dieser Fund etwas grundlegend Neues dar“, sagt Meyer. „Erstmals liegt ein nahezu vollständiges Teil einer persönlichen Ausrüstung vor.“ Durch diesen Fund werde die Rekonstruktion einer individuellen Geschichte im Kampfgeschehen möglich, eine Nahaufnahme des Krieges. Das Kettenhemd könnte einem verwundeten Römer möglicherweise von seinen Kameraden ausgezogen worden sein, weil diese seine Wunden versorgen und ihn aus dem Kampfbereich bergen wollten. Dabei blieb das Hemd vielleicht zurück.

Bei diesem Fragment des Kettenhemds ist die Kettenstruktur nur zu erahnen. © Clemens Fiedler

Denkbar ist nach Ansicht der Forscher aber auch, dass das Kettenhemd von Germanen nach den Kämpfen gezielt an dieser Stelle niedergelegt worden ist – als Hinweis darauf, dass dieser Ort bei den Kämpfen eine besondere Bedeutung gespielt hat. Denn bemerkenswert ist nicht nur der Fund, sondern auch die Position, in der das Stück ausgegraben wurde: Es liegt unmittelbar am Rand des Ortes mit dem vermutlich intensivsten Kampfgeschehen, das auf dem Harzhorn nachgewiesen werden konnte.

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Das Fundstück soll nach Reinigung und Restauration einen Platz in der Niedersächsischen Landesausstellung in Braunschweig bekommen. Die Ausstellung mit dem Titel „Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn“ ist ab dem 1. September 2013 im dortigen Landesmuseum zu sehen. Sie präsentiert unter anderem eine Auswahl aus den insgesamt 2.700 Fundstücken der fünfjährigen Grabungsarbeiten. Zusammen mit zahlreichen Leihgaben aus zehn europäischen Ländern wird die römisch-germanische Geschichte des krisengeschüttelten 3. Jahrhunderts illustriert.

(Freie Universität Berlin, 16.08.2013 – SEN)

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