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Essen, Trinken – und Kristalle

Mineralogisches Museum Bonn

Sonderausstellung im Mineralogischen Museum © Fakultät Aardwetenschapen, Utrecht

Kristalle sind fast überall mit im Spiel. Selbst wenn wir an einem heißen Sommertag ein kristallklares Bier zu uns nehmen oder ein Eis essen. Unter den Eiskristallen gleicht keiner dem anderen, und alle weisen sechseckige Formen auf. Warum, zeigt die Sonderausstellung „Essen, Trinken und Kristalle“, die bis Ende März 2004 im Mineralogischen Museum in Bonn läuft.

Zurück zum Bier: Zum Filtern von Bier werden Kristalle, wie zum Beispiel Quarz oder Calcit eingesetzt. Auch Kieselgur ist ein beliebtes Filtermittel. Vor seinem Einsatz wird es erhitzt, so dass sich Kristalle wie der Cristobalit bilden können. Noch wenig bekannt ist eine preisgekrönte Erfindung, die eine Kühlung von Bier ohne Elektrizität, nämlich mit Hilfe von Zeolithen ermöglicht.

Aufeinander folgende virtuelle Schnitte durch Ganglienzellen. Diese Bilder zeigen erstmals, dass man einzelne Nervenzellen mit Hilfe der Computertomographie darstellen und auszählen kann. © Universität Basel

Während der Titel der Ausstellung schnell Assoziationen wie das “ Salz in der Suppe“ oder „im Tee knisternder Kandiszucker“ heraufbeschwört, werden auch eher unbekannte Rollen der Kristalle im Zusammenhang mit Ernährung aufgegriffen. So geht es in einem Beitrag um die Rolle von Calcit, Quarz und Granat bei der Aufbereitung von Trinkwasser. In großen Reaktoren dienen Sandkörner aus diesen Mineralen mit einem Durchmesser von 0,1 – 0,3 mm als Keime für die Kristallisation von Calcit (CaCO3), um die Carbonathärte des Trinkwassers zu reduzieren. Die so gebildeten Calcitkörner werden unter anderem als Hühnerfutter eingesetzt.

In anderen Fällen räumt die Ausstellung mit manchem Vorurteil auf: Bei dem grau-weißlichen Überzug von zu warm oder zu lange gelagerten Schokokäfern und Marzipantäfelchen handelt es sich nicht um Schimmel, sondern um harmlose, kleinste Fettkristalle. Und auch, wenn es beim Trinken eines Schlückchen Weins zwischen den Zähnen knistert und vielleicht Sorge besteht, es handele sich vielleicht um Glassplitter – die Wahrscheinlichkeit ist weitaus größer, dass der Weingenießer auf völlig harmlosen Weinstein gestoßen ist. Von außen nicht sichtbar, weisen die komplexen Tartrat-Verbindungen wie ein Kunstwerk anmutende symmetrische Kristallstrukturen auf.

Rubin © R. Schumacher

Besonders schöne Edelsteine sind in dieser Ausstellung im Poppelsdorfer Schloss in einem unerwarteten Zusammenhang zu sehen: Es gibt kaum einen Kulturkreis, in dem man sich nicht mit der Gesundheitswirkung durch Einnehmen von Mineralen beschäftigt hätte. Minerale wurden und werden auch heute noch zu diesem Zweck pulversiert und zu Heilmitteln oder Arzneien verarbeitet. Hierzu zählen in der ayurvedischen und tibetischen Medizin z.B. auch Diamant, Smaragd und Rubin.

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Kristalle begegnen uns aber auch in unangenehmer Form als Harnsteine. Meistens enthalten diese Calciumoxalate wie das Calciumoxalat-Monohydrat (Whewellit) oder Calciumoxalat-Dihydrat (Weddellit). Etwa fünf Prozent der Bevölkerung Mitteleuropas sind von Harnsteinen betroffen – eine Ursache stellt häufig eine andauernde Fehlernährung dar, die es zu korrigieren gilt, um Neubildungen zu vermeiden. Hierzu bietet der Beitrag der Abteilung für Experimentelle Urologie des Universitätsklinikums zahlreiche Informationen.

Ganz anders sind die Themen der begleitenden Fotoausstellung: Die Fotos der Kölner Fotografin Anna E. Stärk zeigen Momentaufnahmen von Menschen aus verschiedenen Ländern, die essen und trinken oder hungern.

Die Ausstellung ist bis zum 28. März 2004 mittwochs von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintrittspreis beträgt 2,50 Euro (ermäßigt: 1,50 Euro); Besucher bis 16 Jahre haben freien Eintritt.

Ausstellungsort: Mineralogisches Museum, Poppelsdorfer Schloss, 53115 Bonn

Kontakt: Dr. Renate Schumacher, R.Schumacher@uni-bonn.de, Tel. 0228-73 9047, 73 2764, http://www.min.uni-bonn.de

(GeoUnion, 10.12.2003 – Dr. Renate Schumacher/Leiterin des Mineralogischen Museums der Universität Bonn)

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