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Biologie

Fische schwimmen lieber mit Verwandten

Stichlinge erkennen Geschwister selbst dann, wenn sie sie nie zuvor gesehen haben

Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus) © Joachim Frommen

Blut ist dicker als Wasser – nach diesem Motto handeln auch Stichlinge. Denn sie schwimmen am liebsten mit Verwandten – und erkennen diese selbst dann, wenn sie ihnen nie zuvor begegnet sind. Das zeigen Experiment deutscher Forscher mit dem Dreistachligen Stichling. Offenbar erkennen die Fische am Geruch, ob eine nahebei schwimmende Gruppe aus Geschwistern oder Nicht-Verwandten besteht. Präferiert werden immer die Verwandten – vermutlich, weil diese Schwarmbildung das Überleben der Familie verbessert, wie die Forscher im Fachmagazin Ethology“ berichten.

Viele Fischarten sind für ihr Schwarmverhalten bekannt. Die Zusammensetzung dieser Schwärme kann durch Bekanntschaft und Verwandtschaft beeinflusst werden. In der Regel verringert das gemeinsame Schwimmen das Risiko einzelner Fische, von einem Räuber gefressen zu werden. Das Zusammenkommen in einer Gruppe von Verwandten schützt aber nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Familiengruppe als Ganzes und verbessert dadurch die Überlebenschancen der Familie. Tatsächlich können viele Tiere verwandte Artgenossen von fremden unterscheiden. Tierarten, die ihren Nachwuchs aufziehen und betreuen, identifizieren Angehörige einerseits über Vertrautheit, andererseits aber auch über Ähnlichkeit im Aussehen und über den Geruch.

Joachim Frommen und seine Kollegen vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna haben nun die Vorlieben des Dreistachligen Stichlings (Gasterosteus aculeatus) bei der Schwarmwahl untersucht – und auch, wie diese Fische Blutsverwandte erkennen. Außerhalb der Paarungszeit neigen junge und erwachsene Stichlinge dazu, sich in losen Gruppen zu sammeln.

Fremd oder nicht – Hauptsache verwandt

Um herauszufinden, welchen Mechanismus die Fische bei dieser Vorliebe für verwandte Artgenossen einsetzen, ließen die Forscher zunächst einzelne Stichlinge zwischen zwei verschiedenen Gruppen von Fischen frei wählen. In einer Gruppe befanden sich genetisch verwandte Geschwister des Testfisches, die ihm bekannt oder fremd waren. In einer weiteren Gruppe befanden sich nur fremde Tiere, die nicht mit dem Testfisch verwandt waren. Die Forscher konnten beobachten, dass Fische die „Geschwister-Gruppen“ den „Fremd-Gruppen“ vorzogen. Ob die Geschwister zuvor bekannt waren oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Die Fische entschieden sich gleichermaßen für die bekannten oder unbekannten Geschwister.

In einem zweiten Experiment wurden Testfische vor die Wahl zwischen zwei ausschließlich aus Geschwistern zusammengesetzten Gruppen gestellt. Der Unterschied zwischen den Gruppen lag lediglich darin, ob der Testfisch seinen Verwandten zuvor schon einmal begegnet war oder nicht. In diesem Fall schien es den Testfischen egal zu sein, welchem Schwarm sie sich anschlossen.

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„Es scheint, dass die Fische sich unter anderem die Geruchsmerkmale eng verwandter Gruppenmitglieder früh im Leben einprägen und aus diesen Merkmalen den Verwandtschaftsgrad von Artgenossen abschätzen können“, erklärt der Mitautor Frommen, „Ob sie diese Artgenossen zuvor schon einmal getroffen haben, scheint dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen.“ (Ethology, 2013; doi: 10.1111/eth.12091

(Veterinärmedizinische Universität Wien, 10.06.2013 – NPO)

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