Eine Studie belegt, die Belastung vieler Krebspatienten durch Nebenwirkungen während der Therapie ist oft unnötig. Zwei von drei Krebskranken leiden an Anämie, dem Mangel an roten Blutkörperchen, doch dagegen behandelt würde nicht einmal die Hälfte der Patienten, so die neuesten Erkenntnisse von Medizinern.
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Die Ergebnisse stammen von der bisher umfangreichsten Langzeitstudie über krebsbedingte Anämie – der Europäischen Studie über Anämie bei Krebs (European Cancer Anaemia Survey, ECAS). Dabei wurden in 24 europäischen Ländern über 15.000 Krebspatienten mit milder, mäßiger oder ausgeprägter Anämie untersucht und die Auswirkungen von krebsbedingter Anämie sowie die Behandlungspraktiken in Europa aufgezeichnet. Krebsbedingte Anämie verursacht Müdigkeit und Erschöpfung, die zu einem Abfall des körperlichen Wohlbefindens führen und die Lebensqualität mindern.
Europa: Gravierende Mängel
Professor Heinz Ludwig von der onkologischen Abteilung im Wilhelmsspital in Österreich und Mitverfasser der Studie kommentierte die Ergebnisse folgendermaßen: „Vor der ECAS war nur eine begrenzte Anzahl von gesamteuropäischen Erkenntnissen über krebsbedingte Anämie vorhanden. Jetzt hat die ECAS gezeigt, dass einer von vier Krebspatienten im Alltag an Anämie leidet und Anzeichen von Anämie bei drei von vier Patienten in chemotherapeutischer Behandlung auftreten. Wesentlich ist auch die fehlende Behandlung von Anämie bei den meisten Patienten in Europa. Um optimale Behandlungserfolge zu erzielen und die Lebensqualität zu steigern ist die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Anämie dringend notwendig.“
Verschenkte Möglichkeiten
Selbst milde Anämie kann die Lebensqualität eines Patienten negativ beeinflussen. Die Resultate der ECAS zeigen, dass fast ein Viertel aller Patienten mit milder Anämie unter beeinträchtigtem Gesundheitszustand oder verminderter Lebensqualität leidet. Trotz bekannter und vorhandener Therapiemöglichkeiten gäbe es unzureichende Diagnosen der krebsbedingten Anämie, Behandlungen begännen zu spät oder fänden gar nicht statt, kritisieren die Mediziner. Die frühe und effektive Behandlung von Anämie ist nötig um die Lebensqualität des Patienten zu optimieren. Die Wahl der effektivsten Behandlungsmethode kann auch Kostenvorteile mit sich bringen. Hinsichtlich der zum Teil limitierten Ressourcen in vielen Gesundheitssystemen müssen auch ökonomische und klinische Resultate in Betracht gezogen werden. Nach der ECAS würden weitere gut durchdachte Vergleichsstudien nötig sein, um diese Resultate zu bestätigen, so Ludwig.
(Ortho Biotech, 23.09.2004 – ESC)