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Archäologie

Wurzeln der Maya-Kultur sind verzweigter als gedacht

Neue Studie widerspricht vorherrschenden Theorien der Olmeken als Vorgänger-Kultur

Ausgrabungen in der Maya-Stadt Ceibal in Guatemala © Takeshi Inomata, University of Arizona

Monumentalbauten, Astronomie, Schrift und viele weitere beeindruckende Kulturleistungen zeugen von der hochentwickelten Maya-Zivilisation, die einst Mittelamerika dominierte. Die moderne Archäologie hat bereits einige Geheimnisse dieser Hochkultur gelüftet, doch eins blieb unklar – ihr Ursprung. Eine aktuelle Studie bringt nun mehr Licht ins Dunkel. Die Wurzeln der Maya-Kultur waren demnach verzweigter als bisher angenommen, wie Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten.

Zwei Theorien beherrschten bislang die Debatte: Die eine besagte, dass sich die Maya-Zivilisation weitgehend eigenständig, ohne äußere Einflüsse entwickelt hat. Die andere dagegen, dass sie stark durch die ältere Olmeken-Kultur beeinflusst war. Doch die neue Studie der Forscher um Takeshi Inomata von University of Arizona in Tucson widerspricht nun beiden Varianten. Ihren Untersuchungen zufolge entstanden die Bauten in Ceibal, einer besonders frühen Maya-Stätte in Guatemala, wahrscheinlich durch einen breiten kulturellen Umbruch um etwa 1.000 v. Chr., bei dem sich die frühen Maya mit mehreren anderen Kulturen austauschten.

Olmeken galten als „Mutter-Kultur“ der Maya

„Bei der Frage nach dem Ursprung der Maya-Zivilisation ging es bisher in der Hauptsache um ihre Beziehung zu den Olmeken“, erläutert Inomata. „Wir sagen nun, dass wohl nicht nur dieses Volk, sondern auch viele andere Gruppen, beispielsweise in den zentralen Chiapas und an der südlichen Pazifikküste prägende Beziehungen mit den frühen Tiefland-Maya hatten“, resümiert der Archäologe.

Bisher ging man davon aus, dass sich die Olmeken Kultur um ihr Zentrum La Venta an der Golfküste bereits fest etabliert hatte, bevor sich die frühen Maya-Siedlungen im südlichen Mexiko, Guatemale und Belize bildeten. Aus diesem Grund sahen viele Forscher die Olmeken als „Mutter-Kultur“ der Maya an. Dafür sprechen durchaus auch die Baustile, die in der Maya-Siedlung Ceibal gefunden wurden. Doch nun haben die Forscher dort zeremonielle Bauten ausgegraben, die 200 Jahre älter sind als die Blütezeit von La Venta. Demnach hätte dieses Zentrum der Olmeken-Kultur nicht den primären Einfluss auf Ceibal bilden können, sagen die Wissenschaftler.

Tempel 1 in der Mayastadt Tikal in Guatemala, in seiner Nähe liegen zwei große Wasserspeicher, die die Archäologen jetzt näher untersucht haben. © chensiyuan / CC BY-SA 3.0

Von kleinen Bauten zu den Pyramiden

Die Untersuchungen von Inomata und seinem Team legen nahe, dass in Ceibal anfangs erst kleine Strukturen entstanden, die nur etwa zwei Meter groß waren. Durch kontinuierliche Erneuerungen wuchsen die zeremoniellen Gebäude dann immer weiter, bis schließlich die für die Maya typischen Pyramiden errichtet wurden. Außerdem spiegeln sich den Forschern zufolge in den frühen Funden aus Ceibal Einflüsse anderer Menschengruppen der damaligen Zeit wider, beispielsweise der Kultur in Chiapas im südlichen Mittelamerika.

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Deshalb vermuten sie, dass sowohl Ceibal als auch La Venta durch einen breiteren kulturellen Wandel entstanden, der in Mittelamerika zwischen 1.150 und 800 v. Chr. stattfand. Dies bedeutet also, dass die Maya-Zivilisation weder unabhängig entstanden ist noch als „Kind“ der Olmeken-Kultur. Stattdessen zeigen die Ergebnisse, dass die Wurzeln der Maya verzweigt waren und die Geschichte Mittelamerikas deutlich vielschichtiger als bisher angenommen, resümieren Inomata und sein Team. (Science, 2013; doi: 10.1126/science.1234493)

(Science, 26.04.2013 – MVI)

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