Kernspintomographen sind längst Standard in der Hirnforschung, 3D-Aufnahmen von Gehirntumoren oder Schädelbrüchen keine Seltenheit mehr. Doch trotz moderner bildgebender Verfahren sind die klassischen Methoden der beobachtenden Hirnforschung weiterhin unverzichtbar. Darauf weisen Tübinger Mediziner in der Zeitschrift „Nature Reviews Neuroscience“ hin.
Der Neurologe Hans-Otto Karnath zeigt gemeinsam mit dem Psychologen Chris Rorden auf, wo die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen, heute eingesetzten Forschungsmethoden liegen. Für das Verständnis „höherer Hirnleistungen“ des Menschen seien allein die modernen Verfahren nicht ausreichend. Es werde deutlich, dass die Hirnforschung trotz der neuen funktionell-bildgebenden Techniken auch in Zukunft nicht auf die Beobachtung von Schlaganfallpatienten verzichten kann. Um Prozesse der Aufmerksamkeit, der Sprache oder des menschlichen Gedächtnisses zu verstehen und Therapien gegen die Störungen entwickeln zu können, sei es erforderlich, bewährte Methoden, wie die sorgfältige Untersuchung hirngeschädigter Patienten, mit den neuen bildgebenden Methoden zu verbinden.
Bis vor wenigen Jahren war die Untersuchung von Funktionsstörungen des Gehirns nur durch die genaue Beobachtung des veränderten Verhaltens von Menschen möglich, die einen Schlaganfall und damit eine Hirnschädigung erlitten haben. Erst vor wenigen Jahren wurden bildgebende Verfahren wie die funktionelle Kernspintomographie entwickelt, die die Möglichkeit bieten, auch dem Gehirn gesunder Menschen „bei der Arbeit zuzuschauen“.
(idw – Universitätsklinikum Tübingen, 22.09.2004 – ESC)