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Zoologie

Holzhandel bedroht Orang-Utans

Handelsstopp für Tropenholz könnte asiatische Menschenaffen retten

Auf der Washingtoner Artenschutzkonferenz vom 2. bis 14. Oktober wird erstmals über ein Handelsstopp für das Tropenholz Ramin diskutiert. Falls dem Antrag Indonesiens stattgegeben wird, könnten auch die asiatischen Orang-Utans davon profitieren – durch das Abholzen der Bäume wird ihr Lebensraum immer mehr eingeschränkt.

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Ein nationales Exportverbot für das Tropenholz Ramin gibt es in Indonesien bereits. „Doch es wird durch massiven Holzschmuggel ins Nachbarland Malaysia und anschließenden Export auf den Weltmarkt systematisch unterwandert“, so Sandra Altherr von der Umweltorganisation PRO WILDLIFE. Mit seinem Antrag möchte Indonesien den Handel mit dem Tropenholz beschränken und kontrollierbar machen. Die Ramin-Bäume wachsen vor allem in den Sumpfwäldern Indonesiens und Malaysias – gleichzeitig die letzten Rückzugsgebiete der Orang-Utans. Auf dem Weltmarkt erzielt ein Kubikmeter verarbeitetes Ramin bis zu 1.000 US-Dollar.

Begehrtes Ramin-Holz

Zur Gattung Ramin gehören 30 Baumarten, sechs von ihnen sind im internationalen Handel relevant. 15 Arten Ramin sind inzwischen auf der Roten Liste als bedroht eingestuft. In der indonesischen Holzwirtschaft ging der Ertrag von Ramin seit den 70er Jahren von 1,5 Millionen Kubikmeter auf nur noch 24.000 Kubikmeter jährlich zurück – Folge eines dramatischen Bestandsrückgangs dieser Bäume in den Wäldern. „Sogar vor Nationalparks machen die illegalen Holzfäller keinen Halt. Der selektiven Entnahme von Ramin folgt die ungezielte Rodung anderer Urwaldriesen“, so PRO WILDLIFE zur Situation in Indonesien. Mit einer Rodungsfläche von 3,8 Millionen Hektar pro Jahr vernichtet Indonesien weltweit den meisten Regenwald.

Kettenreaktion im Regenwald

Direkt betroffen von der Abholzung der Ramin-Bäume sind die Orang-Utans auf Borneo und Sumatra: Wissenschaftlich gelten die Bestände Borneos und Sumatras inzwischen als eigenständige Arten, beide sind stark bedroht: Im Vergleich zu den 13.000 Sumatra-Orang-Utans ist der Bestand auf Borneo im indonesischen Teil Kalimantan und in den malaysischen Teilen Sabah und Sarawak mit etwa 24.000 Tieren zwar größer, aber die Tiere leben fast ausschließlich in ungeschützten Gebieten. Insofern schätzen Experten die Gefahr für den Borneo-Orang-Utan sogar als noch höher ein. Beide Arten leben vornehmlich in Sumpfwäldern, in denen die besonders handelsrelevante Ramin-Art Gonystylus bancanus vielerorts die häufigste Baumart ist.

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Luxusgut Tropenholz

Indonesien erließ 2001 ein Exportverbot für Ramin, doch die Schutzbemühungen laufen bislang ins Leere: „Riesige Mengen Ramin werden auf dem Schiffsweg ins Nachbarland Malaysia geschmuggelt, dort weiterverarbeitet und als angeblich legales Holz in alle Welt weiterverkauft“, erläutert Sandra Altherr. Malaysias eigene Raminbestände sind aufgrund jahrzehntelanger Plünderungen längst zusammengebrochen, doch der Export von Ramin läuft aufgrund des illegalen Nachschubs unvermindert weiter. 40 Prozent der in Malaysia verarbeiteten Hölzer stammen aus illegalen Quellen, Ramin spielt dabei eine erhebliche Rolle. Auch in Deutschland ist Ramin aufgrund seiner hellen, gleichmäßigen Maserung und seiner Robustheit sehr beliebt: Ob Holzleisten, Jalousien, Bilderrahmen, Furniere, Sperrholz oder Drachengestelle aus Ramin – eine breite Produktpalette ist im Handel präsent. „Noch im Jahr 2001 bot ein einziger Importeur monatlich 3.000 Kubikmeter Ramin aus Indonesien an. Doch seit dem Exportverbot Indonesiens sind die Händler mit ihren offenen Angeboten zurückhaltender geworden“, so Sandra Altherr.

Die Umweltorganisation PRO WILDLIFE wandte sich an die 166 Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens, für einen weltweiten Schutz von Ramin zu stimmen. Nur durch eine international einheitliche Vorgehensweise lasse sich der Handel wirksam kontrollieren. „Die Zukunft des seltenen Tropenholzes Ramin ist mit dem der Orang-Utans untrennbar verbunden“, so die PRO WILDLIFE Sprecherin abschließend.

(Pro Wildlife, 22.09.2004 – ESC)

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