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Geowissen

Wolken in der Nationalgalerie

Eine Ausstellung in Berlin zeigt vom 24. September an, wie Künstler das wissenschaftliche Phänomen Wolken sehen

Carl Blechen: Wolkenhimmel über langgestrecktem Gebäude mit zwei Kuppeln, um 1829 © Jörg P. Anders

Die Ausstellung „Wolkenbilder. Die Entdeckung des Himmels“ zeigt vom 24. September 2004 bis zum 30. Januar 2005 in der Alten Nationalgalerie die vielfältigen Aspekte des Wolken-Phänomens zwischen Naturwissenschaft und Kunst. Höhepunkte der rund 300 Exponate sind Werke von William Turner, Caspar David Friedrich oder Piet Mondrian.

Schwerpunkt der Ausstellung, deren Exponate vom 18. bis ins 20 Jahrhundert reichen, ist die Zeit um 1800. Hier wuchs die Sensibilität der Künstler gegenüber der Natur, die Wolke wurde zur Lehrmeisterin. Indem die Künstler den Himmel mit seinen vielfältigen Wolkenformationen in den Blick nahmen, lösten sie sich von den Konventionen, die die etablierte Akademiemalerei ihnen vorgab. „Der reine oder bewölkte Himmel ist in gewisser Weise die Stimmgabel der Natur für die Farbe, und über diese Farbe bestimmt er den Grundton eines Bildes“, so damals Valenciennes in einer Abhandlung über Landschaftsmalerei. Er empfahl darin den angehenden Malern, sich in der Beobachtung der sich kontinuierlich verändernden Lichtbedingungen zu üben.

Malende Meteorologen

Irgendwo in Ostasien scheint jemand gegen das Montreal-Protokoll zu verstoßen - er setzt illegal das Treibgas Trichlorfluormethan frei. © HG: NASA

Die künstlerische Bearbeitung des Wolken-Themas wurde durch die naturwissenschaftliche Erforschung des Phänomens stark angeregt. In einer Zeit der exakten Wissenschaften erlangen die Wolken ein zunehmendes Interesse, und es entstehen Klassifikationssysteme für Wolken, die auch heute noch in der Meteorologie eine große Rolle spielen. Der Apotheker Luke Howard stellt sich im Jahr 1802 in seinem berühmten Vortrag über die „Modifikationen der Wolken“ dem Problem, die Wolkenformationen zu systematisieren. Er benennt erstmals drei Wolkentypen, Cirrus, Cumulus und Stratus und deren Mischformen. Sein daraufhin veröffentlichtes Buch hat eine immense Wirkung hervorgerufen. Vor allem der englische Maler John Constable verschreibt sich ganz einer „Naturgeschichte des Himmels“. Mit besonderer Intensität und Systematik betreibt er Wolkenstudien. Gleichsam als meteorologischen Beleg kennzeichnet er seine Skizzen mit Ort, Datum und Uhrzeit auf der Rückseite. Durch die Serialität der Skizzen nimmt er eine naturwissenschaftliche Methodik auf: „Malerei sollte verstanden werden als eine Wissenschaft und sollte verfolgt werden als eine Untersuchung der Gesetze der Natur“.

Wolken als Spiegel der Kunstgeschichte

Die Exponate von frühren und späteren Epochen stellen die Entwicklung des Wolken-Sujets in einen angemessenen Rahmen. Denn während Barock und niederländische Landschaftsmalerei als Vorboten den Weg wiesen, zeigte die Weiterführung des Sujets in der Klassischen Moderne dessen Abstraktionspotential. August Strindberg und Emil Nolde beispielsweise präsentieren mit dick aufgetragener Farbe und grobem Pinselstrich expressive „Seelenlandschaften“, um die belebte und „chaotische Struktur“ der Natur zu zeigen.

Die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie führt diese vielfältigen Aspekte im Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft und Kunst vor Augen.

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(GFZ Potsdam – Verein der Freunde der Nationalgalerie, 22.09.2004 – ESC)

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