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Geowissen

Islands Vulkane sind explosiver als gedacht

Magma unter einigen Feuerbergen ist überraschend wasser- und gasreich

Landschaft in der aktiven Vulkanregion um den Torfajökull © Chmee2/Valtameri / CC-by-sa 3.0

Einige von Islands Vulkanen könnten explosiver sein als bisher angenommen. Denn das unter den Feuerbergen der Insel gestaute Magma enthält überraschend viel Wasser und Gase, wie US-Forscher jetzt festgestellt haben. Kombiniert mit eher zähflüssigem Magma fördert dies heftige, asche- und staubreiche Eruptionen. Störungen des europäischen Luftverkehrs wie nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 könnten daher auch künftig bevorstehen, berichten die Vulkanologen im Fachmagazin „Geology“.

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Islands Gletschervulkane haben schon häufiger große Eruptionen ausgelöst. So überdeckte der Feuerberg Hekla immer wieder große Teile Islands mit Asche und Gestein, auch in Großbritannien und anderen Teilen Europas zeugen alte Aschenschichten im Sediment von Seen und Torfmooren von der explosiven Kraft dieser Ausbrüche. Sie entstehen vor allem bei den Vulkanen, die von zähflüssigem, silikatreichem Magma gespeist werden. Wenn dieses nach oben steigt, nehmen die in ihm gelösten Gase, meist Wasserdampf und Kohlendioxid, stark an Volumen zu. Das geschmolzene Gestein schäumt dadurch auf wie eine zu stark geschüttelte Limonade und schießt mit hohem Druck aus dem Schlot. Dabei wird das Gestein zu feinem Staub und Asche zerstäubt, der sich dann mit dem Wind weithin ausbreitet.

Gewaltiger Caldera-Einbruch in der Eiszeit

Einer der Vulkane, die diese Art Magma besitzen, ist der Torfajökull, ein 1.190 Meter hoher aktiver Feuerberg im Süden Islands. Vor rund 70.000 Jahren brach die Magmenkammer dieses Vulkans ein und eine gewaltige Eruption folgte. Sie schuf eines der größten Areale mit heißen Quellen und Erdwärme Islands. In historischer Zeit ereigneten sich weitere, kleinere Ausbrüche. Jacqueline Owen von der Lancaster University und ihre Kollegen haben nun Bimsstein und Lava aus der großen Eruption des Torfajökull näher untersucht, um zu bestimmen, wie viel Gase in der Magma dieses Vulkansystems enthalten sind.

„Ich war erstaunt von dem, was ich gefunden habe“, erklärt Owen. „Ich habe bis zu fünf Prozent Wasser in den Inklusionen gemessen, das ist mehr als das Doppelte von dem, was man bisher für Island erwartet hat.“ Dieser Wassergehalt ähnelt dem des Magmas, wie sie bei explosiven Eruptionen unter anderem am Pazifischen Feuerring vorkommt. Man habe schon gewusst, dass der eiszeitliche Ausbruch des Torfajökull gut hundert Mal gewaltiger war als Eruptionen der jüngeren Vergangenheit. Jetzt zeige sich aber, dass er auch überraschend gasreich gewesen sein muss, sagt der Forscher.

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Nicht nur Hekla und Katla

Nach Ansicht der Wissenschaftler belegt dies, dass nicht nur die großen bekannten Vulkane wie Hekla und Katla das Potenzial für große Ausbrüche besitzen, sondern auch unbekanntere Feuerberge wie der Torfajökull oder der Öraefajökull. „Diese Entdeckung ist etwas besorgniserregend, denn sie zeigt, dass Islands Vulkane noch explosiver sein könnten als gedacht“, sagt Hugh Tuffen von der Lancaster University. „Hinzu kommt, dass Island nach Ansicht renommierter Vulkanologen zurzeit in eine Periode der erhöhten Aktivität eintritt.“ Das aber könnte bedeuten, dass ein Chaos im europäischen Luftraum wie nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull keine allzu seltene Ausnahme sein könnten. (Geology, 2013; doi: 10.1130/G33647.1)

(Open University / Geology, 05.04.2013 – NPO)

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