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Geowissen

Mega-Vulkanismus war schuld am Trias-Massenaussterben

Gewaltige Eruptionen und Tod vieler Tierarten vor 200 Millionen Jahren erfolgten zeitgleich

Magmatische Provinzen spieen einst Millionen Kubikkilometer Lava © USGS/ J.D. Griggs

Eine gewaltige, 600.000 Jahre anhaltende Vulkaneruption könnte den Dinosauriern den Weg zur Weltherrschaft geebnet haben. Denn die Mega-Ausbrüche ließen das Klima vor 200 Millionen Jahren abrupt umkippen und waren damit wahrscheinlich der Grund für das Massenaussterben am Ende der Trias. Bei diesem starben neben vielen Meerestieren auch die Vorfahren und Konkurrenten der Dinosaurier aus. Bisher war unklar, ob Vulkanausbrüche und Aussterben zeitgleich passierten, jetzt hat ein internationales Forscherteam die Lavareste der damaligen Zeit neu datiert. Ihr Fazit im Fachmagazin „Science“: Der Megavulkanismus war wahrscheinlich tatsächlich der Schuldige.

Sie gelten als die Giganten unter den Vulkaneruptionen: Magmatische Provinzen, auch Flutbasalte genannt. Diese Gebiete der Erdkruste sind von bis zu mehrere Kilometer dicken Schichten erstarrten Lavagesteins bedeckt – Relikten langanhaltender urzeitlicher Ausbrüche. In Sibirien beispielsweise hinterließen sie vor 250 Millionen Jahren Lavaflächen von mehr als zwei Millionen Quadratkilometer Ausdehnung und stellenweise mehr als drei Kilometern Dicke.

Wirkung auch auf das Klima

Selbst die sehr viel kleineren Ausbrüche heutiger Vulkane schleudern so viele Schwebteilchen und Gase in die Atmosphäre, dass dies das globale Klima messbar beeinflusst. Der Ausbruch des Mount Pinatubo im Jahr 1991 beispielsweise senkte die Sonneneinstrahlung um fünf Prozent und ließ die globalen Temperaturen in diesem Jahr um 0,4 Grad Celsius absinken. Forscher vermuten daher schon seit längerem, dass die großen Eruptionen der magmatischen Provinzen das Klima der Erde dramatisch verändert haben könnten – und dadurch auch einige der großen Massenaussterben verursachten.

„Das zu beweisen hat sich aber als problematisch erwiesen, weil die genaue Datierung der Ausbrüche schwierig ist“, erklären Terrence Blackburn vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge und seine Kollegen. Das galt auch für die sogenannte Zentralatlantische Magmenprovinz (CAMP), die vor rund 200 Millionen Jahren entstand – zu einer Zeit, als die Landmassen der Erde noch einen großen Kontinent bildeten. „Diese Eruption gilt als eine der größten der Erde, bis zu elf Millionen Kubikkilometer Magma wurden damals ausgeschleudert“, sagen die Forscher.

Waren die Eruptionen schuld?

Relikte dieser Eruptionen finden sich heute in Nord- und Südamerika und in Nordafrika. Theoretisch käme dieser Ausbruch daher als Auslöser für das Massenaussterben am Ende der Trias in Frage, das etwa zu dieser Zeit stattfand. Bei diesen Ereignis starben etwa die Hälfte aller meeresbewohnenden Arten aus, außerdem die Thecodontier, Vorfahren der Dinosaurier, die damals Land, Meer und sogar die Luft beherrschten.

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Der Geologe Paul Olsen nimmt eine Probe aus der 200 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht © Kevin Krajick/ Earth Institute

Für ihre Studie haben Blackburn und seine Kollegen nun Relikte der damaligen Vulkanausbrüche aus Marokko und Nordamerika untersucht und anhand des Zerfalls von Uran-Isotopen genauer als zuvor datiert. Analysen der Gesteinsschichten aus der Zeit des Massenaussterbens ermöglichte es ihnen zudem, auch den Zeitpunkt des Aussterbens genauer einzugrenzen.

Erst Kälte, dann Hitze

Das Ergebnis: Sowohl die Eruptionen in der Zentralatlantischen Magmenprovinz als auch das Massenaussterben begannen zur gleichen Zeit – vor 201.564.000 Jahren. „Der Ausstoß der Lava und der vulkanischen Gase geschah dabei in vier Pulsen, die zusammen rund 600.000 Jahre andauerten“, berichten die Forscher. Jeder dieser Pulse habe zunächst so viel Staub und Schwefelpartikel ausgespien, dass ein mehrjähriger vulkanischer Winter folgte – eine extrem kalte Klimaperiode. Viele Tier und Pflanzen seien vermutlich dabei bereits ausgestorben.

Nach diesem Kälteschock folgte eine Hitzewelle, wie die Wissenschaftler erklären. Denn die Ausbrüche hatten so viel Kohlendioxid freigesetzt, dass sich der Gehalt dieses Treibhausgases in der Atmosphäre verdoppelte. Als die Wirkung der Schwefel-Aerosole nachließ, führte dies zu einer rapiden Klimaerwärmung, die wiederum einige Tierarten überforderte. Gleichzeitig versauerte das Wasser der Ozeane, weil sich viel CO2 darin löste. Dadurch könnten viele Tiere mit Kalkschalen ausgestorben sein.

Die erste Welle des Aussterbens könnte den neuen Daten nach innerhalb von nur 20.000 Jahren erfolgt sein – möglicherweise sogar in noch kürzerer Zeit, wie die Forscher berichten. Nach geologischen Maßstäben sei das extrem schnell. „Unsere Ergebnisse beantworten zwar nicht alle Fragen über den exakten Mechanismus des Massenaussterbens“, sagt Koautor Paul Olsen vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York. „Aber die zeitliche Koinzidenz dieses Ereignisses mit dem Vulkanismus ist jetzt ziemlich unangreifbar.“ (Science, 2013; doi: 10.1126/science.1234204)

(Science / Columbia University, 22.03.2013 – NPO)

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