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Mikrobiologie

Hackfleisch mit Keimen belastet

Tests weisen Fäkalbakterien in Gehacktem aus drei Supermärkten nach

Jetzt auch das Hackfleisch: Mangelnde Hygiene bei der Produktion führt zu starker Keimbelastung. © Rainer Zenz / CC-by-sa 3.0

Nach Pferdefleisch, Eierschwindel und Schimmelpilzgiften in Milch kommt jetzt direkt die nächste unappetitliche Nachricht: In Hackfleisch aus drei Supermärkten haben Tester des TÜV Rheinland überhöhte Mengen von Darmkeimen entdeckt. Fäkalbakterien fanden sich im frischen Hack von Edeka und Rewe, sowie in verpacktem Putenhackfleisch von Lidl. Die Unternehmen können sich die Befunde nicht erklären. Es habe keine Auffälligkeiten im Produktionsablauf geben, so Sprecher von Lidl und Edeka.

Das ZDF-Verbrauchermagazin WISO hatte stichprobenartig 16 Proben verpacktes Hackfleisch aus den Kühltruhen und drei Proben von den Frischetheken der größten deutschen Discounter und Supermarktketten Aldi, Lidl, Netto, Penny, Edeka, Real, Rewe und Kaufland untersucht. Diese Stichproben wurden in einem akkreditierten Labor des TÜV Rheinland nach anerkannten Prüfmethoden auf erhöhte Bakterien- und Gesamtkeimzahlen untersucht.

Darmbakterien sprechen für mangelnde Hygiene

Das Ergebnis: In zwei von drei unverpackten Hackfleischproben der Supermärkte wurde das Labor mit deutlich erhöhten Werten potenziell gesundheitsgefährdender Keime fündig und zwar bei Edeka und Rewe. Im gemischten Hack von Edeka wurden die Richtwerte der Enterobakterien, also Darmkeime, und der Gesamtkeimzahl überschritten, bei Rewe ebenfalls der Richtwert für Enterobakterien sowie des Fäkalkeims Escherichia coli. Enterobakterien können Durchfallerkrankungen verursachen und E.coli-Belastungen geben eindeutige Hinweise auf mangelnde Hygiene bei der Herstellung.

SB-Fleischtheke © Ralf Roletschek / GFDL

Bei den Proben aus der Kühltruhe fand das Labor im verpackten Putenhackfleisch von Landjunker bei Lidl neben einer Richtwertüberschreitung beim Enterobakterium sogar eine Überschreitung des Warnwertes beim Fäkalbakterium E.coli. Das spricht ebenfalls für mangelnde Hygiene bei der Hackfleisch-Herstellung. Die Experten vom TÜV Rheinland bewerteten das Lidl-Hackfleisch aufgrund der Warnwertüberschreitung als nicht verkehrsfähig. Das Hackfleisch hätte so nicht verkauft werden dürfen, da es nicht bis zum angegeben Verbrauchsdatum haltbar war.

Keine Auffälligkeiten im Produktionsprozess?

Trotz des überschrittenen Richt- und sogar eines Warnwertes teilte Lidl dem ZDF-Magazin auf Anfrage mit, man bewerte das beanstandete Putenhack als „uneingeschränkt verkehrsfähig“. Gleichzeitig hieß es, man habe den Hersteller mit den Überschreitungen der Werte konfrontiert und darum gebeten, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene ergriffen würden. Als die Produktionsabläufe beim Hersteller überprüft wurden, hätten sich keine Auffälligkeiten ergeben.

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Auch Edeka habe unverzüglich nach Bekanntgabe der Ergebnisse die Qualitäts- und Hygienemaßnahmen im betroffenen Markt kontrolliert. Diese Prüfungen hätten jedoch keine Auffälligkeiten ergeben, den geschilderten Befund könne man sich deshalb nicht erklären, so das Unternehmen. Und auch Rewe erklärte, man habe in dem betroffenen Markt eine Untersuchung der Hackfleischprodukte und Hygiene veranlasst. Die Supermarkt-Kette betonte zudem, dass von dem beanstandeten Hack keine gesundheitliche Gefahr aus gehe – sofern es durcherhitzt werde.

Die Experten des TÜV raten grundsätzlichen zum Durchbraten von Hackfleisch bei mindestens 70 Grad, da so die meisten potenziell gesundheitsgefährdenden Keime abgetötet würden. Bei allen anderen Hackfleischprodukten waren die Prüfergebnisse einwandfrei.

(ZDF, 04.03.2013 – KBE)

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