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Medizintechnik

Videospiel verbessert Chirurgen-Geschick

Wii-Konsolenspiele fördern Fähigkeiten, die Chirurgen bei Operationen benötigen

Chirurgen bei einem endoskopischen Eingriff. Das Training mit der wii-Konsole verbessert ihre Fähigkeiten. © Jost-H. Hübner / CC-by-sa 3.0

Wenn Sie kurz vor einer endoskopischen OP stehen, sollten Sie ihren Arzt vielleicht fragen, ob er in seiner Freizeit gerne Videospiele spielt. Denn wie italienische Forscher herausfanden, verbessern Nintendo Wii und ähnliche Spiele bei Chirurgen genau die Fähigkeiten, die sie für diffizile minimal-invasive Operationen benötigen, darunter die Auge-Hand-Koordination und die räumliche Wahrnehmung. Gerade für junge Ärzte sei es daher durchaus sinnvoll, ihr Geschick an solchen Spielen zu schulen, meinen die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“.

„Es ist vermutlich schwer, akademische Institutionen dazu zu bewegen, eine Videospiel-Konsole als Teil der Chirurgen-Ausbildung einzuführen“, sagen Gregorio Patrizi und seine Kollegen von der Universität Rom. Aber ihre Studie zeige, dass die Spiele nicht nur allgemein die Auge-Hand-Koordination verbessere, sondern auch ganz spezifisch das Abschneiden bei Test an einem Bauchspiegelungs-Simulator. Angesichts des zunehmenden Anteils minimal-invasiver Operationen in der Medizin sei es daher durchaus sinnvoll, dass Mediziner alle Trainingsmöglichkeiten nutzen, die ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht verbessern.

Tennis und Flugspiel als OP-Training

Für ihre Studie hatten die Forscher 42 junge Chirurgen im ersten und zweiten Jahr ihrer Facharzt-Ausbildung zunächst jeweils eine Bauchspiegelung und eine endoskopische Gallenblasen-OP an einem Simulator durchführen lassen und ihr Geschick dabei anhand einer standardisierten Bewertungsskale beurteilt. Die eine Hälfte der Probanden ging ihrem normalen Krankenhausalltag nach und wurde fünf Wochen später erneut am Simulator getestet. Die zweite Gruppe aber spielte jeden Tag eine Stunde lang drei verschiedene Wii-Spiele: Tennis, Tischtennis und ein Flugspiel, bei dem geschicktes Ausweichen erfordert war. Auch diese Mediziner wurden nach fünf Wochen erneut am Simulator getestet.

Das Ergebnis: Zwar hatten alle Chirurgen im Laufe der fünf Wochen ihre Fähigkeiten bei der minimal-invasiven Operation verbessert, dennoch schnitten die Videospiel-Trainierten deutlich besser ab. Ihre Bewegungen waren signifikant ökonomischer und genauer, wie die Forscher berichten. Damit näherten sich die jungen Ärzte dem Verhalten an, wie es erfahrene Chirurgen zeigen. „Experten minimal-invasiver Technik machen weniger Bewegungen und fixieren fast nur das OP-Gebiet, während Anfänger ihre Aufmerksamkeit noch zwischen dem Ziel und den Werkzeugen aufteilen“, erklären Patrizi und seine Kollegen. Das Videospiel schule zudem die auch bei der OP erforderliche Übersetzung von der zweidimensionalen Darstellung auf dem Bildschirm in die dreidimensionale Vorstellung des Geschehens im Kopf des Akteurs.

„Wir hoffen, dass diese Ergebnisse dazu anregen, solche Videospiele auch in der Ausbildung einzusetzen oder sogar spezielle Programme dafür zu entwickeln, mit denen angehende Chirurgen ihre Fertigkeiten gezielt schulen können“, konstatieren die Forscher. „Immerhin sind solche Konsolen deutlich günstiger als Endoskopie-Simulatoren.“ (PloS ONE, 2013; doi: 10.1371/journal.pone.0057372)

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(PloS ONE, 28.02.2013 – NPO)

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