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Biologie

Bio-Tomaten haben mehr Vitamine

Mildem Stress ausgesetzte Pflanzen produzieren mehr gesundheitsfördernde Substanzen

Tomaten aus ökologischer Landwirtschaft © SXC

Nicht immer ist das, wo „bio“ draufsteht, auch automatisch gesünder. Doch für Tomaten aus ökologischem Anbau gilt dies sehr wohl: Sie enthalten mehr Vitamin C, Zucker und als gesund geltende Inhaltsstoffe als Tomaten aus konventioneller Produktion. Das haben brasilianische Forscher jetzt nachgewiesen. Und auch, warum das so ist, zeigte sich in ihrer Studie: Wachsen die Tomatenpflanzen unter weniger optimalen Bedingungen auf, wappnen sie sich gegen diesen Stress, indem sie die für uns wertvollen Inhaltsstoffe vermehrt einlagern, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“.

Konventionell angebaute Tomaten leben im Überfluss: Reichlich Kunstdünger sorgt dafür, dass es ihnen an Nährstoffen nicht fehlt. Gleichzeitig werden sie meist schon vorbeugend durch Pestizide gegen jede Form von Angriffen geschützt, sei es durch Insekten, Pilze oder andere Feinde. In ökologischer Landwirtschaft angebaute Tomaten haben es da deutlich schwerer: Zwar wird der Boden vor der Aussaat mit Mist, Gülle und Pflanzenresten gedüngt, während des Wachstums werden sie aber nur mit einer Mischung aus Löschkalk und Kupfersulfat behandelt, wenn Pilzinfektionen drohen. Die Bio-Pflanzen haben es daher tendenziell etwas schwerer.

Wie sich dieser Unterschied auf die Tomaten auswirkt, haben Aurelice Oliveira von der Universidade Federal do Ceará in Brasilien und ihre Kollegen nun genauer untersucht. Die Forscher nahmen dafür Proben von einem konventionell bewirtschafteten Feld und einem nahe gelegenen Bio-Acker, sowohl von den unreifen, grünen Früchten, dann in einem Zwischenstadium und schließlich bei der Ernte. Sie verglichen Größe, Gewicht und die Menge verschiedener Inhaltsstoffe in den Früchten, darunter Zucker, Vitamin C, verschiedene Farbstoffe sowie den Gesamtgehalt der sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, die für die gesundheitsfördernde Wirkung der Tomaten verantwortlich gemacht werden.

Kleiner, aber mit mehr Inhalt

Als erstes fiel den Forschern auf, dass die Bio-Tomaten um 40 Prozent leichter und auch deutlich kleiner waren als die konventionell angebauten. Dafür aber hatten sie es in sich: Die Bio-Früchte enthielten nicht nur bis zu 57 Prozent mehr Vitamin C, sondern auch erhöhte Mengen Zucker und sekundäre Pflanzenstoffe. Zudem war die Aktivität bestimmter Enzyme bei ihnen doppelt so hoch wie den Tomaten aus konventionellem Anbau.

Auffallend dabei: Viele dieser in Bio-Tomaten angereicherten Inhaltsstoffe wirken in den Zellen schützend gegen den oxidativen Stress – aggressive Sauerstoffverbindungen, die die DNA und andere Zellbestandteile angreifen und schädigen können. Sie entstehen durch ungünstige Umweltbedingungen wie zu viel UV-Licht oder Hitze, aber auch bei einem Angriff durch Krankheitserreger. Offenbar, so schlussfolgern die Forscher, mobilisieren die erschwerten Bedingungen, unter denen die Biopflanzen aufwachsen, deren Anti-Stress-Maschinerie.

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Tatsächlich fanden sie bei diesen Tomaten trotz dieser Abwehrmechanismen auch Spuren vermehrter Schäden durch oxidative Verbindungen. Zumindest aus Sicht der Verbraucher sei es demnach gar nicht unbedingt sinnvoll, jeglichen Stress von den Tomatenpflanzen fernzuhalten und nur auf möglichst großen Ertrag und maximale Größe zu setzen, resümieren Oliveira und ihre Kollegen. Milder bis moderater Stress scheine vielmehr die Qualität einer Frucht zu verbessern, zumindest, was die Zusammensetzung der Mikronährstoffe angeht.

Den genauen Zusammenhang von oxidativem Stress und der Anreicherung der Inhaltsstoffe wollen die Forscher nun in größeren Studien noch genauer untersuchen. (PLoS ONE, 2013; doi: 10.1371/journal.pone.0056354)

(PLoS ONE, 21.02.2013 – NPO/ILB)

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