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Bildung

Schlechte Noten für Deutschlands Bildung

OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" veröffentlicht

Die neueste Ausgabe des OECD-Berichts „Bildung auf einen Blick“ („Education at a Glance“), den Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt hat, hat ein breites Echo hervorgerufen. Die Studie, die anhand einer Vielzahl von Indikatoren die Bildungssysteme der OECD-Staaten sowie einer Reihe von weiteren Staaten vergleicht, stellt Deutschland in eingen Bereichen kein besonders gutes Zeugnnis aus. Sie bescheinigt Deutschland unter anderem, im internationalen Vergleich zu wenig für die Bildung auszugeben.

Zu wenig Geld für Bildung

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Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes Heinz-Peter Meidinger nannte es beschämend, dass Deutschland in diesem Bereich vom 10. auf den 15. Platz weiter zurückgefallen sei. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Dr. Peter Gaehtgens, hat daher Bund und Länder aufgefordert, die Anstrengungen zu einer angemessenen Finanzierung der Hochschulen in den nächsten Jahren weiter zu intensivieren. Die jüngste Studie der OECD zeige erneut, dass Deutschland erheblich mehr in den gesamten Bildungsbereich investieren müsse, um den Anschluss an die internationale Entwicklung nicht zu verlieren.

Auch das BMBF nahm zu den Ergebnissen Stellung und erklärte: „Deshalb sollten Anstrengungen unternommen werden, dies zukünftig auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu berücksichtigen, in der sie nach wie vor als Konsumausgaben gelten. Entsprechendes gilt auch für die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, bei denen die internationalen Beratungen hierüber schon weiter fortgeschritten sind.“

Positve Entwicklung an den Hochschulen

Doch auch Positives fand die Studie. Erfreulich sei, so HRK-Präsident Gaehtgens, dass die OECD den Hochschulen eine insgesamt positive Entwicklung bescheinigt. Sie erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen als Motor für Beschäftigung und Innovation und böten eine vorbildliche Ausbildung vor allem von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren. Auch sei die Internationalisierung von Lehre und Studium auf einem guten Wege.

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DPhV-Vorsitzender Heinz-Peter Meidinger hob dabei insbesondere die gegenüber 1998 bis 2003 um 25 Prozent gestiegenen Studienanfängerquoten hervor. Besonders positiv sei, dass in Deutschland mittlerweile wieder erheblich mehr Hochschulabsolventen aus den ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern stammten.

„Diese Einschätzung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den Hochschulen nach wie vor eine erhebliche Finanzierungslücke gibt.“ So sei der Anteil der Akademiker an der Gesamtbevölkerung nach wie vor deutlich unter dem OECD-Durchschnitt und auch die Schwundquote sei deutlich zu hoch, so der HRK-Präsident. Bund und Länder täten gegenwärtig aber zu wenig, um diese Defizite zu beheben.

Finanzierungslücken bei Bund und Ländern

Auch der am Freitag verabschiedete Bundeshaushalt 2005 gebe den Hochschulen nicht die dringend notwendige Entwicklungsperspektive. Trotz einer allgemeinen Steigerung seien für die Hochschulen deutliche Defizite erkennbar. „Deutschland läuft zudem nach wie vor dem von den europäischen Regierungschefs festgesetzten Ziel hinterher, den Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt auf drei Prozent im Jahre 2010 zu steigern“, sagte Gaehtgens weiter.

Der Deutschen Philologenverband übte Kritik an dem geringen Unterrichtsangebot, das die deutschen Bundesländer ihren Schülern bieten. Wörtlich sagte er: „Auch wenn Unterrichtsvolumen und Unterrichtsqualität nicht gleichgesetzt werden dürfen, ist es doch erstaunlich und sicher auch nicht folgenlos, dass deutsche Jugendliche zwischen 10 und 20 Prozent weniger Unterricht erhalten als ihre ausländischen Mitschüler. Besonders der muttersprachliche Unterricht führt in Deutschland ein Schattendasein.“ Meidinger führte dieses Unterrichtsdefizit deutscher Schüler auch darauf zurück, dass viele Bundesländer in den letzten Jahren aus finanzpolitischen Gründen die Stundentafeln und das Unterrichtsangebot drastisch zusammengestrichen hätten.

Auch HRK-Präsident Gaethgens appellierte an die Länder in diesem Zusammenhang, ihre Finanzanstrengungen erheblich zu verstärken. Denn sie lägen in ihren Bemühungen derzeit noch weit hinter dem Bund zurück. „Es ist ein eklatanter Widerspruch: Auf der einen Seite versuchen die Länder im Rahmen der Föderalismusdebatte, ihre Kompetenzen im Bereich von Bildung und Wissenschaft erheblich auszubauen bis hin zu einer kompletten Abschaffung einer Bundeskompetenz. Im Rahmen ihrer Finanzpolitik überziehen sie die Hochschulen aber mit immer weitergehenden Sparprogrammen. Sie schaden den Hochschulen zusätzlich, indem sie ein gezieltes finanzielles Engagement des Bundes für die Wissenschaft mehr und mehr unmöglich machen.“

(BMBF, HRK, Deutscher Philologenverband, 15.09.2004 – NPO)

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