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Raumfahrt

Weltraumreisen schaden dem Gehirn

Kosmische Strahlung löst bei Mäusen Gedächtnisstörungen und Alzheimer aus

Astronaut in der Erdumlaufbahn - er wird vom Erdmagnetfeld noch vor einem Teil der kosmischen Strahlung geschützt. © NASA

Astronauten haben nicht nur einen extrem gefährlichen Job – er ist auch ungesünder als bisher gedacht. Denn die kosmische Strahlung, der sie bei einem Flug ins All ausgesetzt sind, kann Alzheimer fördern. Darauf deuten Versuche US-amerikanischer Forscher mit Mäusen hin. Diese entwickelten Gedächtnisstörungen und Alzheimer-Symptome, nachdem sie energiereichen Eisenpartikeln ausgesetzt waren, wie sie beispielsweise durch Sternenexplosionen erzeugt werden, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten.

Das Weltall ist kein sehr gesunder Ort: Es wimmelt von schädlichen Strahlen und energiereichen Teilchenströmen, die unserem Körper schaden, weil sie beispielsweise unsere Erbsubstanz schädigen. Auf der Erdoberfläche sind wir vor dieser kosmischen Strahlung geschützt, das Erdmagnetfeld schirmt uns vor ihnen ab. Wenn aber Astronauten diese schützende Hülle verlassen – beispielsweise um zum Mond oder Mars zu fliegen – sind sie der Strahlung nahezu schutzlos ausgesetzt. Zwar könnten sie bei besonders starken Sonnenstürmen spezielle Schutzräume aufsuchen, aber auch diese können nicht alle Strahlung abhalten.

„Dass die kosmische Strahlung Gesundheitsprobleme wie Krebs auslösen kann, ist schon seit langem bekannt“, erklärt Studienleiter Kerry O’Banion vom University of Rochester Medical Center (URMC). Jetzt zeige sich aber, dass auch Gedächtnisstörungen und Alzheimer durch den Einfluss der Strahlung gefördert werden. In ihrer Studie setzten die Forscher Mäuse verschiedenen Dosen von extrem energie- und massereichen Eisenpartikeln aus. Diese entstehen beispielsweise in Supernovae und breiten sich dann im All aus. Aufgrund ihrer hohen Durchschlagskraft können diese Teilchen selbst dicke Schutzwände eines Raumschiffs leicht durchdringen. „Um sich gegen diese Form der komischen Strahlung zu schützen, müsste man ein Raumschiff mit einer 1,80 Meter dicken Hülle aus Blei oder Beton umgeben“, erklärt O’Banion. Das sei in der Praxis kaum möglich.

Eiweiß-Plaques und Gedächtnisschwächen

Welche Folgen es für Astronauten hätte, wenn sie diesen energiereichen Teilchen ausgesetzt wären, zeigte sich an den Mäusen: Diejenigen, die mit der Bestrahlung ausgesetzt worden waren, schnitten in Gedächtnistests deutlich schlechter ab als nicht bestrahlte Kontrolltiere. Sie konnten sich Objekte und bestimmte Orte schlechter merken. Im Gehirn der Mäuse fanden die Forscher zudem Anzeichen für veränderte Gefäße und deutlich mehr Amyloid-Ablagerungen als normal. Diese sogenannten Plaques gelten als eines der Hauptindikatoren für Alzheimer.

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kosmische Strahlung die Entwicklung von Alzheimer beschleunigen kann“, sagt O’Banion. Die NASA und andere Weltraumorganisationen müssten dies bei ihren Plänen für zukünftige Missionen beispielsweise zum Mars berücksichtigen. Die amerikanische Weltraumbehörde soll eine bemannte Mission zum Roten Planeten im Jahr 2035 ansteuern. Bei einer solchen Reise wären die Astronauten drei Jahre lang außerhalb der schützende Magnethülle der Erde unterwegs. Die Strahlendosis, die sie dabei theoretisch abbekommen könnten, reicht im Tierversuch bereits aus, um bei den Mäusen messbare Gedächtnisschwächen auszulösen.

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(University of Rochester Medical Center, 02.01.2013 – NPO)

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