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Archäologie

Forscher beweisen Mord an Ramses III.

Altägyptischer Pharao starb an einer durchtrennten Kehle

Ramses III. bringt ein Weihrauchopfer dar. © gemeinfrei

Wissenschaftler haben die Mumie des Ramses in Kairo computertomografisch, radiologisch und molekulargenetisch untersucht. Das Ergebnis: Der König wurde ermordet. Der Legende nach wurde er Opfer einer Haremsverschwörung: Eine seiner Nebenfrauen -Teje – versuchte offenbar, auf diese Weise ihren Sohn an die Macht zu bringen. Bisher war jedoch der Ausgang dieses Komplotts ungeklärt. Zwar sei bereits klar gewesen, dass Ramses im Alter von etwa 65 Jahren gestorben sei, die Todesursache war jedoch bisher unbekannt, so der Ägyptologe Zahi Hawass. Die neuen Untersuchungen zeigen, dass eine Halskrause die Schnittwunde an der Kehle bisher verdeckt hatte.

Eines der bekanntesten Verbrechen des alten Ägyptens wird auf einer Papyrusrolle beschrieben, die sich im ägyptischen Museum von Turin befindet. Danach plant Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. Teje, eine der Nebenfrauen des Pharaos, den Mord an ihrem Gatten, dem als göttlich geltenden König Ramses III. Der Tod des Vaters soll ihren Sohn Pentawer auf den Thron bringen. Doch die Verschwörung fliegt auf: Alle Beteiligten werden vor Gericht gestellt und bestraft. Was aus dem König selbst wurde, war bisher jedoch unklar.

Jetzt hat ein Wissenschaftler-Team um den Ägyptologen Zahi Hawass, den Genetiker Carsten Pusch und den Paläopathologen Albert Zink die Mumie des Pharaos in Kairo mittels Computertomografie, Radiologie und Molekulargenetik untersucht. Die Analysen der Computertomografie- Bilder ergaben, dass dem Pharao zu Lebzeiten die Kehle durchtrennt worden war. „Die Halsverletzung ist erst in der Computertomographie sichtbar geworden“, berichtet Hawass. „Klar war, dass Ramses 1155 v. Chr. im Alter von etwa 65 Jahren gestorben war, doch kannten wir vorher nicht die Todesursache“, fährt er fort. Denn eine Halskrause verdeckt die Verletzung.

Ein Amulett für das Jenseits

In den CT-Aufnahmen konnten die Forscher außerdem ein Amulett in der Wunde erkennen, welches ein sogenanntes Horusauge darstellt – ein altägyptisches Symbol zum Schutz vor Unfällen und zum Wiedergewinn von Kraft. „Die durchtrennte Kehle und das Amulett sind eindeutige Hinweise darauf, dass der Pharao ermordet worden ist“, erklärt Zink. „Das Amulett war ihm nach seinem Tod in die Wunde gelegt worden, um diese für dessen Nachleben zu heilen.“ Doch war Ramses tatsächlich im Rahmen der Haremsverschwörung ermordet worden, wie es der Turiner Gerichtspapyrus andeutet?

Ramses III. Mumie. © Catalogue Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire: The Royal Mummies.

Das Forscherteam findet dazu Hinweise in einer weiteren Mumie: Mittels DNA-Analysen haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass Ramses III. mit einer bislang als „Unknown Man E“ bekannten Mumie direkt verwandt war. Man hatte bereits vermutet, dass es sich bei dieser Leiche eines 18-20 Jahre alten Mannes um Pentawer, den Sohn des Königs und vermeintlichen Vatermörder, handeln könnte. Mithilfe des genetischen Fingerabdrucks konnte eine fünfzigprozentige Übereinstimmung zwischen dem Genmaterial von Ramses und dem der unbekannten Mumie festgestellt werden. „Die Mumie ist somit sehr wahrscheinlich ein Sohn des Ramses III. Zu einer hundertprozentigen Aussage bedürfte es allerdings der Genomanalyse der Mutter“, erläutert der Genetiker Pusch. Die Mumie von Teje ist jedoch nicht erhalten.

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Selbstmord des Sohnes?

Auch die Mumie des jungen Mannes hat der Radiologe Albert Zink mit seinem Team radiologisch untersucht. „Auffällig war, dass der Körper von Ramses Sohn stark aufgebläht ist. Am Hals konnten wir zudem eine seltsame Hautfalte erkennen. Diese könnte davon stammen, dass er sich selbst erhängt hat.“ Zudem sei er mit einem Ziegenfell bedeckt gewesen – ein Symbol für Unreinheit – und sei ohne Organ- und Gehirnentnahme mumifiziert worden, so der Wissenschaftler. Die Tatsache, dass der Körper von Ramses Sohn auf eine für einen Prinzen unangemessene Art und Weise bestattet war, könnte darauf hinweisen, dass hier einer der Drahtzieher der Haremsverschwörung bestattet liegt, der – wie das Turiner Gerichtspapyrus berichtet – die Möglichkeit einer Selbsttötung erhalten hatte, um schlimmeren Strafen im Jenseits zu entgehen.

(Europäische Akademie Bozen, 19.12.2012 – KBE)

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