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Medizintechnik

Antikörper wirkt gegen Übergewicht und Diabetes

Experiment mit Affen weckt Hoffnung auf neuen Therapieansatz beim Menschen

Forscher könnten ein neues Mittel zur Bekämpfung von Übergewicht und Diabetes gefunden haben: In Versuchen mit Affen senkte ein im Labor entwickelter Antikörper Körpergewicht und Blutfettwerte der zuvor stark übergewichtigen Tiere. Auch die Insulin- und Blutzuckerwerte der Affen verbesserten schon nach einmaliger Injektion. Da die Affen nicht viel weniger fraßen als sonst auch, erhöhe der Antikörper offenbar den Energieverbrauch und fördere so die Fettverbrennung, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science Translational Medicine“.

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Die Nebenwirkungen dieser Behandlung seien aber gering, weil der Antikörper selektiv nur auf bestimmte Gewebe wirke, darunter Leber, Fettgewebe und Bauchspeicheldrüse. Er sei daher – nach weiteren Tests – möglicherweise auch für die Behandlung von Übergewicht und Diabetes beim Menschen geeignet, sagen Ian Foltz vom Gentechnik-Unternehmen Amgen in British Columbia und seine Kollegen von der Texas A&M University in Houston.

Schon seit längerem ist bekannt, dass ein bestimmtes Hormon, der sogenannte Fibroblast Growth Factor 21 (FGF21), entscheidend an der Regulation des Fett- und Zuckerstoffwechsels und dem Energieverbrauch des Körpers beteiligt ist. Wie die Forscher berichten, wirkt das FGF21, indem es sich mit einer bestimmten Andockstelle verbindet, die in den Zellwänden von Leber, Bauchspeicheldrüse und Fettgewebe vorkommt. Diese Bindung löst dann letztlich die regulatorische Wirkung aus. In vorhergehenden Studien seien genmanipulierte Mäuse, die FGF21 vermehrt bildeten, trotz fettreicher Nahrung schlank und frei von Diabetes geblieben, sagen Foltz und seine Kollegen. Das FGF21-Hormon könne aber nicht als Medikament eingesetzt werden, weil es im Blut zu schnell zerfalle. Daher habe man nach anderen Molekülen gesucht, die an der gleichen Stelle ansetzen.

Übergewichtige Java-Affen als Tester

Für ihre Studie konzipierten und entwickelten Foltz und seine Kollegen einen Antikörper – mimAb1 getauft – der sich mit den FGF21-Andockstellen verbinden kann. In Versuchen mit Zellkulturen erwies sich mimAb1 dabei als hochspezifisch – seine Molekülstruktur passte nur auf diesen speziellen Rezeptor, wie die Wissenschaftler berichten. Um zu prüfen, ob der Antikörper auch die gleiche Wirkung hervorruft wie FGDF21, führten die Forscher Tests mit 20 Java-Affen (Macaca fascicularis) durch. Alle Tiere seien stark übergewichtig gewesen, aber ansonsten gesund, berichten sie. Die Hälfte der Affen erhielt zwei intravenöse Injektionen mit einer Lösung des mimAb1-Antikörpers, die andere Hälfte zur Kontrolle eine wirkstofffreie Salzlösung. Körpergewicht, Blut- und Insulinwerte wurden wöchentlich gemessen.

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„Fünf bis sechs Wochen nach der ersten Injektion war das Körpergewicht der Affen um rund zehn Prozent gesunken“, schreiben Foltz und seine Kollegen. Auch der Bauchumfang und die Dicke des Bauchfetts habe in dieser Zeit kontinuierlich abgenommen. Diese Entwicklung habe bis zum Ende der Studie – neun Wochen nach der Injektion – angehalten. Einen signifikant positiven Effekt habe das mimAb1 auch auf die Blutfettwerte gehabt, sie seien noch sieben Wochen nach der Behandlung niedriger gewesen als bei den Kontrolltieren. Der Antikörper trug zudem dazu bei, Blutzucker- und Insulinwerte zu senken, ohne eine gefährliche Unterzuckerung auszulösen.

Nach Ansicht der Forscher belegen diese Ergebnisse, dass der von ihnen entwickelte Antikörper mimAb1 die gleichen positiven Effekte auf den Stoffwechsel zeigt wie das natürliche Hormon FGDF21. Im Gegensatz zu diesem sei mimAb1 aber stabil und wirke langanhaltend. „Damit ist dieser Antikörper ein guter Kandidat, um auf seiner Basis ein Mittel gegen Diabetes und Übergewicht beim Menschen zu entwickeln“, schreiben Foltz und seine Kollegen (doi:10.1126/scitranslmed.3004690).

(Science Translational Medicine, 29.11.2012 – NPO)

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