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Geowissen

Forscher bohren tiefstes Loch unter dem Meer

Expedition vor Japan erreicht mit mehr als 2.111 Metern neuen Tiefenrekord

Bohrschiff Chikyu im Hafen © IODP

Ein internationales Forscherteam hat im Meer vor Japan tiefer gebohrt als jemals zuvor: Mehr als 2.111 Meter drangen sie unter den Meeresboden vor und stellten damit einen neuen Rekord auf. Möglich wurde dies durch ein neues Bohrschiff, die Chikyu, mit dem die Wissenschaftler im Rahmen des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) zurzeit vor der Shimokita Halbinsel Japans unterwegs sind. „Wir haben damit ein Fenster in eine neue Ära der wissenschaftlichen Bohrungen geöffnet“, erklärt Fumio Inagaki von der japanischen Agentur für Meresforschung und Technologie (JAMSTEC), einer der beiden Expeditionsleiter. Mit diesem Forschungsschiff könne man in Tiefen vordringen, die kein Mensch zuvor erforscht habe.

Das Bohrschiff Chikyu kann Bohrungen bis in Tiefen von 10.000 Metern unter dem Meeresboden durchführen und Gestein aus diesen Bereichen an die Oberfläche bringen. Die Forscher des IODP erhoffen sich davon neue Einblicke vor allem in die Geologie der Plattengrenzen, aber auch des Erdmantels und der sogenannten Tiefen Biosphäre. Als solche bezeichnen Wissenschaftler die bisher nur in Teilen erkundete Organismenwelt, die im Gestein des Meeresbodens und anderen Bereiche der Erdkruste lebt. „Die Proben aus solche Tiefen sind wertvoll und ich zuversichtlich, dass sie uns dabei voranbringen, das Leben und die Erde besser zu verstehen, sagt Inagaki.

Lebenswelt in tiefen Kohlenformationen erforscht

Ziel der im Juli 2012 begonnenen und noch drei Wochen andauernden Expedition ist es, gezielt alte, rund 2.200 Meter tief liegende Kohlenflöze unter dem Meer vor Japan zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen unter anderem aufklären, welche Mikroben in diesen Lagerstätten aktiv sind und welche Faktoren zur Entstehung von Kohle, aber auch Erdgas beitrugen. Erste Proben seien bereits im Labor an Bord untersucht worden.

„Ich bin sehr froh über die hohe Qualität der Bohrkernproben, die nur minimale Störungen zeigen“, erklärt Kai-Uwe Hinrichs von der Universität Bremen, der zweite Leiter der Expedition. Das sei für die Forschungsziele enorm wichtig. In den nächste Wochen wollen die Forscher weiter in die Tiefe vordringen und Proben aus den Kohlenformationen an die Oberfläche bringen. Diese werden dann sowohl an Bord als auch später in Laboren an Land analysiert.

(IODP, 10.09.2012 – NPO)

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