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Bosporusbrücke verbindet Asien und Europa

Die Bosporusbrücke wird dreißig Jahre alt

Bosporus © NASA

Die Anbindung an Europa erreichte die Türkei vor dreißig Jahren mit dem Bau der ersten Bosporusbrücke. Dabei verhielt es sich für die Stadt Istanbul im Grunde genommen umgekehrt. Denn mit der Eröffnung der Brücke 1973 wurde das Stadtzentrum auf der europäischen Seite mit dem asiatischen Mutterland verbunden. In der Stadt löste dies einen Boom aus. Die Kulturräume gingen von alters her in Istanbul in einander über. Der Bau der ersten Bosporusbrücke überbrückte auch die geologische Trennung der beiden Kontinente. Der Bosporus mit heute zwei Brücken liegt außerdem in einem tektonisch aktiven Gebiet.

Computergenerierte Grafik eines Schwarzen Lochs. Schwarz ist der Ereignishorizont dargestellt, umgeben von einer kreisenden Materiescheibe aus Gas. © NASA

Brücke zur Urbanisierung

Die erste Bosporusbrücke verband 1973 den historischen Stadtkern im europäischen Teil mit den wohlhabenden Vierteln auf der asiatischen Seite. Im Westteil befanden sich neben der Altstadt auch Industriegebiete und Arbeiterviertel. Wer es sich leisten konnte, lebte in den damaligen Vororten des Ostteils, an den Küsten des Bosporus und des Marmarameeres. Durch die Inbetriebnahme der Brücke erfuhr die Stadt einen enormen Entwicklungsschub.

Da die Entfernungen innerhalb der Stadt zeitlich erheblich verkürzt wurden, konnte sich die Urbanisierungswelle, die seit den 1950er Jahren im Westteil der Stadt begonnen hatte, in den Ostteil fortsetzen. Industriebetriebe zogen auf die andere Seite des Bosporus und mit ihnen Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen. Neue Industrie- und Wohngebiete entstanden, die Vororte verlagerten sich. Dabei dehnte sich die Stadt kreisförmig aus und zeigte in den späten 1970er und frühen 1980ern ihr jetziges Erscheinungsbild einer modernen Metropole. Der Boom machte bald den Bau einer weiteren Brücke erforderlich. 1988 wurde mit der Fatih Sultan Mehmet-Brücke die zweite Brücke über den Bosporus fertig gestellt.

Blick in den Tunnel des LHC mit dem Beschleunigerring. Die blau-silbernen Einheiten enthalten die Dipolmagnete und das Helium-Kühlungssystem © CERN

Brücken in tektonischer Randlage

Der Bosporus trennt Europa von Asien auch tektonisch. Istanbul liegt dabei am Rande einer Bruchzone. Entlang dieser nordanatolischen und der ostanatolischen Störung im Südosten des Landes wird die anatolische Platte wie ein Zwetschgenkern nach Westen gepresst (s. Abbildung). Aber sind Istanbul und die Bosporusbrücken deshalb stark Erdbeben gefährdet?

Tatsächlich haben Geowissenschaftler des GeoForschungsZentrum Potsdam zusammen mit türkischen Kollegen erhöhte Spannungen im Westen unter dem Marmarameer und Osten bei Düzce entlang der nordanatolischen Bruchzone ermittelt (s. Abbildung). Die erhöhte Spannung wird sich irgendwann in Erdbeben abbauen. Das letzte große Erdbeben ereignete sich am 1. Mai 2003 im Osten der Störungszone, zehn Kilometer nördlich der Stadt Bingöl. Selbst wenn Istanbul gegenwärtig in Bereichen erniedrigter Spannung liegt, so besteht doch die Gefahr eines Erdbebens südlich der Stadt. Da sich der Zeitpunkt eines Erdbebens aber nicht bestimmen lässt, entwickelt das CEDIM in Karlsruhe Präventivmaßnahmen. So soll beispielsweise die Konstruktion von Bauwerken dem Erdbebenrisiko noch besser angepasst werden, um Schäden in Folge von Erdbeben gering zu halten.

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Die Bosporusbrücken sind Verkehrs- und Lebensnerv Istanbuls. Sie gaben Impulse für die Stadtentwicklung und sind aus dem Stadtleben nicht mehr wegzudenken. Beide Hängebrücken fangen mit ihrer weicheren Konstruktion die Erdbebenschwingungen auf. Wie stark diese sein dürfen, überwacht das Istanbuler Kandilli-Observatorium mittels Sensoren an den Brücken.

Weiterführende Links:

GeoPoint (Schriftenreihe des Institutes

für Geographie der Universität Augsburg)

Deutsche Task Force Erdbeben am GFZ Potsdam

Kandilli Observatory and Earthquake Research Institute of Bosporus University, Istanbul (Türkisch / Englisch)

CEDIM – Center for Disaster Management and Risk Reduction

(GeoUnion, 19.09.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)

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