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Geowissen

Klima-Manipulation würde Europa mehr Dürren bringen

Verringerung der Sonneneinstrahlung durch Geo-Engineering hätte erhebliche Nebenwirkungen

Vulkanausbrüche, wie hier der des Vulkans Karymsky in Russland, können durch ihren Schwefeldioxid-Ausstoß das Klima abkühlen, Geo-Engineering-Maßnahmen sollen diesen Effekt mit verschiedenen technischen Mitteln nachahmen. © Alexander Belousov of the Earth Observatory of Singapore, EGU / CC BY 3.0

Geo-Engineering – ein technischer Eingriff in das Klimasystem – würde Europa und anderen Regionen der Erde statt Besserung nur mehr Dürren bringen. Das hat ein europäisches Forscherteam unter Leitung von Hauke Schmidt vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg festgestellt. Sie hatten untersucht, wie sich das zukünftige Klima verändert, wenn man durch technische Maßnahmen die Sonneneinstrahlung verringert. Möglich wäre dies beispielsweise durch gewaltige Spiegel in der Erdumlaufbahn oder aber indem man Schwebstoffe in die Atmosphäre bläst. Als Folge, so zeigen die Ergebnisse der Forscher, würden zwar die Temperaturen wieder auf ein Normalmaß sinken, die Niederschläge auf der Erde würden aber gleichzeitig deutlich abnehmen. Als Folge wäre es in Europa und Nordamerika rund 15 Prozent trockener. Im Amazonasgebiet würde es sogar 20 Prozent weniger regnen, berichten die Forscher im Fachmagazin „Earth System Dynamics“.

Als Geo-Engineering bezeichnet man technische Maßnahmen, mit denen entweder Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt oder aber die Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche vermindert wird. Beides soll dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen und die Erwärmung der Erde aufzuhalten. „Solche Maßnahmen sind als Notlösung vorgeschlagen worden für den Fall, dass die Klimaschutzbemühungen fehlschlagen oder die Folgen der Erwärmung schwerwiegender ausfallen als erwartet“, schreiben Hauke Schmidt und seine Kollegen. Doch die Folgen solcher Eingriffe in das globale Klimasystem sind bisher nur in Teilen erforscht.

„Die Hauptbotschaft unseres Experiments lautet, dass das durch Geo-Engineering erzeugte Klima anders ist als jedes vorher existierende natürliche“, sagt Schmidt. Durch solche Maßnahmen könne man das Klima nicht einfach zurückdrehen auf einen früheren Stand. Selbst wenn die Temperatur wieder auf geringere Werte absinke, gebe es entscheidende Unterschiede. „Geo-Engineering kann daher nicht als Ersatz für einen Klimaschutz durch die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen angesehen werden“, schließen die Forscher.

Viel Kohlendioxid und weniger Sonne

Die Wissenschaftler haben mit Hilfe von vier Klimamodellen untersucht, wie das Erdklima auf Maßnahmen zur Verringerung der Sonneinstrahlung reagiert. In ihrem Geo-Engineering-Szenario gingen die Wissenschaftler davon aus, dass die Atmosphäre viermal so viel Kohlendioxid (CO2) enthält wie vor Beginn der Industrialisierung – damals waren es rund 280 ppm (parts per million, Teile pro einer Million). „Eine solche Vervierfachung liegt am oberen Ende der Prognosespannbreite, ist aber immer noch im Bereich dessen, was am Ende des 21. Jahrhunderts möglich wäre“, sagt der Max-Planck-Meteorologe Schmidt. Um eine Geo-Engineering-Maßnahme zu simulieren, senkten die Forscher dann die Sonneneinstrahlung in ihren Modellen so weit ab, dass der vom zusätzlichen CO2 ausgelöste Treibhauseffekt ausglichen wurde.

Das Ergebnis der simulierten Geo-Engineering-Maßnahme verglichen die Forscher mit dem Klima der Erde vor Beginn der industriellen Revolution. In allen vier Modellen sei das manipulierte Klima trockener gewesen als im Vergleichsszenario, berichten die Forscher. Die Niederschlagsmengen lagen weltweit um durchschnittlich 4,8 Prozent niedriger. Besonders stark verringerten sich dabei die Regenfälle über Nordamerika, dem nördlichen Teil Eurasiens und in Südamerika. Im Amazonasgebiet wurde es sogar um 20 Prozent trockener. Die globale Durchschnittstemperatur war dagegen ähnlich wie im Vergleichsszenario, allerdings kühlten sich die Tropen etwas stärker ab als die Polarregionen. (doi:10.5194/esdd-3-31-2012)

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(Earth System Dynamics, 08.06.2012 – NPO)

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