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Der Rhein ist fünf Millionen Jahre älter als gedacht

Forscher korrigieren Alter des Flusses aufgrund neuer Fossilienfunde

Rhein © H.-G. Oed

Der Rhein fließt bereits seit rund 15 Millionen Jahren durch Europa – und ist damit fünf Millionen Jahre älter als bisher angenommen. Das haben Wissenschaftler des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoecology (HEP) an der Universität Tübingen und des Senckenberg Forschungsinstitutes in Frankfurt festgestellt. Sie hatten mehr als 300 Fossilien in urzeitlichen Ablagerungen des Flusses untersucht und datiert. Dabei kamen sie auf ein deutlich höheres Alter als bisherige Untersuchungen, wie sie im Fachmagazin „PLoS ONE“ berichten.

Der Rhein ist einer der großen Flüsse Europas – auf seiner etwa 1.233 Kilometer langen Reise zur Nordsee durchfließt er die Schweiz, Österreich, Deutschland und die Niederlande. Doch so groß und bekannt der Fluss auch ist, sein Ursprungs-Alter ist umstritten.

„Bisher ist man davon ausgegangen, dass der Ur-Rhein etwa zehn Millionen Jahre alt ist“, sagt Madelaine Böhme, Erstautorin der im Fachmagazin „PLoS ONE“ erschienenen Studie. Aufgrund ihrer Untersuchungen an Fossilien einer Fundstelle nahe Sprendlingen in Rheinland-Pfalz gehen die Forscher jedoch davon aus, dass der Fluss mindestens fünf Millionen Jahre älter ist.

Die Säugetierfossilien im Raum Sprendlingen und Eppelsheim gelten unter Wirbeltier-Paläontologen seit 200 Jahren als Maßstab für das Neogen – die Zeitspanne vor etwa 23 Millionen bis etwa vor 2,5 Millionen Jahren. Die Relikte der Urzeit finden sich dort in den sogenannten Dinotheriensanden – Sand- und Schotterablagerungen des urzeitlichen Rheins. Ihren Namen erhielten diese Sande von den dort zahlreich gefundenen Zähnen und Knochen des Rüsseltiers Dinotherium. Aus welcher Zeit diese Fossilien jedoch genau stammten, sei bisher umstritten gewesen, berichten die Forscher.

Hirschzähne und Knochen verraten Alter

Fossiler Geweihknochen © Senckenberg

„Wir haben deshalb eine neue Probe mit über 300 Säugetierfossilien, Blättern und versteinerten Hölzern untersucht“, sagt Böhme. Dabei habe man Zähne und Knochen verschiedener Hirscharten gefunden, die in Zentraleuropa vor 14 bis 16 Millionen Jahre lebten. Die Forscher schließen daraus, dass auch die urzeitlichen Flusssedimente – und damit auch der Fluss selbst – zu dieser Zeit bereits existiert haben müsse. „Die Ergebnisse aus den Untersuchungen von fossilen Pflanzenresten, die unter- und oberhalb der säugetierführenden Schichten gefunden wurden, bekräftigen unsere Schlussfolgerungen“, meint Böhme.

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Nach Ansicht der Forscher haben ihre Resultate unmittelbare Bedeutung für das Wissen darum, wann und wie sich das Mainzer Becken und der Oberrheingrabens in der Erdgeschichte entwickelten. Denn da die Funde aus den ältesten bekannten Ablagerungen des Rheins stammen, muss dieser ebenfalls mindestens fünf Millionen Jahre älter sein als man bisher annahm. Aber auch für die Paläontologie haben die neuen Erkenntnisse Bedeutung. Denn die Fundstellen rund um Sprendlingen galten bisher als wichtiger zeitlicher Fixpunkt für die chronologische Einordnung der Tier- und Pflanzenumwelt dieser Region.

(PLoS ONE, 21.05.2012 – NPO)

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