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Medizin

Aids: Kombi-Impfstoffe gesucht

Internationales Projekt arbeitet an neuartigen Kombinations-Wirkstoffen

Trotz aller Aufklärungskampagnen und obwohl mittlerweile antivirale Medikamente verfügbar sind, ist AIDS weltweit auf dem Vormarsch. Vor allem im südlichen Afrika führt die Krankheit mittlerweile zu dramatischen demographischen Verschiebungen, aber auch in zahlreichen anderen Ländern hat die Epidemie Besorgnis erregende Ausmaße angenommen. Mit neuartigen Kombinations-Impfstoffen will nun das Konsortium des AIDS Vaccine Integrated Project (AVIP) den AIDS-Erreger HIV bekämpfen.

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In dem von der Europäischen Union mit 10 Millionen Euro geförderten Projekt arbeiten 15 Forschungsgruppen aus sieben Ländern in Europa und Afrika zusammen – darunter auch eine Arbeitsgruppe des GSF-Instituts für Molekulare Virologie. „Ziel des Projektes ist es, effektivere Impfstoffe zu entwickeln, die vor allem Entwicklungsländern zugute kommen sollen“, erklärt Professor Volker Erfle, der Leiter des Instituts.

Neue Kombinationen bekannter therapeutischer Wirkstoffe

Damit die Kombi-Impfstoffe möglichst zügig und rationell entwickelt werden können, werden ihre jeweiligen Komponenten aus therapeutischen Impfstoffen bestehen, die bereits in ersten klinischen Studien getestet wurden. Therapeutische Impfstoffe sollen nach einer HIV-Infektion die Vermehrung des Virus stoppen und greifen auf unterschiedliche Weise an: Einige Impfstoffe enthalten strukturelle Virus Bestandteile, andere wirken über regulatorische Proteine, die den Vermehrungszyklus des Virus oder die Expression seiner Gene steuern.

Von der Kombination verschiedener therapeutischer Impfstoffe erhoffen sich die Wissenschaftler eine bessere Wirksamkeit, da der neu entstandene Impfstoff sowohl strukturelle als auch regulatorische Bestandteile enthalten wird. Der Körper soll eine Immun-Abwehr gegen alle geimpften Komponenten aufbauen, wodurch dem Immunsystem ein breiteres Spektrum an Angriffspunkten gegen HIV zur Verfügung steht.

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Vier Phase I-Studien geplant

Die AVIP-Wissenschafter planen, die Kombi-Impfstoffe zunächst in vier klinischen Phase I Studien zu testen. Eine davon wird vom GSF-Institut für Molekulare Virologie betreut werden, das einen von GSF-Forschern entwickelten therapeutischen Impfstoff in die Studie einbringt, der eine Immunreaktion gegen das HIV-Protein Nef auslöst.

Als Impf-Vektor nutzten die Wissenschaftler harmlose MVA-Viren, in die der Bauplan für Nef eingeschleust wurde. Nef wurde als Zielstruktur gewählt, weil es im Lebenszyklus des Virus eine entscheidende Rolle spielt: es wird von infizierten Zellen bald nach der Infektion gebildet und sorgt für eine möglichst effektive Vermehrung des Virus. Funktioniert die Impfung, schlägt sie den Erreger mit seinen eigenen Waffen: Die eingeimpften Vektoren befallen Körperzellen und regen sie zur Bildung von Nef an, wodurch die Immunantwort gegen Nef stimuliert wird.

Nun wird dieser Impfstoff mit einem zweiten Impfstoff zu einem schlagkräftigen Duo verknüpft, von dem sich die Wissenschaftler einiges versprechen: „Unser therapeutischer Impfstoff war nur für bereits HIV-Infizierte gedacht. Der neue Kombi-Impfstoff dagegen könnte auch Gesunde vor einer Infektion schützen“, hofft Erfle.

(GSF, 31.08.2004 – NPO)

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