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Medizin

Resistente Malaria-Form breitet sich in Südostasien aus

Erreger ist gegen wirksamstes Mittel Artemisinin immun

Flüchtlingslager im Westen Thailands, immer mehr der hier lebenden Menschen erkranken an einer resistenten Form der Malaria. © Tim Anderson

Die stärkste Waffe der Medizin gegen Malaria droht stumpf zu werden: Der Malariaerreger Plasmodium falciparum wird zunehmend resistent gegen Artemisinin, das bisher wirksamste Mittel gegen die Tropenkrankheit. Forscher haben resistente Varianten nicht mehr nur in Teilen Kambodschas, sondern auch an der Grenze von Thailand und Myanmar entdeckt. Das zeige, dass sich die Resistenz weiter nach Westen ausbreite. Gelinge es nicht, dies einzudämmen, drohe sich die gegen Artemisinin immune Malaria bis nach Indien und auch Afrika auszubreiten, warnt das internationale Forscherteam in zwei Studien, die zeitgleich in den Fachmagazinen „Science“ und „The Lancet“ erscheinen.

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„Das ist besorgniserregend. Es bedeutet, dass wir uns in einem Rennen gegen die Zeit befinden, um die Malaria in diesen Regionen zu kontrollieren, bevor sie sich weiter ausbreitet“, sagt Studienleiter François Nosten von der Shoklo Malaria Research Unit in Thailand. Sollte dies misslingen, seien die Folgen verheerend. Malaria töte bereits jetzt hunderttausende Menschen pro Jahr „Wenn unsere Medikamente wirkungslos werden, könnte diese Zahl dramatisch ansteigen“, warnt der Forscher.

Der Wirkstoff Artemisinin gilt als zurzeit effektivste Waffe gegen Malaria. Präparate auf Artemisininbasis wirken schneller und haben weniger Nebenwirkungen als andere Malariamittel. „Sollte diese Form der Behandlung jetzt versagen, gibt es keine Alternativen“, kommentieren Anne-Catrin Uhlemann und David Fidock von der Columbia University in New York. Zurzeit seien keine neuen Malariamittel marktreif und die Entwicklung weiterer Ansätze dauere noch mindestens bis zum Ende dieses Jahrzehnts.

Resistente Fälle nahmen auf 20 Prozent zu

Im Jahr 2009 waren in einer Region im Westen Kambodschas erstmals Fälle von Malaria entdeckt worden, die kaum mehr auf eine Behandlung mit Artemisinin ansprachen. Jetzt haben die Forscher solche resistenten Varianten auch 800 Kilometer von dieser Region entfernt in Thailand nachgewiesen. „Der Anteil solcher Malariafälle stieg dort von 2001 bis 2010 von 0,6 auf 20 Prozent“, berichten sie. Parallel dazu entdeckten die Wissenschaftler genetische Veränderungen bei dem resistenten Erregerstamm von Plasmodium falciparum. Auf dessen Chromosom 13 fanden sie sieben Gene, die die erhöhte Widerstandsfähigkeit des Erregers gegen Artemisinin erklären könnten.

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Halbwertszeit des Erregers im Blut als Maß für Resistenz

Für ihre Studien hatten die Forscher zwischen 2001 und 2010 3.202 Malariapatienten der Shoklo Malaria Research Unit untersucht. Sie testeten, wie lange es dauerte, bis sich durch die Artemisinin-Therapie die Anzahl der Erreger im Blut der Patienten halbierte. Diese Halbwertszeit gilt als Maß für die Widerstandskraft des Erregers. In ihrer zweiten Studie analysierten die Forscher das Erbgut von 91 verschiedenen Plasmodium-Proben aus Thailand, Myanmar und dem noch nicht von resistenten Fällen betroffenen Laos.

Nach Angaben des Welt-Malaria-Berichts starben im Jahr 2010 weltweit 655.000 Menschen an der von Stechmücken übertragenen Tropenkrankheit. Durch den Stich der Insekten gelangen die Erreger, einzellige Blutparasiten, in das Blut der Betroffenen und vermehren sich dort. Dies löst Fieber, Entzündungen und in vielen Fällen den Tod aus. (doi: 10.1126/science.1215966; doi: 10.1016/S0140-6736(12)60484-X)

(Science, 10.04.2012 – NPO)

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