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Biologie

Hormone in Gewässern hemmen Balz von Fröschen

Froschmänner rufen weniger und locken keine Weibchen mehr an

Südafrikanischer Krallenfrosch Xenopus laevis © IGB

Hormone in Gewässern beeinträchtigen Frösche nicht nur körperlich – auch ihr Sexualverhalten ändert sich. Denn der Hauptwirkstoff der Anti-Babypille, das Östrogen Ethinylestradiol, beeinflusst Balzverhalten der Frösche. Diese Beobachtung deutscher Forscher könnte ein weiterer Faktor sein, der das weltweite Schrumpfen von Amphibienpopulationen erklärt.

Wenn der Südafrikanische Krallenfrosch Xenopus laevis auf Brautschau geht, stößt er Balzlaute mit einem ganz charakteristischen Klicken aus und lockt so die Weibchen an. Frauke Hoffmann vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei nahm mit Unterwassermikrofonen die Rufe der Frösche auf.

Sie fand dabei heraus, dass die hormonell wirksame Substanz 17α-Ethinylestradiol (EE2) innerhalb von zwei Tagen zu weniger Balzrufen führte. Auch das charakteristische Klicken verschwand aus den Rufen der Froschmänner. Den Effekt konnte Hoffmann in unterschiedlicher Ausprägung bei fünf verschiedenen Konzentrationen feststellen. Diese Wirkung zeigte sich dabei auch schons bei sehr niedrigen Konzentrationen des Pillenwirkstoffs, wie sie auch in unseren Gewässern vorkommen. Die Froschdamen fühlten sich von solch lahmen Flirtversuchen nicht mehr angesprochen und verweigerten schlichtweg die Paarung.

Wirkung klingt nach sechs hormonfreien Wochen wieder ab

Die in PLoS ONE veröffentlichte Studie ist der erste Nachweis der Wirkung von umweltrelevanten östrogenen Stoffen auf das Verhalten von Amphibien. Sind die Tiere den Hormonen nicht mehr ausgesetzt, sind sie nach rund sechs Wochen in sexueller Hinsicht wieder ganz die Alten. „Mit diesem Verhaltenstest lassen sich deshalb sehr einfach und sensibel Rückschlüsse auf die hormonelle Belastung der Gewässer ziehen, ohne dass wir die Tieren töten müssen“, so Werner Kloas.

Diese Erkenntnis der Forscher könnte daher auch die Basis für einen neuartigen Test zum Nachweis von hormonell wirksamen Substanzen bilden, da die Frösche schon bei ganz geringen Hormonkonzentrationen die „Lust verlieren“. Herkömmliche mehrwöchige Standardtests, wie sie etwa mit Fischen durchgeführt werden, könnten so ersetzt werden. (PLoS ONE, 2012; doi:10.1371/journal.pone.0032097)

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(Forschungsverbund Berlin e.V., 23.03.2012 – NPO)

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