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Biologie

Gefährlicher Obstvirus im Vormarsch

Scharkavirus bald in Deutschland

Scharkavirussymptome an Pflaumen © Georg Backhaus, BBA

Demnächst könnte ein neuer Stamm des Scharkavirus aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland gelangen. Das Obstvirus wird zu den zehn weltweit gefährlichsten Pflanzenkrankheiten gerechnet. Der Ertrag der befallenen Bäume kann sich auf Null reduzieren und ein Heilmittel gibt es bislang nicht.

Wissenschaftlich heißt das Scharkavirus Plum pox virus, kurz PPV. Neben PPV-D kommt aus dem Mittelmeerbereich ein neuer, aggressiver Stamm PPV-M. Und außerdem PPV-C, C für Cherry – Kirsche. Dieses Kirschenvirus wurde das erste Mal 1985 in Moldawien gefunden. Auch die Biologische Bundesanstalt in Braunschweig, das Institut für Pflanzenvirologie, wurde aufmerksam. 1990 konnte das Virus in Bulgarien nachgewiesen werden, seit

2001 ist es in Ungarn.

„Wir müssen jetzt extrem aufpassen“, sagt Dr. Wilhelm Jelkmann, der kommissarische Leiter des Obstbauinstituts der Biologischen Bundesanstalt. „Noch ist das Virus, auch in Ungarn kein Problem, aber wir erwarten spontane Änderungen der Erbanlagen. Wenn ein neuer, aggressiver Stamm auftritt,“ so Jelkmann, „wer weiß, was dann in unseren Obstgärten passiert.“

Anthropogene Verbreitung

Das Scharkavirus wurde vor allem durch den Menschen selbst übertragen, denn der Obstbauer vermehrt seine Baumsorten durch Pfropfung. Die Edelreiser werden auf junge Pflanzen, Sämlinge, gepfropft. Dadurch kann man innerhalb kurzer Zeit Tausende von Pflanzen der gleichen Sorte produzieren. Mit verseuchten Sämlingen wurde in den 60er Jahren die Krankheit in Deutschland verbreitet. Seitdem darf nur noch getestetes, gesundes Pflanzgut aus den „Muttergärten“ an die Baumschulen ausgeliefert werden. Und damit bekam man das Scharkavirus in den Griff, gemeinsam mit der Züchtung weniger empfindlicher Sorten. Aber man muss permanent testen und aufpassen. Seit 30 Jahren ist Scharka eine meldepflichtige Krankheit.

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Viruskrankheiten sind nicht bekämpfbar. Aber Viren können ihre Erbinformationen durch die besondere Vererbungsweise schnell ändern. Sie können sogar auf andere Kulturpflanzen überspringen. Auch im pflanzlichen Bereich können Dimensionen wie bei BSE an Rindern auftreten, nur mit dem Unterschied, dass Pflanzenviren bisher nicht für den Menschen gefährlich wurden. Von Viren ist nur bekannt, dass sie Pflanzen und Insekten befallen können, aber nie Pflanzen und Säugetiere gleichzeitig.

(Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, 27.08.2004 – AHE)

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