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Medizin

Leber zur Selbstheilung angeregt

Vermehrte Bildung neuer Leberzellen aus Stammzellen im Experiment gelungen

Leber © IMSI MAsterClips

Es gibt möglicherweise neue Hoffnung für Menschen mit einer unheilbar kranken Leber: Forscher haben aufgedeckt, wie bei Erwachsenen neue, gesunde Ersatzzellen in der kranken Leber produziert werden – und wie sich diese Regenerationsfähigkeit gezielt steigern lässt. In Versuchen mit Mäusen und in Zellkulturen gelang es ihnen, die Produktion neuer Leberzellen gezielt anzuregen. Wenn sich dies auf den Menschen übertragen ließe, könnte dies möglicherweise einigen Patienten eine Lebertransplantation ersparen, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature Medicine“.

Schwere chronische Leberschäden gelten bisher als nicht heilbar. Zwar kann sich verletztes Lebergewebe bis zu einem gewissen Grad wieder regenerieren, sind aber zu viele Zellen beispielsweise durch eine Infektion, Medikamente oder Alkohol geschädigt, reicht dies nicht mehr aus. Den betroffenen Patienten bleibt dann meist nur noch die Hoffnung auf eine rechtzeitige Transplantation. Nach Angaben der Centers für Disease Control im US-amerikanischen Atlanta sterben etwa zehn von 100.000 Menschen jährlich an einer chronischen Leberkrankung.

Zwei konkurrierende Entwicklungswege

In ihrer Studie hat das internationale Forscherteam nun erstmals genau aufgeschlüsselt, wie verschiedene Typen von Leberzellen bei der Selbstheilung des Organs gebildet werden. Sie stellten dabei fest, dass es zwei konkurrierende Entwicklungswege für Leberzell-Stammzellen gibt. Der eine lässt die Vorläuferzellen zu Zellen des Gallengangs ausreifen – was nicht zur Heilung des Gewebes beiträgt. Der zweite Weg bildet aus ihnen die für die Heilung wichtigen Leberzellen, die sogenannten Hepatozyten.

Wie die Forscher feststellten, wird die Produktion von Hepatozyten aus den Stammzellen unter anderem dann angeregt, wenn Fresszellen des Immunsystems in Lebergewebe mit Trümmern von zerstörten Hepatozyten in Berührung kamen. Brachten sie in Zellkulturen die Fresszellen gezielt mit diesen Trümmern in Kontakt, wurden mehr Gene des zweiten Entwicklungsweges aktiviert und entstanden mehr neue Leberzellen. Von den für die Heilung nicht benötigten Gallengangzellen wurden dagegen weniger gebildet.

Fresszellen wichtig für Leber-Regeneration

Umgekehrt konnten Mäuse, bei denen die Fresszellen durch ein Medikament ausgeschaltet wurden, gar keine neuen Leberzellen mehr bilden. Das zeige die wichtige Rolle der Fresszellen für die Regeneration der Leber, sagen die Forscher.

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„Diese Ergebnisse könnten den Weg ebnen für neue Wirkstoffe, die die Leber reparieren helfen“, sagt Erstautor Luke Boulter von der University of Edinburgh. Wenn man einen Wirkstoff finde, der den richtigen Entwicklungsweg stimuliere, ließe sich so die Selbstheilung des Organs anregen. (Nature Medicine, 2012; doi:10.1038/nm.2667)

(Nature Medicine / dapd, 06.03.2012 – NPO)

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