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Neurobiologie

Blick ins Hirn verrät Abschneiden im Reaktionstest

Hirnaktivität kann voraussagen, wie gut jemand ein Videospiel beherrscht

Wissenschaftler können am Gehirn erkennen, ob ein Proband bei einem Reaktionstest gut oder schlecht abschneiden wird. Wie italienische Forscher berichten, müssten sie dafür lediglich mit einem Tomographen in das Hirn der Versuchsperson blicken: Seien bestimmte Hirnareale stark miteinander verknüpft, werde der Proband den Test auch ohne vorheriges Üben gut meistern. Bei wem die Verbindung hingegen schwach sei, müsse länger trainieren, um das gleiche Ergebnis zu erreichen, heißt es im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

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„Diese Studie zeigt zum ersten Mal, dass die funktionelle Verbindung, die man vor einem Training misst, Voraussagen über künftige Leistungen bei einer noch unbekannten Aufgabe machen kann“, schreiben Antonello Baldassarre und seine Kollegen von der Universität G. d’Annunzio im italienischen Chieti. Dieses Ergebnis könnte auch erklären, warum einigen Menschen bestimmte Videospiele leichter fallen als ihren Mitmenschen.

Gehirne im Ruhezustand untersucht

In der Studie mussten die Probanden einen Reaktionstest absolvieren. Dabei sollten sie einen Knopf drücken, wenn der Buchstabe T verkehrt herum im linken unteren Viertel eines Bildschirms erschien. Gleichzeitig blinkten als Ablenkung viele Ts in anderen Orientierungen auf. Die Forscher hielten fest, wie lange die Versuchspersonen üben mussten, um in mindestens 80 Prozent der Versuche richtig zu liegen.

Noch vor dem allerersten Training hatten die Wissenschaftler sich mit dem Magnetresonanztomographen die Gehirne der 14 Teilnehmer im Ruhezustand angesehen. Sie überprüften dann im Computer den Zusammenhang zwischen den Hirnaktivitäten und den Testergebnissen.

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Viele Verbindungen innerhalb der Sehrinde

Die Probanden zeigten zu Beginn des Trainings sehr unterschiedliche Resultate. Im Durchschnitt mussten sie vier Tage lang je zwei bis drei Stunden trainieren, bis sie die Aufgabe nach den Vorgaben der Forscher zufriedenstellend beherrschten.

Probanden, bei denen der vordere und hintere Teil der Sehrinde über viele Nervenverbindungen miteinander verknüpft waren, schnitten nach Angaben der Wissenschaftler im Test auch ohne weiteres Training besser ab. „Ein hohes Maß an Zusammenhalt zwischen reizspezifischen Regionen der Sehrinde hilft vermutlich dabei, wichtige von unwichtigen Informationen zu trennen“, erklären die Forscher die Ergebnisse.

Wenige Verbindungen zwischen Sehrinde und Kontrollzentren

Nicht nur starke, auch schwache Verbindungen können sich der Studie nach positiv auswirken: Gute Ergebnisse zeigten auch die Versuchspersonen, bei denen die Sehrinde nur wenige Informationen mit anderen Hirnarealen austauschen kann, nämlich mit Kontrollzentren wie der Inselrinde. „Diese Probanden mögen es einfacher finden, Ablenkungen schon früh im Training herauszufiltern“, schreiben die Forscher.

Wie erwartet, hatte die Aktivität der Hörrinde während der Voruntersuchungen keinerlei Einfluss auf das Testergebnis der Probanden – schließlich ging es dabei nur um eine visuelle Erfassung. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die beobachteten Zusammenhänge nicht nur Zufall seien, sondern ihr Untersuchungsverfahren tatsächlich funktioniere. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2012; doi:10.1073/pnas.1113148109)

(Proceedings of the National Academy of Sciences / dapd, 07.02.2012 – NPO)

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