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Ökologie

Insekten führen Liste der neuentdeckten Arten an

2009 spürten Forscher weltweit fast 20.000 unbekannte Spezies auf

Fast drei Viertel der im Jahr 2009 neuentdeckten Arten gehören zu den wirbellosen Tieren, darunter sind vor allem Insekten und Spinnentiere. © International Institute for Species Exploration / Arizona State University

Im Jahr 2009 wurden so viele Tier- und Pflanzenarten entdeckt wie selten zuvor. Insgesamt 19.232 neue Spezies spürten Forscher weltweit auf. Gut die Hälfte davon waren zuvor unbekannte Insekten. Wie schon in den Jahren zuvor waren es die Käfer, von denen jährlich die meisten neuen Arten entdeckt werden, 2009 waren es 3.485. Deutlich seltener sind dagegen Funde neuer Säugetiere, von diesen wurden 2009 immerhin 41 neue Arten entdeckt. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Bericht „State of Observed Species (SOS)“ des International Institute for Species Exploration an der Arizona State University in Tempe hervor.

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Der seit vier Jahren jährlich erstellte SOS-Bericht fasst das aktuelle Wissen um die globale Tier- und Pflanzenwelt zusammen. Er listet zudem, welche Fortschritte jeweils gemacht wurden. Da in der Regel rund zwei Jahre vergehen, bis Forscher eine neu entdeckte Art offiziell beschrieben haben, hinke diese Liste immer etwas hinterher, erklären die Forscher. Eine zusammenfassende Auswertung der Jahre 2000 bis 2009 zeige, dass in diesem Zeitraum 176.311 neue Arten entdeckt worden seien.

Zwei Millionen neue Arten seit Linné

„Seit der Zeit von Carl Linné ist die Zahl bekannter Arten um fast zwei Millionen gewachsen, aber noch immer bleibt viel zu entdecken“, sagt Erstautor Quentin Wheeler von der Arizona State University in Tempe. Der schwedische Botaniker Linné erschuf ein in seiner Grundform bis heute gültiges System der Einordnung für Pflanzen- und Tierarten. Dieses ermöglichte die Aufstellung von Stammbäumen und die Erfassung von Organismen mitsamt ihrer Verwandtschaftsbeziehungen.

Je mehr Arten man kenne, desto mehr erfahre man auch über die Biosphäre der Erde, sagt der Forscher. Das Wissen über die einzigartigen Merkmale einer Art helfe dabei, den Ursprung und die Geschichte des Lebens auf der Erde zu beleuchten. Zudem lerne man auch die Funktionsweise von Ökosystemen besser kennen und könne sie so besser schützen.

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Genanalysen helfen zunehmend bei Artbestimmung

Aus den Auswertungen werde deutlich, dass die Zahl neu entdeckter Arten in den letzten Jahren zunehme. 2009 seien gut fünf Prozent mehr entdeckt worden als noch 2008. Einer der Gründe dafür könnte nach Ansicht der Wissenschaftler der Fortschritt in der Technik der DNA-Analyse sein. Häufig identifiziere man heute neue Arten anhand ihres Erbguts. Die DNA äußerlich sehr ähnlicher Tiere verrate oft erst, dass es sich um verschiedene Spezies handele.

„Umfassende DNA-Analysen von Lebensräumen an Land und im Meer haben erst kürzlich eine enorme und zuvor unerwartete genetische Vielfalt enthüllt“, sagt Erstautor Quentin Wheeler von der Arizona State University in Tempe. Es gebe Hinweise darauf, dass es allein 20 Millionen verschiedene Mikroben in den Ozeanen gebe. Das zeige, wie viel noch zu entdecken bleibe.

Dieses Diagramm verdeutlicht knapp ein Jahrzehnt der Entdeckungen neuer Arten und zeigt, aus welchen Organismengruppen die Funde jeweils stammten. © International Institute for Species Exploration / Arizona State University

Orchideen, Säugetiere und wenige Vögel

2009 waren nach den Insekten die Gefäßpflanzen mit 2.184 Arten die Organismengruppe mit den zweithäufigsten Neuentdeckungen, wie die Forscher berichten. Von diesen gehörten rund ein Viertel zur Ordnung der Asparagales, die unter anderem Orchideen, Hyazinthen, Amaryllis umfasst, aber auch Zwiebelgewächse und Spargel.

Unter den Neufunden des Jahres 2009 waren auch 41 Säugetierarten. Die meisten von ihnen gehörten zu den Fledermäusen oder den Nagetieren. Außerdem habe man sieben neue Vogelarten entdeckt.

Neben den noch lebenden Spezies identifizierten Wissenschaftler auch 1.905 zuvor unbekannte fossile Tier- und Pflanzenarten. Unter diesen bereits ausgestorbenen Arte machten Insekten und Spinnen rund ein Viertel aus.

(International Institute for Species Exploration an der Arizona State University / dapd, 20.01.2012 – NPO)

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