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Biologie

Wärmere Nester machen Echsen schlauer

Der Klimawandel könnte die Lernfähigkeit einiger Reptilien verbessern

Echse Bassiana duperreyi © gemeinfrei

Der Klimawandel könnte einige Echsenarten schlauer machen und ihnen so das Überleben erleichtern. Das vermuten Forscher aufgrund ihrer Experimente mit einer australischen Echsenart. Aus Eiern, die sich in wärmeren Nestern entwickelten, schlüpften Echsen, die lernfähiger waren als ihre in kühleren Nestern aufgewachsenen Artgenossen. Sie merkten sich schneller, welcher von zwei gleich aussehenden Unterschlupfen bei Gefahr für sie zugänglich war. Solche vom Klimawandel beeinflussten Unterschiede gebe es wahrscheinlich auch schon in der Natur, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Biology Letters“.

Bei den meisten eierlegenden Reptilien legt das Weibchen eine Grube oder ein Nest an und legt darin ihre Eier ab. Die Temperaturen im Nest beeinflussen die Entwicklung der Eier und auch die Merkmale der später schlüpfenden Jungtiere. Bisher sei aber nur bekannt gewesen, dass die Bruttemperatur Größe, Form und körperliche Kraft von Reptilien beeinflussen könne, sagen die Forscher. Jetzt zeige sich, dass auch die Fähigkeit, neue Aufgaben zu lösen, durch eine wärmere Nestumgebung gefördert werde.

Noch ist nicht klar, durch welchen Mechanismus die Nestwärme den Echsen zu mehr Intelligenz verhilft. Man wisse aber, dass der Hormon-Stoffwechsel bei einigen Reptilien temperaturabhängig reagiere, erklären Joshua Amiel und Richard Shine von der University of Sydney. Möglicherweise sorgten veränderte Hormonspiegel auch dafür, dass sich das Gehirn der heranwachsenden Echsenembryos anders entwickele.

Blumenkästen als Zuflucht

Für ihre Studie hatten die Forscher zwölf Eier der Echse Bassiana duperreyi im Brutschrank bei Temperaturen um 22 Grad Celsius ausreifen lassen, zwölf andere bei Temperaturen um 16 Grad. Für den Lerntest setzten sie die geschlüpften Echsen jeweils in ein Terrarium mit zwei umgestülpten Blumenkästen. In beide Kästen war eine Öffnung geschnitten, aber eine der beiden Öffnungen war durch klares Plexiglas versperrt. Als Unterschlupf bei Gefahr war daher nur einer der Kästen geeignet.

Durch Anstupsen am Schwanz lösten die Forscher das Fluchtverhalten der Reptilien aus. Echsen, die daraufhin die korrekte Öffnung innerhalb von 30 Sekunden fanden, werteten die Forscher als erfolgreich. Hatten die Tiere auch nach 120 Sekunden keinen Unterschlupf gefunden, galt der Versuch als Fehlschlag. „Die wärmer ausgebrüteten Echsen erzielten bessere Ergebnisse als die kälter ausgebrüteten“, berichten die Forscher. Auch die Anzahl der Fehlversuche sei bei ihnen schneller gesunken. Dieser Lernerfolg sei dabei weder von dem Geschlecht noch von anderen körperlichen Merkmalen der Echsen beeinflusst worden. Als prägend habe sich allein die Bruttemperatur erwiesen.

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Überlebens-Vorteil in sich wandelnder Umwelt

Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte der jetzt entdeckte Wärme-Effekt einigen Reptilien helfen, mit dem Klimawandel besser zurechtzukommen. „Eine größere Lernfähigkeit erleichtert es einem Tier, auf verschiedenen Herausforderungen in seiner Umwelt zu reagieren und erhöht damit seine Chancen zu überleben und sich fortzupflanzen“, schreiben Amiel und Shine.

In der natürlichen Umgebung der Echsenart, die an Gebirgshängen Südaustraliens oberhalb von tausend Metern Höhe lebt, habe sich die Temperatur in den letzten Jahrzehnten durch den Klimawandel bereits erhöht, berichten die Forscher. Dadurch seien wahrscheinlich schon Tiere geschlüpft, die lernfähiger seien als ihre Vorfahren. (Biology Letters, 2012; doi: 10.1098/rsbl.2011.1161)

(Royal Society Biology Letters, 11.01.2012 – NPO)

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