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Biologie

Asymmetrie verrät Aggression

Studie enthüllt Zusammenhang zwischen Körpermaßen und Verhalten

Wie aggressiv ist er? © IMSI MasterClips

Die Symmetrie oder Asymmetrie bestimmter Körperteile kann ein Hinweis darüber sein, wie aggressiv eine Person reagiert. Einen solchen Zusammenhang ergab jedenfalls eine neue Studie amerikanischer Forscher. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit unterschiedlich großen Ohren, Zeigefingern oder Füßen mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv auf eine Provokation reagieren, als Menschen mit nur geringen Unterschieden im Größenverhältnis der jeweiligen Organe. Diese Effekte unterschieden sich allerdings zwischen Männern und Frauen.

Für die Studie, an der 100 Collegestudenten – 51 Männer und 49 Frauen – als Versuchspersonen teilnahmen, nahmen die Wissenschaftler um Zeynep Benderlioglu von der Ohio State Universität, zunächst die Maße verschiedener Körperteile beider Seiten, darunter die Länge der Finger, die Handgelenksdurchmesser, die Breite der Ellenbogen, die Höhe und Breite der Ohren, die Fußbreite und den Durchmesser der Sprunggelenke. Aus der Summe aller Differenzen in den Messpaaren ermittelten die Forscher ein Asymmetriemaß für alle Versuchspersonen.

Telefonverhalten als Aggressionsmaß

Die Studenten erhielten dann eine Liste von Telefonnummern mit der Bitte, dort anzurufen und Spenden für eine fiktive karitative Organisation einzuwerben. Die Wissenschaftler erzählten den Studenten, der Test diene der Erkundung ihrer Überzeugungsfähigkeit. In Wirklichkeit aber saßen am anderen Ende zwei Personen, die auf eine vorherbestimmte Weise auf die Spendenanrufe reagierten. Einer der beiden reagierte grundsätzlich freundlich, sagte, er würde gerne spenden, habe aber zur Zeit kein Geld übrig. Der zweite jedoch sollte die Studenten provozieren: Er griff die Anrufer und den Sinn der Spende direkt und konfrontativ an. Als Maß für die Aggressivität, mit der die Probanden auf diese beiden unterschiedlichen Reaktionen reagierten, diente das Aufknallen oder –legen des zuvor mit einem Messgerät präparierten Telefonhörers.

Mehr Wut bei Asymmetrischen

Die Ergebnisse zeigten, dass die asymmetrischeren Versuchspersonen den Hörer deutlich heftiger auf die Gabel knallten als ihre symmetrischeren Kollegen. Nach Ansicht von Benderlioglu gibt es für diesen scheinbar weit hergeholten Zusammenhang eine plausible Erklärung: Abweichungen von der Symmetrie gelten als Hinweise auf Stresseinwirkungen während der Schwangerschaft, die die Entwicklung des Fötus beeinflussen. „Paarige Körperteile werden wahrscheinlich von ähnlichen Genkonfigurationen kontrolliert, wenn also alles glatt geht, würde man bei beiden Körperhälften die gleiche Größe erwarten“, erklärt Benderlioglu. „Stressfaktoren während der Schwangerschaft führen zu asymmetrischen Körperteilen, die gleichen Faktoren beeinflussen aber auch die Entwicklung des zentralen Nervensystems, das sowohl die Impulskontrolle als auch die Aggression steuert.“

Effekte bei Frauen anders

Interessanterweise unterschied sich die Reaktion deutlich zwischen den Geschlechtern: Asymmetrische Männer reagierten häufiger aggressiv auf das Ende des eigentlich nur wenig provokativen Telefonats – wenn der Angerufene trotz guter Worte nicht zahlen wollte. In der stark provozierenden Konstellation dagegen gab es keine klare Korrelation zwischen Asymmetrie und Aggression. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei den weiblichen Probandinnen genau die umgekehrte Reaktion: Nach dem rüde provokativen Anruf knallten die asymmetrischeren Frauen den Hörer deutlich stärker auf als ihre symmetrischeren Geschlechtsgenossinnen, bei dem eher freundlicheren Telefonat fehlte jede Korrelation zwischen Aggression und Symmetrie.

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Die Forscher untersuchten zusätzlich auch den Einfluss des männlichen Geschlechtshormons Testosteron auf die Aggression der Probanden und erhielten ähnliche Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern: Männer mnit einem hohen Testosterongehalt reagierten nur bei dem wenig provokativen Telefonat heftiger, Frauen mit hohen Testosteronspiegeln dagegen zeigten nur bei der stark provokativen Situation mehr Aggressivität als ihre weniger Hormon gesättigten Mitprobandinnen.

Nach Ansicht von Benderlioglu könnte diese Ergebnisse mit den generell unterschiedlichen Strategien von Männern und Frauen im Umgang mit Provokationen zusammen hängen. „Versuche haben gezeigt, dass Männer sich schneller ärgern als Frauen“, erklärt die Forscherin. „Aber während dies vor allem für unprovozierte Männer gilt, verschwinden die Geschlechtsunterschiede en starker Provokation. Studien haben ergeben, dass Männer schlechter mit starkem Stress und anderen Veränderungen während eines Konfliktes umgehen können. Möglicherweise sind daher Männer stärker bestrebt, solche Konfliktsituationen wie während des stark provozierenden Telefonats schnell zu beenden.“

(Ohio State University, 24.08.2004 – NPO)

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