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Medizintechnik

Medikamente ersetzen Stents

Vereinfachtes Verfahren zur Behandlung verengter Herzkranzgefäße

Mediziner haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem verengte Herzkranzgefäße auf Dauer offen gehalten werden können.

Verengte Herzkranzgefäße werden normalerweise mithilfe eines Ballons an der Spitze eines Herzkatheters (Ballondilatation) erweitert. Üblicherweise werden seit den 90er Jahren nach so einer Dilatation sich selbst entfaltende Metallkörbchen – so genannte Stents – in das verengte Gefäß eingesetzt, die es auf Dauer offen halten sollen.

Diese Stents sind zum Teil mit Medikamenten beschichtet, die die Narbenbildung und damit erneute Verengung der Gefäße im Bereich der Stents verhindern sollen. Dies gelingt aber keineswegs immer. Vielmehr kommt es in 20 bis 40 Prozent der Fälle zu erneuter Verengung oder gar zum Verschluss des Gefäßes innerhalb der ersten sechs bis neun Monate nach der Behandlung.

Jetzt hat die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Bruno Scheller von der Universität des Saarlandes in Homburg und Professor Dr. Ulrich Speck vom „Institut für Radiologie“ der Charité ein neues vereinfachtes und risikoärmeres Verfahren entwickelt, das auf Stents und damit auch auf die Risiken im Zusammenhang mit ihrer Einsetzung, gänzlich verzichtet.

Ballon wird mit Medikamenten beschichtet

Statt der Stents, wird bei dem neuen Verfahren der Ballon an der Katheterspitze mit einem Medikament (Paclitaxel, „Taxol“) beschichtet. Während der relativ kurzen Zeit der Aufdehnung des Gefäßes gibt die Oberfläche des Ballons einen Großteil der Wirksubstanz an die Gefäßwand ab, die sie sehr schnell aufnimmt. Mit dieser Behandlung wird Anzahl der Wiederverschlüsse nach der Dilatation gegenüber der bisherigen Methode um bis zu 72 Prozent verringert.

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Die Wissenschaftler beobachteten zudem, dass im dilatierten Bereich der Gefäße keine Neubildung von Narbengewebe auftrat, die das Gefäß verengen würde. Die Wissenschaftler haben ihre Erkenntnisse an Schweinen erhoben und jüngst in der renommierten Fachzeitschrift „Circulation“ über ihre Ergebnisse berichtet.

Zurzeit wird das neue Verfahren an Patienten mit Verengungen der Herzkranzgefäße in zahlreichen Kliniken in Deutschland erprobt. Dazu gehören nicht nur die kardiologischen Kliniken der Charité und der Universität des Saarlandes sondern auch Kliniken in Freiburg und Mannheim. Die Dilatation mit beschichtetem Ballon eignet sich aber nicht nur zur Aufdehnung von Herzkranzgefäßen, sondern prinzipiell auch zur Erweiterung verengter Gefäße in den Beinen, insbesondere im Knie- und Unterschenkelbereich, wo Gefäßverengungen zu schmerzhaften Durchblutungsstörungen (Schaufensterkrankheit) führen. In Kliniken in Berlin, Bad Krozingen, Greifswald und Tübingen wird das neue Verfahren deshalb auch an Patienten mit solchen Durchblutungsstörungen auf seine Wirksamkeit hin überprüft.

(idw – Charité-Universitätsmedizin Berlin, 23.08.2004 – DLO)

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