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Paläontologie

Riesendinos lebten auch in der Antarktis

Wirbelknochen deutet auf Besiedelung des südlichsten Kontinents durch große pflanzenfressende Dinosaurier hin

Titanosaurier © Andre Borges Lopes / CC BY-SA 3.0

Zum ersten Mal haben Forscher einen Hinweis darauf entdeckt, dass auch in der Antarktis einst große pflanzenfressende Dinosaurier lebten. Auf der James-Ross-Insel fanden sie den rund 90 Millionen Jahre alten Schwanzwirbel eines Titanosauriers, eines langhalsigen, vierbeinig laufenden Pflanzenfressers. Zu ihnen gehörten auch Giganten der Kreidezeit wie der mehr als 20 Meter lange Brachiosaurus. „Diese Sauriergruppe hat man bisher schon auf allen Kontinenten gefunden, nur nicht in der Antarktis – bis jetzt“, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin „Naturwissenschaften“.

Weil ein Großteil des antarktischen Kontinents von mehr als drei Kilometer dickem Eis bedeckt ist, ist es für Wissenschaftler schwierig, dort Zeugnisse vergangenen Lebens zu finden. Selbst in den wenigen im Sommer eisfreien Gebieten entlang der Küsten sind meist nur Knochenreste erhalten. Denn der starke Frost und große Temperaturunterschiede zwischen Polartag und Polarnacht zerstören das mürbe Knochenmaterial schnell.

Die Forscher sehen es daher als Glücksfall an, im Boden der James-Ross-Insel den rund 19 Zentimeter hohen und 16 Zentimeter breiten Wirbel gefunden zu haben. Aus der Größe des Wirbels und der Form der Knochen schlossen sie, dass es sich um einen Schwanzwirbel eines Titanosauriers handeln muss.

Noch viele Rätsel um Titanosaurier

„Nur an einem einzigen Knochen können wir nicht viel erkennen, daher kennen wir die Gattung oder Art dieses Dinosauriers nicht“, sagt Mitautorin Paulina Carabajal vom Museo Carmen Funes im argentinischen Neuquén. Aber sie seien sich sehr sicher, dass es sich um einen Titanosaurier handele.

Obwohl diese Dinosauriergruppe zu den am weitesten verbreiteten und erfolgreichsten Arten sauropoder Dinosaurier zählten, ist ihr Ursprung und ihre Verbreitung bis heute nicht vollständig erforscht. „Unser Fund belegt nun, dass die Titanosaurier in der oberen Kreidezeit weltweit auf jeden Kontinent verbreitet waren“, schreiben Ignacio Cerda von der Universidad Nacional del Comahue in Buenos Aires und seine Kollegen.

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Route der Einwanderung noch unklar

Noch ist unklar, wann und wie die großen pflanzenfressenden Dinosaurier die Antarktis besiedelten. Während der Kreidezeit war der Kontinent noch über Landbrücken mit Australien und mit Südamerika verbunden. Die Antarktis lag zudem weiter nördlich als heute und hatte daher ein deutlich milderes Klima. „Es war daher warm genug für diese Tiere, um dort zu leben“, sagt Carabajal.

Es gebe zurzeit zwei Hypothesen, wie Titanosaurier in die Antarktis gelangt sein könnten, sagen die Forscher. Zum einen könnten sie der späten Kreidezeit, vor rund 90 Millionen Jahren, aus Südamerika eingewandert sein. Dort gab es zu dieser Zeit zahlreiche Arten dieser Dinosauriergruppe.

„Die zweite Hypothese geht davon aus, dass die Titanosaurier schon währen der frühen Kreidezeit oder sogar noch früher in der Antarktis präsent waren“, schreiben die Forscher. Ein Indiz dafür sei der Fund von Titanosauriern aus dieser Zeit in Australien und Neuseeland. Noch sei nicht klar, welche Annahme stimme, das werde sich vermutlich erst mit weiteren Funden zeigen. (Naturwissenschaften, doi: 10.1007/s00114-011-0869-x)

(Naturwissenschaften / dapd, 20.12.2011 – NPO)

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