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Biologie

Feine Körperhaare helfen bei der Abwehr von Blutsaugern

Auf der Haut krabbelnde Insekten werden schneller bemerkt

Eine Bettwanze (Cimex lectularius) sitzt inmitten feiner Körperhaare und saugt Blut an einem Menschen; ist die Haut sehr behaart, benötigt sie mehr Zeit, um eine passende Stelle für den Stich zu finden. © CDC/ Harvard University

Der feine Flaum aus dünnen, kurzen Härchen auf unserer Haut ist kein unnützes Überbleibsel des Fells unserer fernen Vorfahren. Denn die feine Behaarung hilft dem Menschen dabei, blutsaugende Parasiten wie Zecken, Mücken oder Bettwanzen besser zu erspüren. Das haben britische Forscher in einem Experiment herausgefunden. In ihrem Versuch bemerkten Versuchspersonen mit intakter Behaarung am Unterarm krabbelnde Bettwanzen deutlich früher als Personen, deren Unterarme rasiert waren. Außerdem benötigten die Bettwanzen auf behaarter Haut länger, um eine für das Blutsaugen geeignete Stelle zu finden, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Biology Letters“ berichten.

Im Gegensatz zu unseren Primatenvorfahren besitzen wir Menschen kein dichtes Fell mehr. Stattdessen ist unsere Haut nahezu überall mit feinen Härchen bedeckt. Der Flaum isoliere nicht gegen Kälte oder Nässe und spiele auch als Unterscheidungsmerkmal kaum eine Rolle, sagen die Forscher. Daher sei bisher unklar gewesen, warum der Mensch diesen Flaum überhaupt noch behalten habe. „Unsere Ergebnisse deuten nun darauf hin, dass das spärliche Körperhaar beim Menschen zumindest teilweise dazu beiträgt, den Parasitenbefall zu reduzieren“, schreiben Isabelle Dean von der University of Sheffield und ihre Kollegen.

Wenn Wanzen oder Zecken beim Krabbeln auf der Haut die feinen Haare berühren, werde dies besser wahrgenommen als das Krabbeln auf nackter Haut. „Aus Sicht des Menschen ist es von Vorteil, blutsaugende Parasiten gut zu erkennen und zu beseitigen, denn sie rufen Schäden und Allergien hervor und können Krankheiten übertragen“, sagen die Wissenschaftler. Das könnte daher erklären, warum die Reste des früheren Fells auch bei uns modernem Menschen noch immer erhalten geblieben sind.

Rasierte Unterarme im Dienste der Forschung

Für ihre Studie rasierten die Forscher zehn jungen Frauen und 19 jungen Männern die Oberseite eines Unterarms. Auf einen abgetrennten Bereich des rasierten Arms wurde eine Bettwanze gesetzt, ohne dass die Probanden das Tier sehen konnten. Sie sollten mit einem Zähler angeben, wann sie jeweils die Berührung der Wanze spürten. Später wurde dieser Versuch mit dem unrasierten Arm wiederholt. Wie die Forscher berichten, spürten alle Versuchsteilnehmer die Bewegungen der Wanzen häufiger auf dem noch behaarten Arm. „Wenig überraschend sind Männer dabei zudem besser als Frauen, weil sie mehr Körperhaare als Frauen besitzen“, schreiben Dean und ihre Kollegen.

In den Versuchen zeigte sich aber auch, dass die Bettwanzen auf behaarten Unterarmen länger brauchten, um zum Stich anzusetzen. Sie liefen länger nach einer geeigneten Stelle suchend herum als auf den rasierten Armen. „Solche verlängerten Suchzeiten bedeuten einen Nachteil für die Parasiten, denn sie verbrauchen mehr Energie und werden leichter entdeckt“, meinen die Forscher. (Biology Letters, 2011; doi:10.1098/rsbl.2011.0987)

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(Royal Society, 14.12.2011 – NPO)

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